Und so kam es, dass ich jetzt gemeinsam mit Liz und drei anderen Mädchen möglichst geräuschvoll durch den Wald stapfte und hoffte, dass wir möglichst bald auf eine Patrouille ohne Damon stoßen würden. Ansonsten konnte ich wahrscheinlich gleich mit erhoben Händen stehen bleiben und aufgeben. Theoretisch war unser Plan simpel, aber gut: bis jetzt war das gegnerische Team immer zu fünft unterwegs gewesen, mit ein bisschen Glück würde jeder von denen versuchen eine von uns zu fangen. Logischerweise würden wir wiederum in verschiedene Richtungen laufen; an drei verabredeten Stellen hatten sich jeweils vier andere Frauen versteckt, dorthin sollten wir unsere Verfolger locken. Und ihr habt richtig gelesen, drei Stellen, obwohl wir zu fünft waren. Notfalls würde sich jemand opfern, um den anderen die Flucht zu ermöglichen.
"Hey!" Eine nur allzu bekannte Stimme ließ mich erstarren. Warum mussten wir denn auch so ein Pech haben? Adieu Freiheit, hallo Fesseln. Betont ruhig drehte ich mich um, die anderen vier starrten mich erschrocken an. Mit dieser Situation hatten wir (leider) auch gerechnet, aber ich hatte gebetet, dass das nicht passieren würde. Vielleicht sollte ich mir aber mal einen neuen Gott suchen, denn meiner schien mir nie zuzuhören.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Prinzessin." Grinsend musterte Damon mich; vermutlich überlegte er, warum wir immer noch hier standen. Es wäre sinnvoller gewesen sofort abzuhauen, aber vorher musste ich zumindest kurz darüber nachdenken, ob es besser wäre zu einer der Fallen zu laufen oder lieber darauf zu vertrauen, dass ich ihn abhängen konnte. Dass Damon mir folgen würde, war ja wohl offensichtlich.
"Eigentlich wollten wir nur zum Fluss", unauffällig gab ich den anderen Zeichen, wohin sie laufen sollten. "Wie wäre es, wenn wir ausnahmsweise einfach vorbei könnten?" Sonderlich viel brachte meine Ablenkung nicht, mein Freund verfolgte aufmerksam jeden meiner winzigen Schritte.
"Lass mich überlegen - nein." Das war unser Stichwort, blitzschnell verteilten wir uns in verschiedenen Richtungen. Ich hatte inzwischen beschlossen lieber Damon abzulenken, auch wenn ich dafür garantiert gefangen werden würde; aber vielleicht hatten so zumindest die anderen eine Chance, unseren Plan in die Tat umzusetzen. Ein Blick zurück bestätigte mir zumindest, dass sich auch unsere Verfolger aufgeteilt hatten, aber wo war denn plötzlich...
"Suchst du jemanden?" Wie aus dem nichts war Damon neben mir aufgetaucht, was mich zu einer scharfen Linkskurve zwang. Verdammt, jetzt hatte ich allmählich echt die Orientierung verloren, musste ich nicht woanders lang? Eigentlich konnte ich echt von Glück reden, dass ich noch nicht über eine Wurzel gestolpert war, trotzdem würde ich meinen winzigen Vorsprung nicht allzu lange halten können, wenn ich nicht wusste, wo genau ich war.
"Nein, nein, nein...." Schlitternd versuchte ich vor einem kleinen Abhang zu bremsen, schaffte es aber natürlich nicht. Stattdessen stolperte ich und rollte den Hügel herunter. Direkt über einen Haufen Stöcke und Steine, bis ich schließlich am Ende gegen einen Baum knallte.
Stöhnend blieb ich liegen, das war echt nicht witzig.
"Lola? Alles in Ordnung?" Gut, vielleicht sollte ich doch nicht liegen bleiben. Schneller als ich es selbst erwartete stand ich wieder auf; Damon rutschte ebenfalls mehr, als das er ging, aber wenigstens stand er noch. Also zum Glück für ihn, für mich war das eher ungünstig.
"Alles bestens", rief ich noch zurück, während ich schon weiter rannte. Eigentlich fragte ich mich ja, was er gemacht hätte, wenn ich mich ernsthaft verletzt hätte, aber ausprobieren wollte ich das auch nicht. Also lieber weiter abhauen, hoffentlich waren zumindest Liz und die anderen entkommen.
Keuchend stolperte ich schließlich auf eine kleine Lichtung und blieb ruckartig stehen. Keine fünf Meter von mir hielten drei Männer die gefesselte Anne und zwei Mädchen, die beide Lisa hießen, fest. Das war definitiv...
"Endstation, Prinzessin." Damon hatte mich eingeholt und riss mich hart zu Boden. Irgendwie kam mir diese Situation ziemlich bekannt vor, weswegen ich wusste, dass ich keine Chance hatte abzuhauen, solange er mich noch auf den Boden drückte. "Könntest du bitte von mir runter gehen? Das ist ziemlich unbequem", bat ich. Sobald ich wieder auf eigenen Beinen stand, könnte ich mich zumindest besser wehren.
"Nein." Konzentriert kramte Damon ein Seil aus einer der unzähligen Taschen seiner Jacke. "Wenn du dich nicht wehrst, könnte ich aber eine Ausnahme machen, das wäre sowohl für dich als auch für mich leichter."
"Na dann; ich werde nichts Blödes machen." Natürlich würde ich etwas Blödes machen, aber das konnte ich ja schlecht sagen. So ganz schien er mir das nicht abzukaufen, aber im Endeffekt war es ihm wohl doch zu kompliziert mich in dieser Position zu fesseln, weswegen ich kurz darauf wieder stand. Diesen Umstand musste ich natürlich sofort ausnutzen, trat Damon so fest es ging gegen das Schienbein, rannte los - und konnte zum zweiten Mal heute die Annehmlichkeiten des Waldbodens bewundern. Nur diesmal leider mit dem Gesicht nach unten und Damons Knie in meinem Rücken.
"Warum wusste ich, dass du sowas machen würdest?" Ohne auf meinen Protest zu achten, zog er meine Arme nach hinten, um sie auf meinem Rücken zu fesseln.
"Geht's dir jetzt besser?" Nachdem ich wieder aufstehen durfte, testete ich möglichst unauffällig wie fest das Seil war; zu fest für meinen Geschmack, das würde ich nicht so einfach durchkriegen. Mal ganz davon abgesehen, dass es weh tat.
"Jetzt, wo du meine Gefangene bist? Ja, irgendwie schon." Er sah mich schmunzelnd an. "Eigentlich könnte ich jetzt alles was ich will mit dir anstellen." Nachdenklich war er dicht vor mich getreten und hob mein Kinn an. Damit hatte er nicht unrecht, aber eigentlich könnte ich mir diesen Umstand auch zunutze machen.
"Was hält dich davon ab?", fragte ich leise. Konnte nicht schaden, ein bisschen eingeschüchtert zu klingen.
"Das Wissen, dass du meine daraus folgende Unaufmerksamkeit schadlos ausnutzen und abhauen würdest." Wie um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, packte Damon mich nun fest am Oberarm, um mich hinter den anderen herzuziehen. Damit war meine Chance auf eine Flucht endgültig auf null gesunken, gegen diesen festen Griff kam ich nicht an. "Sowas traust du mir zu? Ich bin gefesselt, wie soll ich denn da wegrennen?" Trotz der Aussichtslosigkeit meiner Lage versuchte ich mich zu wehren, was jedoch ziemlich schwierig war. Wenn meine Hände wenigstens vor meinem Körper wären, dann könnte ich mich zumindest mehr bewegen.
"Tu nicht so scheinheilig, wir wissen beide, dass du nur auf einen geeigneten Moment wartest", antwortete er und beschleunigte unser Tempo. Damit hatte er blöderweise auch recht. "Könntest du mal aufhören so zappeln? Das nervt allmählich." Zappeln. Pfft, so würde ich es nun nicht bezeichnen. "Träum weiter." Wenn ich so zumindest unsere Ankunft im Lager verlangsamen konnte, würde ich doch ganz sicher nicht aufhören. Also zog ich weiter in die entgegengesetzte Richtung, in die wir liefen; mit mäßigem Erfolg, aber nunja.
"Ich meins ernst, Prinzessin. Wenn du nicht endlich mal normal läufst, binde ich dir auch noch die Füße zusammen und trage dich weiter, verstanden?" Zugegeben, das wollte ich dann doch lieber vermeiden und hörte schließlich, wenn auch äußerst widerwillig, auf mich zu wehren.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now