Taumelnd erreiche ich meine Zimmertür und als ich endlich in den schützenden Schatten meines ewig abgedunkelten Zimmers trete, falle ich erschöpft auf mein Bett. Ohne mich noch um meine Klamotten zu kümmern, schlafe ich ein.

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Mit einem Ruck wache ich auf, einen Moment lang habe ich keine Orientierung, bis mir meine vergangenen Stunden wieder einfallen. Mit einem leisen Stöhnen fahre ich mir durch meine total zerwuschelten Haare und versuche mich an Details zu erinnern.

Mir fällt jedoch nur ein, wie ich wie paralysiert durch die Menschenmengen gewandelt bin und nach einer Weile endlich meinen Weg nach Hause geschafft habe.

Ich stehe schwungvoll auf, ein Blick ans Fenster verrät mir, dass es bereits dunkel ist.

Und dann fällt mir Blaine ein. Der wahrscheinlich schon lange auf mich wartet. Meine Augen weiten sich und ich ziehe mir schnell ein neues Oberteil an, bevor ich in meine Boots schlüpfe und meine Lederjacke überwerfe. Mir macht die stechende Kälte draußen ja nichts aus.

Mit lauten, polternden Schritten renne ich die Treppe runter, um dann draußen weiterzurennen, den empörten Blick einer älteren Dame ignorierend.

Endlich erreiche ich die gefüllte Kneipe, drinnen ist reger Betrieb und ich kann Blaine an der Bar sehen. Sein Blick ist auf seine Cola gesenkt während er gelangweilt eine Serviette in atomgroße Teile zerrupft. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen.

Ich halte inne

War das eben ein echtes, wenn auch nur kleines, Lächeln?

Ich schüttele den Kopf, was auch immer gerade mit mir geschieht, es ist verwirrend und nervig. Könnte mal wieder aufhören.  Wieder mit einem Stirnrunzeln setze ich mich neben Blaine, der überrascht aufschaut.

„Ach, hast du endlich beschlossen, mir jetzt doch Gesellschaft zu leisten?" fragt er mit leicht säuerlichem Ton und ich schnaube.

„Verschlafen" gebe ich als knappe Antwort wieder, doch bemerke meinen Fehler zu spät. Nämlich dann, als Blaine aufhorcht und sich neugierig aufrichtet.

Mist. Mist. Mistmistmist.

„Verschlafen also..." seine Augen blitzen, wie als ob er etwas Neues entdeckt hätte was ihn total begeistert. Ich kann praktisch die Rädchen in seinem Kopf drehen sehen. Mit einem Seufzen bestelle ich einen Brandy und wende mich dann wieder Blaine zu.

Seine blauen Augen leuchten, als er mich gedankenverloren mustert. Auf seinen Lippen breitet sich langsam ein Lächeln aus bis er grinst.

„Was ist los?" frage ich, doch ich weiß seine Antwort bereits. Er hat ziemlich sicher herausgefunden was ich bin. Und scheinbar ist er auch noch ein Fan von Übernatürlichem, weswegen er sich noch mehr freut.

Er schaut sich in der Kneipe um, bevor er sich zu mir vorlehnt um mir seine Antwort ins Ohr zu flüstern.

„Du bist ein Vampir" er kichert leise.

Ich schließe die Augen, verzweifelt nach einer einigermaßen plausiblen Ausrede suchend, doch dann schlägt mir sein göttlich verführerischer Geruch entgegen und meine Reißzähne schärfen sich ungewollt, als sich mein Hunger mit einer unglaublichen Wucht bemerkbar macht.

Ich stehe schnell auf und verlasse die Kneipe, ohne einen letzten Blick auf Blaine zu werfen, da er sonst meine nun rot glühenden Augen bemerken würde. Die Gerüche um mich herum treiben mich in den Wahnsinn. Mit einem leisen Zischen verschwinde ich in die dunklen Gassen, mein Blickfeld um mich herum leicht rötlich angehaucht.

So schlimm war es noch nie.

Ich habe praktisch keine Kontrolle mehr über meinen Körper, über meine Gedanken und Bewegungen. Ich bin ein lautloser Killer in der Nacht, der nun sein Opfer gefunden hat. Eine junge Frau auf dem Weg nach Hause. Normalerweise würde ich nie solche Menschen angreifen, doch mein Hunger treibt mich voran.

Sekunden später fließt ihr warmes Blut meine trockene Kehle herab. Ein animalisches Knurren verlässt meine Kehle, als sie einen letzten, schwachen Schrei abgibt um danach in meinen Armen zu erschlaffen.

Ich löse mich schwer atmend von ihrem langsam erkaltenden Körper, mein Durst endlich gestillt, als mir meine Tat klar wird.

Mit einem Fluchen lasse ich sie los und fahre mir frustriert durch die Haare. Sie war bestimmt beliebt, so wie sie gekleidet ist, war sie auf einer Party. Man wird sie auf jeden Fall vermissen. Ich nehme ihre Leiche mit, um sie hinter einen Altpapiercontainer zu legen. Man wird sie früher oder später finden, doch meine Hoffnung ist, dass man eine andere Erklärung finden wird als übernatürliche Wesen.

Mein Durst mag zwar gestillt sein, doch meine Gefühle sind aufgewühlt wie eh und je. Ich beschließe zurück zu Blaine zu gehen, ich bin ihm einige Erklärungen schuldig. Ich hänge meinen Gedanken nach als ich zur Kneipe laufe, nach Entschuldigungen und Ausreden suchend.

Doch all dies fliegt aus meinem Kopf, in der Sekunde als ich um die letzte Ecke biege.

Vor mir spielt sich eine Szene ab, die das Blut in meinen Adern gefrieren lässt.

Blaine kauert an der Wand, Augen in Schock aufgerissen, Hände zitternd an die Wand gepresst und niemand anderen als meinen momentan größten Feind anstarrend, der sich mit einen gierigen Grinsen über ihn beugt, Reißzähne geschärft und Durst in seinen glühenden Augen.

Dann senkt er seinen Kopf zu Blaines Hals.


Numb (Boy x Boy)Where stories live. Discover now