„Es ist alles zugeschneit, ich würde total gerne Fotos machen gehen, bei dem Wetter bekomme ich wunderschöne Motive hin" flüstert er mit leuchtenden Augen, während er sehnsüchtig aus dem Fenster schaut.

Vorher ist es mir gar nicht aufgefallen, doch tatsächlich hatte sich über Nacht eine zentimeterdicke Schicht Neuschnee über die Welt gelegt und glitzerte wie abertausende Diamanten. Die Sonne, die sich blass vom hellblauen, wolkenlosen Himmel abzeichnete, spielte mit den glitzernden Mustern des Schnees.

Ich seufze.

„Na dann, sollen wir uns anziehen?" frage ich und beobachte mit einem Lächeln, wie Blaines Gesicht praktisch erstrahlt und er mich freudig angrinst, bevor er in sein Zimmer rennt, um sich anzuziehen.

Ich schüttele den Kopf, ich habe mich wirklich um den Finger wickeln lassen.

Langsam begebe ich mich ebenfalls nach oben um meine Jacke zu holen. Ich muss mich ja schließlich nicht warm anziehen, ich könnte nackt herumrennen und mir würde nicht mal annähernd kalt werden. Aber wir wollen hier ja keine öffentlichen Unruhen starten.

Ich öffne die Tür zu Blaines Zimmer genau in dem Moment, als er sich einen Pulli überstreift und ich kann noch einen Blick auf seine zarte Haut seiner Hüfte erhaschen.

Nein, nein, nein!

Warum macht mein Magen Purzelbäume und warum habe ich so ein flatterndes Gefühl in meiner Brust?! Ich schüttele den Kopf, Augen zukneifend. Diese Flut an ungewohnten Gefühlen verunsichert mich, zu lange habe ich sie nicht verspürt, und solche erst Recht nicht.

Blaine dreht sich um und wühlt etwas in seinem Schrank herum, bevor er einen dicken Wollschal hervorzieht, den er sich um seinen Hals schlingt. Danach holt er seine Kamera vom Schreibtisch und dreht sich erwartungsvoll zu mir um, um mich dann mit einem missbilligenden Blick zu mustern.

„Draußen ist es doch kalt" murmelt er und holt dann entschlossen einen weiteren, dicken Schal aus den Tiefen seines Schranks. Ich rolle mit den Augen, er scheint es immer noch nicht verstanden zu haben.

„Hör auf mit den Augen zu rollen, ich weiß dass dir nicht kalt ist, aber bitte, mir zuliebe?" er hält mir den roten Schal mit den grünen Details entgegen und ich gebe erneut nach.

Nachdem ich den unglaublich dicken Schal um meinen Hals gewickelt habe, Blaine zufrieden ist, ich ihm einen murrigen Blick aus dem Berg von Schal zugeworfen habe und wir im Wohnzimmer ein Feuer im Kamin entfacht haben, gehen wir endlich los.

In dem Moment, als wir das Haus verlassen und uns die Sonne in ihrem Licht umhüllt, beginnt meine Haut zu prickeln und mein Kopf beginnt zu pochen. Ich kneife meine Augen zusammen, den stumpfen Schmerz ignorierend.

Es geht jetzt um Blaine, rede ich mir ein, der sich bereits in eine kauernde Position begibt, um die raureifumhüllten Blätter eines Efeus zu fotografieren. Ich lächele, als er fast das Gleichgewicht verloren hätte und in den fluffigen Schnee gefallen wäre.

Nachdem er es geschafft hat, das Motiv festzuhalten, kommt er mit einem breiten Grinsen auf mich zu. Seine Wangen sind bereits von der Kälte gerötet und sein Atem wird in kleinen Wolken sichtbar.

Auf einmal bleibt er stehen und hebt seine Kamera. Ehe ich weiß, was er vorhat, schießt er schon ein Foto von mir.

„Hey!" lachend komme ich auf ihn zu während er immer weiter Bilder von mir macht. Kichernd senkt er die Kamera bevor ich sie ihm wegnehmen kann und weicht mir aus. Ich grinse, man sollte keinen Vampir provozieren.

Bevor er reagieren kann, stehe ich schon wieder neben ihm. Er wirbelt herum und versteckt seine Kamera schützend vor mir, sein Dauergrinsen immer noch auf seinen Lippen. So geht es eine Weile, bis er heftig atmend Pause machen muss. Ich lache leise und verstumme dann.

Dieses leuchtende, kribbelnde, warme Gefühl in mir.

Es gefällt mir. Und ich weiß, dass ich mich schon bald nicht mehr wehren werde, sondern hart und tief fallen werde.

Ein Schneeball trifft mich am Hinterkopf und ich drehe mich um. Blaine hat seine Kamera auf der Veranda abgelegt und steht nun breitbeinig im Schnee, bereits eine zweite Kugel formend, was ihm aber nicht leicht fällt, da der Schnee noch zu weich ist.

Ich gehe sofort auf Angriff über, forme ebenfalls einen Ball, kann Blaines Wurf ausweichen und renne dann auf ihn zu. Er lacht immer noch, durch den Schnee stolpernd. Ich treffe ihm am Rücken, woraufhin er in die weiße Masse fällt und sich zu mir umdreht. Seine Haare sind von den schmelzenden Flocken nass und er atmet immer noch heftig. Das warme Glühen in meinem Bauch und Herzen ignorierend, halte ich ihm meine Hand hin und er zieht sich an mir hoch.

„Okay, du hast gewonnen" räumt er ein und schubst mich leicht, seine Zunge rausstreckend, worauf ich ein Grinsen erwidere.

Ich kneife meine Augen erneut zusammen als sich der unangenehme Effekt der Sonne in den Vordergrund schiebt und stechende Kopfschmerzen aufflammen. Ich schüttele den Kopf um sie zu vertreiben doch Blaine mustert mich bereits besorgt.

„Mist, ich hab total vergessen dass..." er beißt sich auf die Unterlippe

„Wir gehen wohl besser wieder rein" beendet er seinen Satz doch ich schüttele den Kopf.

„Es ist nicht so schlimm" beruhige ich ihn, auch wenn es nicht stimmt, doch er hat gerade so viel Spaß. Doch ich sollte Blaine mittlerweile gut genug kennen.

„Nein, ich will nicht dass du meinetwegen Kopfschmerzen und sonst was hast. Ich habe eh meine Bilder und mir wird auch langsam kalt" beharrt er und ich seufze.

„Okay" murmele ich und er nickt, meine Hand nehmend.

Im Haus herrscht eine wohlige Wärme durch das Feuer im Kamin, die selbst mir auffällt. Blaine zieht sich in seine gemütlichen Sachen um und nachdem ich mich schließlich auch in eine Jogginghose bequemt habe, die er mir anbot, setzen wir uns ins Wohnzimmer.

Blaine setzt sich neben mich und gähnt leise.

„Danke für den Tag, ich werde ihn nicht vergessen" murmelt er bereits schläfrig und drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor ich überhaupt registriere was geschieht. Meine Augen weiten sich und ich schaue zu ihm. Doch er ist bereits eingeschlafen, seine Haare immer noch leicht feucht und seine Wangen immer noch gerötet.

War das gerade ein Kuss?




Numb (Boy x Boy)Место, где живут истории. Откройте их для себя