Inzwischen war es Mittag und wir hatten den Rundgang endlich hinter uns gebracht. Währenddessen hatte ich Liz und Kim darüber aufgeklärt, dass sich niemand für ihren langweiligen Vortrag interessierte und, dass es total eklig war ständig mit kranken oder verletzten Leuten rumzuhängen. Die beiden hatte mich angesehen, als wären mir Eselsohren oder sowas gewachsen, bis Damon ihnen erklärte warum ich mich so verhielt. Danach hatte ich noch dem Koch gesagt, dass einige der angebotenen Gerichte wie zermatschte Schnecken aussahen und auch so schmeckten. Wahrscheinlich hatte nur der grinsende Damon neben mir ihn davon abgehalten mir dafür eine Ohrfeige zu geben. Ich schämte mich so unglaublich, nie im Leben hätte ich etwas Derartiges freiwillig gesagt. Wenn es nach mir ginge, würde ich mich in irgendeine dunkle Ecke, wo mich niemand ansprechen konnte, verziehen und da bleiben, bis ich meine Zunge wieder unter Kontrolle hatte. So leicht ließ mich Damon mich jedoch nicht davonkommen, weswegen ich jetzt hier im Speisesaal saß und betete, dass niemand auf die Idee kam, mich etwas zu fragen.
"Lola, ist alles in Ordnung?" Oh nein, nicht schon wieder.
"Es ist überhaupt nichts in Ordnung! Ich kann nicht kontrollieren ob und was ich sage, rede mich deshalb um Kopf und Kragen und kann mich nicht mal in unserem Zimmer einschließen, weil die verdammte Tür keinen Schlüssel hat." Inzwischen hatte ich es schon aufgegeben die Wörter zurückhalten zu wollen, trotzdem würde ich jedesmal am liebsten im Boden versinken. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schlimm werden würde immer die Wahrheit zu sagen.
"Meine Wohnung kann man abschließen, meinetwegen kannst du ruhig die Nacht da verbringen; nur, um zu vermeiden, dass dich jemand wecken und unangenehme Fragen stellen will." Damon lächelte mich verführerisch an, woraufhin ich die Augen verdrehte. Wenigstens hatte ich meinen Körper unter Kontrolle. Im Gegensatz zu meinem, jetzt noch zusätzlich verstärkten, losen Mundwerk. "Könnte sein, dass ich auf das Angebot noch zurückkomme. Mal ganz davon abgesehen, dass dein Bett viel bequemer als meins ist."
"Ich will gar nicht hören, woher du das weißt." Sarah sah mich missbilligend an, während ich verzweifelt den Kopf auf den Tisch knallte. "Kann mich bitte jemand umbringen?"
"Nein, das würdest du morgen bereuen." Damon aß schmunzelnd sein gigantisches Schnitzel weiter.
"Glaub ich nicht, dafür bereue ich jetzt schon viel zuviel von dem, was ich bis jetzt gesagt habe", murmelte ich undeutlich durch den Vorhang meiner Haare. Konnte dieser ganze Albtraum nicht endlich mal vorbei sein? Wenn das so weiterging, würde ich noch irgendetwas wirklich Blödes erzählen; eigentlich konnte ich von Glück reden, dass noch niemand auf die Idee gekommen war, mich nach meinen Gefühlen für Damon zu fragen. Wobei ich eigentlich selbst auf die Antwort gespannt wäre, denn ich war mir definitiv nicht sicher, was ich sagen würde. Natürlich, ich war in Damon verliebt, aber konnte man da schon von 'echter Liebe' sprechen?
"Lola? Kann ich mal kurz mit dir reden? Unter vier Augen?" Tim sah mich fragend an, ich musste nicht mal Gedanken lesen können, um zu wissen, was Damon jetzt durch den Kopf ging. Stirnrunzelnd beobachtete er wie ich nickte und Tim folgte.
"Also, was ist los? Du weißt schon, dass du meine Situation jetzt total ausnutzt, oder? Unter anderen Umständen würde ich vermutlich nicht eine der unangenehmen Fragen beantworten." Genervt lehnte ich mich gegen die Wand und hoffte, dass das jetzt kein Verhör werden würde.
"Ja, das ist mir klar, aber ich muss einfach die Wahrheit wissen." Nervös tänzelte er von einem Fuß auf den anderen.
"Also...ich frage jetzt nicht, was du für Damon empfindest, das ist echt zu persönlich, aber ich muss trotzdem etwas wissen.....Behandelt er dich gut?" Mit dieser Frage hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und blinzelte erstmal verwirrt. "Ähm...natürlich. Was denkst du denn, dass er mich schlägt oder vergewaltigt?" Ungläubig schüttelte ich den Kopf, das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein. Als ob Damon so etwas tun würde; er konnte zwar echt gemein sein, aber so schlimm dann doch nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dann ja wohl kaum mit ihm zusammen wäre.
"Naja....hätte ja sein können.....Ich mache mir einfach Sorgen um dich, du hast etwas Besseres als ihn verdient." Tim machte einen Schritt auf mich zu, doch ich wich unwillkürlich zurück.
"Woher willst du das wissen? Außerdem bin ich glücklich mit Damon; mein Herz schlägt Purzelbäume, wenn ich ihn sehe, sobald wir ein paar Minuten voneinander getrennt sind sehne ich mich nach ihm und selbst wenn wir uns streiten, kann ich nicht lange wütend auf ihn sein. Warum kannst du das nicht verstehen und dich einfach für mich freuen?" Ich ballte verärgert die Fäuste und versuchte ruhig zu bleiben; allmählich konnte ich es wirklich nicht mehr hören, wenn jemand an meiner Beziehung rummeckerte.
Verlegen fuhr mein früherer bester Freund sich durch die Haare und starrte auf den Boden. "Wirklich, ich will einfach nicht, dass du verletzt wirst, er meint es doch eh nicht ernst mit dir...."
"Ich brauche deine Hilfe nicht, misch dich da einfach nicht ein! Und nur zu deiner Information, ich kann mich sehr gut zur Wehr setzen." Ich fuhr auf dem Absatz herum und rannte fast schon zurück zur Cafeteria.

Seufzend ließ ich mich zurück in mein Kissen sinken; zum zehnten Mal hatte ich nun schon auf die Uhr geschaut, inzwischen war es bereits nach Mitternacht und ich war immer noch hellwach. Seit zwei Stunden lag ich unruhig im Bett und wälzte mich von einer Seite zur anderen, allmählich wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich nicht einfachso einschlafen würde.
Schließlich gab ich dem drängenden Gefühl in meinem Bauch nach und stand auf.
"Verdammt!" Leise fluchend hielt ich mir den Fuß, ich war mit voller Kraft gegen einen Schrank getreten. Hoffentlich hatte ich jetzt nicht die anderen beiden geweckt. Ein kurzer Blick zur Seite bestätigte mir jedoch, dass sie zufrieden weiterschliefen. So leise wie möglich schnappte ich mir eine kleine Tasche und stopfte wahllos ein paar Klamotten rein. Eigentlich wusste ich nicht, warum ich das tat, aber ich machte es einfach. Zum Schluss schlüpfte ich noch in meine Schuhe und schlich aus dem Zimmer.
Scheinbar zielstrebig führten mich meine Schritte durch die ausgestorbenen Gänge, bis ich vor einer Tür stehen blieb. Ohne zu zögern drückte ich zehn Sekunden lang ununterbrochen auf den Klingelknopf.
"Ja verdammt, ich komm doch schon." Ein ziemlich verschlafen aussehender Damon riss die Tür auf. Für einen Moment stutzte er und ließ seinen Blick über mich wandern. Ich musste schon komisch aussehen, nur in einer kurzen Pyjamahose, einem lockeren Schlaftop und meinen Turnschuhen stand ich mitten in der Nacht mit einer Tasche vor seiner Tür.
"Wo brennts denn?" Gähnend öffnete er schließlich die Tür weiter, sodass ich eintreten konnte.
"Nirgendwo, soweit ich weiß. Ich konnte nicht schlafen." Als wäre es selbstverständlich hier um die Zeit aufzutauchen, ließ ich mich erstmal auf das Sofa fallen.
"Und weil es so unfair wäre, wenn du damit alleine wärest, hast du beschlossen mich auch noch aus dem Bett zu klingeln?" Mit hochgezogenen Augenbrauen lehnte er sich gegen die Wand und schien zu überlegen, ob ich gerade irgendwie Witze machte.
"Nein, ich wollte nur fragen, ob ich hier schlafen kann." Zögerlich lächelte ich ihn an.
"Was?" Verblüfft sah Damon mich an und machte einen Schritt auf mich zu. Schulterzuckend stand ich wieder auf und drehte mich in Richtung Tür. "Ich kann auch wieder gehen, wenn dich das stört."
"Nein." Blitzschnell packte er mich am Handgelenk und zog mich zurück. "Es stört mich natürlich nicht, im Gegenteil, ich freue mich. Aber kann es sein, dass du immer noch unter dem Wahrheitsserum stehst?" Kritisch sah er mir in die Augen, während ich erneut mit den Schultern zuckte. "Ja. Sonst würde ich vermutlich nicht hier sein. Aber ich kann seit zwei Stunden nicht schlafen, also ist mir das ziemlich egal."
"Na wenn du das sagst...." Damon schien immer noch nicht völlig überzeugt zu sein, schob mich aber schließlich in Richtung seines Schlafzimmers.
"Mhm, schön kuschelig." Ich hatte mich kurzerhand einfach ins Bett geworfen und mich in die große Decke gewickelt.
"Hey, lässt du mir vielleicht auch noch ein bisschen Platz?" Grinsend warf Damon mir ein Kissen aus einem großen Schrank zu und schob mich zur Seite. "Ich schätzte mal, dass wir nicht noch eine zweite Decke brauchen?", fragend entriss er mir das weiche Ungetüm und breitete sie zur vollen Größe aus.
"Reicht schon, kann ich sie jetzt wieder haben? Mir ist kalt." Murrend streckte ich die Arme aus. Lachend kletterte Damon samt Decke ins Bett. Schnell zog ich ein Stück des wärmenden Stoffes zu mir, doch es reichte nicht, um mich vollständig zuzudecken. "Damon, gib mir die Decke."
"Daraus wird nichts, Prinzessin, du wirst wohl herkommen müssen." Unwillig drehte ich mich um; zwischen Damon und mir war noch ein ganzes Stück Platz, das war wohl der Grund, warum auch die riesige Decke nicht reichte. Nach einem kurzen Zögern gab ich schließlich nach und rutschte näher zu ihm. Wenn ich dafür endlich schlafen konnte, würde ich wohl so ziemlich alles machen. Schmunzelnd legte Damon einen Arm um mich und zog mich noch ein Stück zu sich.
"Warum hast du überhaupt sone gigantische Decke?", murmelte ich kurz vor dem Einschlafen, doch anstatt einer Antwort spürte ich nur seinen gleichmäßigen Atem in meinem Nacken. Typisch, ich konnte ewig nicht schlafen und er pennte innerhalb von Sekunden wieder ein.

Jaaaa, mal wieder ein etwas längeres Kapitel :). Ich hoffe, euch hats gefallen.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now