"Du vermisst ihn wirklich sehr, nicht wahr?"
"Mhm?" Verwirrt sah Zoey, die mich nachdenklich musterte, an. Eigentlich sollten wir eine Gruppe Frauen und Kinder beim Packen ihrer wichtigsten Habseligkeiten beaufsichtigen, doch ich schaffte es einfach nicht, mich darauf zu konzentrieren. Stattdessen schweiften meine Gedanken ständig ab.
"Klar vermisse ich ihn, aber die Schuldgefühle sind noch schlimmer", seufzend schob ich ein kleines Mädchen zurück zu ihrer Mutter. "Aber ich kann es nicht ändern und wir haben Wichtigeres zu tun, als Trübsal zu blasen." Ich lächelte gezwungen und versuchte mir das Chaos in meinem Inneren nicht anmerken zu lassen.
"Wenn du meinst", erwiderte sie skeptisch. "Du kannst immer mit mir reden, wenn irgendetwas ist, okay?" Ich nickte abwesend; anscheinend hatte sie es aufgegeben, mir zu sagen, dass es nicht meine Schuld war. Früher oder später würden wir wohl wieder auf das Thema zurückzukommen, aber im Moment war ich dankbar, dass Zoey es dabei beließ. Zur Zeit brauchte ich einfach nur dringend eine Beschäftigung, mit ein bisschen Glück würde ich dann auch wieder mehrere Stunden durchschlafen.
"Hey", stirnrunzelnd beobachtete ich eine Frau Mitte 40, die drei große Koffer hinter sich her zog. "Sie können doch nicht so viel mitnehmen, wir reisen mit leichtem Gepäck."
Sie blieb stehen und starrte mich verärgert an. "Sagt wer?"
"Sage ich", augenverdrehend machte ich einen Schritt auf sie zu. "Jeder nimmt nur das Nötigste mit, wir haben keine Zeit, um einen Haufen überflüssiger Sachen mitzuschleppen."
Für einige Sekunden schien sie zu überlegen, ob es sich lohnte, mir erneut zu widersprechen. Ein kritischer Blick auf mein Offiziersabzeichen nahm ihr letztendlich die Entscheidung ab; mit einem deutlich wütenden Schnauben brachte sie zwei Koffer wieder zurück und machte sich mit dem dritten auf den Weg zum Treffpunkt.
"Ich glaube, die wird sich nicht noch mal so schnell mit dir anlegen", grinsend stellte sich Zoey neben mich und sah der Frau hinterher. "Du hast fast den selben Tonfall wie....", sie biss sich auf die Zunge und sah mich entschuldigend an, "Sorry."
"Das zwanghafte Vermeiden von Damons Namen macht sein Verschwinden auch nicht besser", murmelte ich, konnte ein trauriges Lächeln jedoch nicht unterdrücken. Ich hatte mich wirklich fast genauso angehört, wenn man davon absah, dass Damon in so einer Situation nicht die Augen verdreht hätte.
"Das gehört mir, gib es wieder her!" Das Geschrei von einem Mädchen in unserem Alter lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe. Offenbar stritten die sich schon wieder um irgendeine sinnlose Kleinigkeit.
"Warum nur habe ich das Gefühl, dass das noch ein sehr langer Tag werden wird?", seufzte Zoey, ehe wir uns langsam in Bewegung setzten, um zu verhindern, dass jemand ernsthaft verletzt wurde.

"Sind jetzt alle da?", fragend musterte Colin, der nun den höchsten militärischen Rang hatte, die versammelten Offiziere. Wir sollten jeweils zu zweit unterschiedliche Gruppen beaufsichtigen und dafür sorgen, dass sich alle Menschen in einer gigantischen Halle einfanden. Gar nicht so einfach bei mehreren Tausend Leuten, besonders, weil viele Zoey und mir nicht glauben wollten, dass wir keine Scherze machten. Im Endeffekt mussten wir sogar in einige Wohnungen einbrechen, weil die darin Lebenden sich aus lauter Panik eingeschlossen hatten. Eigentlich war es ein Wunder, das wir vermutlich nur Christina zu verdanken hatten, dass keine Massenhysterie ausgebrochen war. Irgendwie hatte ich mir so eine Evakuierung deutlich einfacher vorgestellt.
"Lola?"
"Was?", erschrocken sah ich meinen Vorgesetzten an. "Also wir haben niemanden mehr gefunden." Erleichtert, dass das scheinbar tatsächlich die Antwort auf seine Frage gewesen war, wartete ich gespannt darauf, was als nächstes passieren würde.
Zu meiner Überraschung verstummten die aufgeregten Gespräche sofort, als Christina auf ein erhöhtes Podest trat.
"Ich glaube, ich muss niemanden mehr davon überzeugen, dass das hier keine Übung ist", nein, das hatten wir schon erledigt, "Wir befinden uns in größerer Gefahr, als je zuvor und müssen deswegen einen sicheren Ort erreichen. Ich selbst vertraue mein Leben ebenso wie Sie alle unseren Kriegern, den Phoenix, an", sie nickte Colin, der ebenfalls das Podest betreten hatte, ermutigend zu und trat einen Schritt zur Seite.
"Ich danke Ihnen für das Vertrauen und hoffe, dass wir es nicht enttäuschen werden", Colin räusperte sich kurz, ehe er fortfuhr. "Wir werden in vielen kleinen Gruppen reisen, um das Risiko der Entdeckung möglichst gering zu halten. Jede Gruppe wird von mehreren Soldaten und mindestens einem Offizier begleitet und auch wenn Sie alle Zivilisten sind, würde ich Ihnen dringend raten, die Befehle der Phoenix ohne zu Zögern zu befolgen. Andererseits könnten Sie den nächsten Tag möglicherweise nicht mehr erleben." Sein ernster Blick dürfte wohl auch den letzten Zweifler überzeugen. Ich persönlich fragte mich nur, wie groß denn eine kleine Gruppe sein sollte. Selbst mit großzügigen Schätzungen musste man bedenken, dass wir vielleicht 100 Offiziere und knapp 3000 Soldaten waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir fast 10000 Menschen sicher hier wegbringen konnten.
"Ich wünschte, Damon wäre hier."
"Da bist du nicht die Einzige." Hatte ich das laut gesagt? Offenbar schon, sonst hätte Alaric wohl nicht seinen Kommentar dazu abgegeben. "Ich glaube, jeder würde sich etwas wohler fühlen, wenn er hier wäre. Jetzt bist du wohl unsere Geheimwaffe, niemand anderes hier hat außergewöhnliche Fähigkeiten." Na toll, das hatte mir gerade noch gefehlt. Genervt setzte ich zu einer Antwort an, als Colin mich unterbrach.
"Ich schätze mal, jeder von euch hat das gerade eben mitbekommen. Eure wichtigste Aufgabe in den nächsten paar Stunden wird es sein, möglichst viele Zivilisten sicher zum nächsten Treffpunkt zu bringen. Im Idealfall sehen wir uns alle in der Nähe von Philadelphia wieder." Ein erneuter ernster Blick ließ viele von uns unsicher auf den Boden sehen; gerade mal ein paar Wochen zum Offizier beziehungsweise zur Offizierin ernannt und schon mussten wir eine so wichtige Aufgabe übernehmen. Und insgeheim wusste wohl jeder, dass wir uns nicht alle wiedersehen würden, viele Menschen würden es nicht bis zum Treffpunkt schaffen.
"Viel Glück; lasst uns hoffen, dass die Regierung zu beschäftigt ist, um die Züge kontrollieren zu lassen."

Und ein neues Kapitel ist fertig geworden ^^. Gleichzeitig habe ich mal wieder eine Frage an euch, die mich schon eine Weile beschäftigt. Inzwischen sind wir ja schon fast bei Kapitel 50 angekommen (eigentlich verrückt, am Anfang dachte ich, dass die Geschichte höchstens 30 Kapitel lang werden würde) und, nebenbei gesagt, in MicrosoftWord geschrieben bei circa 170 A4 Seiten angekommen (ein normales Buch hat ja immer so ungefähr A5, etwas größer oder kleiner, je nach dem, also sind wir schon bei ungefähr 340 Buchseiten :O #ichglaubsnicht ). Wie auch immer, der eigentliche Punkt ist, dass Lolas Geschichte noch lange nicht vorbei ist. Im Gegenteil, ich rechne (grob geschätzt) mit noch wenigstens 20-30 weiteren Kapiteln (vielleicht überschätze ich mich ja auch, aber ich hatte ja auch nicht damit gerechnet, so viele Kapitel zu schaffen, also...).
So, das war die Vorgeschichte, jetzt kommt die Frage. Na gut, noch nicht ganz. Ich hege die Befürchtung, dass ~80 Kapitel vielleicht etwas zu viel für ein Wattpad-Buch sind und überlege eben, ob ich den Rest in ein zweites Buch schreiben soll. Andererseits wirds ja vielleicht doch nicht so viel......ihr merkt, ich bin überfordert :D
Also, soll ich lieber hier weiter schreiben und dann notfalls 100Kapitel haben oder soll ich ein zweites Buch anfangen, mit der Gefahr, dass das nicht soooo lang wird?

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Donde viven las historias. Descúbrelo ahora