Die letzte Nacht

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Am Abend saß ich draußen mit Ginny, da die Herren innerhalb des Hauses besprachen wie sie voran gehen würden. Ich wollte das nicht so genau wissen. Meine Meinung war immer noch, dass sie das anderen überlassen sollten. Sie waren nicht die Einzigen die gegen Todesser waren.

„Jetzt zerbrich dir doch nicht den Kopf darüber.", flüsterte Ginny und legte sich ins Gras. „Sie sind alt genug."

„Willst du deinen Bruder denn nicht zuhause haben, Gin?", fragte ich und sah auf sie herab. „Ich meine ihr wart doch auch solange getrennt."

„Wir werden danach noch sehr lange miteinander haben.", lächelte sie leicht. „Das ist nur eine Sache von Wochen, Miene, dann sind sie wieder da. Es sind nicht mehr viele Todesser da draußen."

Ich legte mich neben sie und sah gen Himmel. Es war eine klare Nacht mit einer angenehmen Temperatur, aber dennoch fröstelte ich. Selbst der Anblick der Sterne beruhigte mich heute nicht.

„Es wird ihnen nichts passieren.", drehte sie sich zu mir. „Miene, du weißt viel besser als ich, dass sie bereit genug sind, sie zu fangen. Ihr wart auf der Jagd nach Horkruxen und habt alles heil überstanden, mit ein paar Hindernissen. Jetzt sind sie nicht allein, sie haben Verstärkung."

„Ich weiß.", nickte ich leise. „Ich wünsche mir doch nur eine Auszeit. Sie meinen es beide gut, keine Frage. Aber ich möchte nicht, das sie sich übernehmen. Gerade Ron, er hat doch erst einen Bruder verloren."

Ginny schwieg und drückte meine Hand. „Wir können sie nicht umstimmen."

„Nein.", seufzte ich. „Können wir nicht."

Und so lagen wir noch eine Weile da. Eine Sternschnuppe jagte die anderen, wobei ich mir wünschte, was mir auf der Seele lag. Ich hörte Ginny irgendwann gleichmäßig atmen und wollte mich hoch machen. Aber ich war selbst zu müde um dies zu tun. Vielleicht schloss ich meine Augen aus Prinzip, vielleicht aber auch weil ich ausgelaugt war und einfach nur meine Ruhe wollte.

„Sie sind eingeschlafen.", hörte ich jemand im Unterbewusstsein flüstern.

„Es wird zu kalt, Harry, bringen wir sie hoch.", erkannte ich Ron seine Stimme und holte tief Luft.

„Harry nimm du Ginny und Ron nimm Hermine.", ordnete jemand an.

„Aber die Betten sind noch nicht fertig, Mom."

„Dann müsst ihr sie eben zu euch mit nehmen. Harry das Gästezimmer hast du doch schon fertig oder?"

„Ja.", ertönte seine leise Stimme.

„Dann wirst du es dir mit Ginny teilen. Heute Abend fange ich auch keine Betten mehr an.", seufzte Mrs. Weasley.

„Kein Problem."

„Mein Bett ist auch fertig, dann nehme ich Miene mit zu mir.", erklärte Ron. „Damit haben wir beide kein Problem."

„Dann macht das ihr hochkommt. Es werden anstrengende Tage auf euch zu kommen."

Das nächste waren Arme um mich, welche mich hochnahmen. Ich spürte Rons Brust als mein Kopf dagegen lehnte und ich seufzte leise, wobei ich langsam wacher wurde. Ich gab keinen Mucks von mir als er mich die vielen Treppenstufen hoch zu seinem Zimmer brachte. Es war das letzte Zimmer unter dem Dach, weshalb der Weg sehr lang war. Aber mein Gewicht schien ihm nichts auszumachen. Schließlich merkte ich wie wir ankamen, da ich das bekannte Knarren der letzte Treppenstufen kannte. Ich war schon oft hier oben gewesen, aber es war nicht so wie jetzt.

„Okay.", hörte ich ihn flüstern, ehe er mich auf dem Bett ablegte und die Decke zurecht zog.

Ich wagte es kurz zu linsen, wobei ich erhaschte, wie er sein Oberteil auszog. Er machte sich scheinbar bettfertig. Leicht lächelnd schloss ich meine Augen und holte wieder tief Luft, ehe ich mich auf die Seite drehte und langsam meine Augen wieder öffnete, diesmal ganz.

„Hey.", hörte ich meine eigene Stimme flüstern.

Abrupt, aber doch langsam drehte er sich in meine Richtung. Sein Oberteil in der Hand haltend, lächelte er mich an: „Du bist wach."

„Sieht ganz danach aus.", stützte ich mich mit dem Ellenbogen hoch. „Wann brecht ihr auf?"

Er sah sichtlich überrumpelt aus, weshalb er mich erst nur ansah.

„Morgen."

„Morgen?", hob ich eine Augenbraue und setzte mich nun ganz auf. „Und wann wolltest du mir das sagen? Morgenfrüh?"

„Du hast doch geschlafen.", legte er sein Oberteil zur Seite und kam langsam auf das Bett zu, von welchem ich mich nun erhob.

„Dann hättest du mich geweckt.", protestierte ich. „Ron, wieso so schnell? Was bringt das?"

„Sie können unter tauchen.", gab er zu bedenken und strich über meine Arme. „Miene, ich bin doch bald wieder zurück."

„Bald ist aber nicht schnell genug.", schüttelte ich den Kopf und merkte wie sich Tränen in meinen Augenwinkeln bildeten. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert, Ron."

„Das ist deine Sorge?", flüsterte er. „Deswegen bist du dagegen?"

„Ja, verdammt!", stieß ich ihn von mir. „Ron weißt du wie viele Gedanken durch meinen Kopf jagen, wenn du nicht bei mir bist? Weißt du was ich für eine Angst habe, wenn du weg bist? Dir könnte so viel passieren und ich würde es zu spät erfahren, hast du daran mal gedacht? Jetzt grins nicht so, Ronald Weasley. Ich sterbe innerlich, weißt du das?"

Und dann zog er mich an sich. Ich wollte weiter sprechen, ihn weiter verfluchen, aber ich konnte nicht, denn jetzt war der Bann gebrochen und meine Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten. „Hat das vergangene Jahr nicht gereicht?"

Ohne das ich es mitbekam, landeten wir auf dem Bett. Ich an ihm geschmiegt, er seine Arme liebevoll und fest um mich gelegt. Er schwieg, bis ich mich etwas beruhigt hatte, wobei er unaufhörlich über meinen Rücken strich.

„Du musst dir keine Sorgen machen.", sagte er leise. „Es sind nicht nur Harry und ich. Da sind noch mehr Leute vom Ministerium. Es wird alles glatt laufen. Okay?", er strich über meine Wange. „Ich sehe dich nicht gerne weinen. Ich liebe dich, das weißt du, Miene, ich komme zurück."

„Wehe nicht.", murmelte ich und setzte mich erneut auf, um meine Wangen zu trocknen. „Versprich mir nur, dass du dich nicht in große Gefahren bringst."

Ron erschien neben mir und nahm meine Hand in seine. „Ich verspreche dir auf mich aufzupassen. Auf mich und Harry."

Ich nickte und drehte meinen Oberkörper in seine Richtung, wobei ich mein eines Bein leicht mitzog. Ich holte tief Luft und lächelte leicht.

„Dann ist das also unsere letzte gemeinsame Nacht?"

Er nickte und sah gegen seine Wand, an welcher Poster hingen. „Merkwürdig. Aber wahr - und nicht für immer."

„Ich warne dich.", sah ich zu ihm auf. „Tu mir das nicht an."

„Ich werde dich nie verlassen.", schüttelte er den Kopf. „Nicht in dem Sinne. Du bist alles was ich je wollte und wenn das alles beendet ist dann gehe ich nie wieder. Hörst du? Ich liebe dich über alles. Die Zukunft, die sichere Zukunft, gehört uns."

Ich zog ihn zu mir runter und besiegelte es mit einem Kuss. Meine Hand fuhr dabei von seinem Hinterkopf, zum Hals und schließlich vor zu seiner Wange. Langsam aber sicher fanden auch seine Hände ihren Weg zu meiner Taille und er zog mich näher zu sich.

Unsere letzte Nacht - und ich ließ es zu.


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