„Nein. Du kannst hier nicht allein durch die Gegend fahren. Es ist zu gefährlich.", Miguel schaute mir ernst in die Augen.

„Wie bitte? Das heißt, ich bin in diesem Loch hier eingesperrt?", fuhr ich ihn an während ich einen Schritt auf ihn zuging.

„Ich werde heute Abend mit dir einkaufen fahren."

„Und was soll ich bis dahin bitte essen?"

Miguel zeigte erneut auf das Schoko-Schrott-Müsli.

„Vergiss es!", zischte ich und holte aus um das Müsli vom Tisch zu fegen. Die Schachtel platzte auf dem Fußboden auf und hinterließ eine riesen Sauerei. Ich jedoch rauschte aus dem Raum, durch das Wohnzimmer und hinaus.

„Jamie! Wo willst du hin?", hörte ich meinen Erzeuger rufen, doch natürlich ignorierte ich ihn. „Komm sofort zurück!"

Ich registrierte, dass er inzwischen in der Haustür stand, ich dagegen hatte schon das Gartentor passiert. Ganz sicher würde ich nicht zu diesem Loser zurück gehen!

Das Klackern meiner Heels zog die Aufmerksamkeit der Leute, die vor ihren Häusern saßen, auf mich. Ich schlängelte mich zwischen spielenden Kindern hindurch und verschwand schnell in einer kleinen Gasse. Ich wollte nicht, dass Miguel mir folgte. Außerdem konnte es hier ja wohl nicht gefährlich sein wenn Kinder draußen spielten. Die Straßen waren voller Menschen, es würde sofort auffallen, wenn mir jemand etwas antun wollte. Ich war es zwar gewohnt auf Heels zu laufen, doch nachdem ich ungefähr eine Stunde herum geirrt war, schmerzten meine Füße dann doch irgendwann. Ich war beinahe erleichtert, als sich vor mir ein großer Marktplatz auftat. Neugierig schlenderte ich durch die verschiedenen Stände. Wie überall stank es auch hier, außerdem war es viel zu laut. Die Mexikaner boten lauthals ihren angeblich frischen Fisch und verschiedene Fleischwaren an. Ein Gemüsehändler erschlug mich beinahe mit einer Gurke während ein Obsthändler mir einen Apfel andrehen wollte. Als ich schließlich ein paar Stände entdeckte, die Kleidung und Schuhe anboten, verlangsamte ich mein hektisches Tempo. Ich betrachtete gerade ein paar wirklich niedliche Sandaletten und ärgerte mich schon unheimlich darüber, dass ich kein Geld mitgenommen hatte, da wurde mein Handgelenk unsanft gepackt. Zuerst vermutete ich den aufdringlichen Obsthändler, doch als ich nach oben sah, sah ich in das vernarbte Gesicht eines Glatzkopfes. Seine Augen wirkten seltsam hohl, doch sein gesamtes Erscheinungsbild schrie nach Psychopath. Seine muskulösen Arme waren tätowiert mit diesen komischen Zeichen und Schriften.

„Lass mich sofort los!", zischte ich und versuchte dem groben Kerl mein Handgelenk zu entreißen. Sein Griff verstärkte sich und ich schrie schmerzvoll auf. „Das tut weh, du Arschloch!"

„Wer bist du?", fragte der Glatzkopf. Seine Stimme klang wie die eines achtzigjährigen Kettenrauchers.

„Das geht dich gar nichts an, Vollidiot!", keifte ich und krallte mich mit der anderen Hand in seine Hand, die mein Handgelenk noch immer fest hielt.

„Bist du hier um zu spionieren?", zischte der Widerling.

„Was? Spionieren?", fragte ich ungläubig. Er nickte kurz, dann spuckte er vor mir auf den Boden.

„Hey!", beschwerte ich mich und machte einen Satz nach hinten. Mit einem groben Ruck zog er mich zurück und ich prallte mit dem Gesicht voraus gegen seine Brust.

„Willst du stehlen?", frage der Kerl wieder.

„Stehlen? Ich stehle nicht!", so langsam bekam ich es mir der Angst zu tun. Vor allem hatte ich die Waffe entdeckt, die in seiner Jeans steckte. Ohne dass ich hätte etwas tun können zog er mich durch die Marktstände hinter sich her.

„Hey! Loslassen! Hilfe! Hilfe, ich werde entführt!", brüllte ich so laut ich konnte, doch keiner der vielen Menschen die hier waren, wollte mir helfen. Vielmehr sahen sie weg oder versteckten sich sogar hinter den Marktständen. Nicht zu fassen! Hier wurde man auf offener Straße am helllichten Tag entführt und keine Sau interessierte sich dafür! Vor einem schwarzen Wagen blieb der grobe Klotz stehen.

„Ich hab die Kleine hier aufgegabelt, die wollte stehlen!", knurrte Mister Glatzkopf.

„Nein! Ich stehle nicht, das hab ich dir aber schon gesagt, du Arschgesicht!", zischte ich und entriss ihm endlich mein Handgelenk. Rote Flecken auf meiner Haut waren das Ergebnis. Ich streckte ihm meine Hand vor das Gesicht.

„Geht man so mit einer Lady um, ja?", keifte ich aufgebracht.

„Du bist ganz schön frech zu Juan dafür, dass er dir den Arsch gerettet hat.", die  raue Stimme, die plötzlich hinter mir ertönte, ließ mich erstarren. Langsam drehte ich mich um und hatte Mühe nicht erschrocken nach Luft zu schnappen als ich in Chicos dunkle Augen blickte...


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