Super, Lola, wirklich super hingekriegt, ärgerte ich mich selbst. Nachdem ich Newton und seiner Leibgarde in ein großes Gebäude gefolgt war, musste ich die Kapuze natürlich absetzen, um nicht noch auffälliger zu werden. Bis jetzt hatte mich noch niemand angehalten und gefragt, was ich hier zu suchen hatte, doch ich war mir sicher, dass das früher oder später passieren würde.
Erschrocken zuckte ich zurück, als ich Newton und einen grimmig aussehenden Mann um die nächste Ecke biegen sah. Ich konnte nicht mehr umdrehen, das wäre aufgefallen, also musste ich wohl hoffen, dass ich in den neuen Sachen ganz anders aussah, als Newton mich in Erinnerung hatte. Mit gesenkten Kopf blieb ich so stehen, wie ich es bei anderen Sicherheitsleuten beobachtet hatte. Die beiden waren schon fast an mir vorbei, als der Begleiter Newtons kurz stehen blieb. "Hast du nichts zu tun, oder warum stehst du hier so faul rum? Deine Schicht hat, soweit ich weiß, schon vor ein paar Minuten angefangen." Oh Gott, der musste mich mit jemandem verwechseln, so ein Glück konnte ich doch gar nicht haben. "Verzeihung, Sir. Es wird nicht wieder vorkommen", murmelte ich unterwürfig. Wenn ich mich nicht täuschte, war das hier sozusagen der oberste Sicherheitsbeamte und damit für den Moment mein Vorgesetzter. Ich spürte, dass er mich kritisch musterte, blieb jedoch weiterhin äußerlich ruhig stehen und sah nicht auf. Eine falsche Bewegung und ich würde auffliegen, da war ich mir sicher.
"Sieh es als eine Verwarnung an, wenn das nochmal passiert, kannst du dich von dem Job verabschieden. Mitkommen." Newton wartete schon ungeduldig, bedachte mich jedoch nur mit einem kurzem Blick, als ich den beiden folgte. Da hatte ich mir ja wieder etwas eingebrockt, es war eigentlich ein Wunder, dass Newton mich noch nicht erkannt hatte. Möglicherweise war ich aber auch nur so überzeugend unauffällig, dass er mich überhaupt nicht richtig wahrnahm. Wenn die Situation nicht so heikel gewesen wäre, hätte ich mir jetzt ein Grinsen gestattet. So wie es aussah, war ich doch nicht so schlecht darin unentdeckt zu bleiben, wie Damon dachte.
Schließlich blieben Newton und der Typ, dessen Namen ich noch immer nicht wusste, stehen. Er bedeutete mir mit einer Handbewegung mich umzudrehen; offenbar sollte ich Wache halten, damit niemand das geheime Gespräch störte. Mit bewegungslosem Gsicht starrte ich in die entgegengesetzte Richtung und versuchte etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
"Ich muss Sie etwas fragen, Watson...", aha, dann hieß er also Watson; fehlte ja nur noch Sherlock Holmes. "...Sie kennen doch diesen Riley? Blond, groß, gehört zu der Einheit, die alle paar Tage wechselt." Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass er von Damon sprach? Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte Newton ihn auch bei unserer ersten Begegnung so genannt.
"Vage, ja. Was ist mit ihm?" Watson klang etwas genervt, vermutlich fragte er sich gerade, warum er seine kostbare Zeit mit so einem Mist verschwendete.
"Nun, ich habe das Gefühl, dass er mir etwas verheimlicht, kann es sein, dass seine Loyalität ganz woanders liegt? Bei den Rebellen beispielsweise?" Vor lauter Schreck verschluckte ich mich fast an meiner eigenen Spucke; wenn Newton von den Rebellen wusste, wusste es die gesamte Regierung. Soviel zum Thema 'das merken die nie!'. Tja Damon, offenbar hatten sie es doch gemerkt, und deine Tarnung ist auch so gut wie aufgeflogen.
"Ich weiß es nicht.....aber ich werde es überprüfen, möglich wäre es." Watsons Worte ließen mich aus meinen Gedanken aufschrecken, das war überhaupt nicht gut, ich musste Damon warnen. Plötzlich liefen die beiden Gesprächspartner wieder an mir vorbei und ich musste ihnen wohl oder übel folgen.
Nach einer halben Stunde wurde ich schließlich als Wache vor einer kleinen Zelle eingeteilt. Als der Gang sich endlich leerte, erlaubte ich mir einen Moment zu entspannen; die ganze Zeit war ich bis aufs Äußerte angespannt, immer darauf vorbereitet jeden Moment aufzufliegen. Das ganze hier war anstrengender, als ich dachte. Ich nahm mir vor Damon, sollte er mich denn am Leben lassen, zu fragen, wie er den ständigen Stress durchhielt. Eigentlich wollte ich doch nur Kim retten, stattdessen wurde ich durch das komplette Gebäude geschickt. Erstaunlich, dass die einfach glaubten, dass ich zu den Sicherheitsleuten gehörte und mich sogar eine.....Das war doch nicht....Sicherheitshalber sah ich mich noch einmal um, ehe ich durch den Gitterspalt spähte - und konnte mein Glück nicht fassen, da drin war meine beste Freundin! Ich unterdrückte einen Freudenschrei und versuchte die Klinke runterzudrücken; zu meiner Überraschung schwang die Tür leise auf, offenbar sah niemand eine ernsthafte Fluchtgefahr Kims.
Schnell schlüpfte ich in den Raum. "Kim!" Sie sah auf. Nach ein paar Sekunden leuchtete das Erkennen in ihren Augen und sie fiel mir um den Hals.
"Lola! Ich fass es nicht, dass du hier bist. Aber du gehörst doch nicht zu denen, oder?" Ängstlich sah sie mich an. Bei meinem Outfit konnte ich ihr das nicht verdenken und schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Ich erkläre dir alles später, jetzt müssen wir erstmal hier weg." Ungeduldig zog ich sie nach draußen. "Glaubst du, du schaffst es so zu tun, als würde ich dich in eine andere Zelle eskortieren?" Meine Freundin nickte ängstlich und ließ sich von mir durch die Gänge zerren.
Wir waren unbehelligt mehrere Korridore weit gekommen, als plötzlich Newton, zwei Sicherheitskräfte und....Damon um die Ecke kamen. Als er mich erkannte, huschten Überraschung, Verwirrung und Enttäuschung blitzschnell über sein Gesicht und wurden schließlich von kalter Wut abgelöst.
"Oh scheiße", murmelte ich leise und fing an zu rennen, denn auch Newton hatte begriffen, wer da vor ihm stand. Kim folgte mir, so schnell sie konnte, trotzdem musste ich mein Tempo drosseln, damit sie nicht zurückfiel. "Ein Freund von dir?", keuchte meine Freundin und meinte damit das Gegenteil. "Jetzt nicht mehr fürchte ich. Lauf weiter!" Ruckartig blieb ich stehen und wirbelte herum um Damons hervorschnellenden Arm abzuwehren. Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht; ich allein hätte ihn vielleicht abhängen können, doch Kim fehlte das Training. Reflexartig duckte ich mich unter einem Schlag weg, sodass Damons Faust in die Wand, anstatt in mein Gesicht einschlug. Mit einem schnellen Tritt beförderte ich ihn von den Beinen, doch er stand noch schneller wieder auf und schleuderte mich gegen die Wand neben mir. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, konnte also auch nicht so reagieren, wie mein Ausbilder es mir beigebracht hatte. Stattdessen sorgte der Aufprall dafür, dass ich kurz Sterne sah.
"Lola!" Kim war erschrocken stehen geblieben und hatte den Kampf verfolgt. Die beiden anderen Typen rannten auf sie zu, doch sie bewegte sich nicht. "Hau ab verdammt!!" Ich mobilisierte weitere Kraftreserven und ließ die beiden Männer einige Meter weit weg fliegen. Damon zerrte mich in der Zeit am Kragen hoch und funkelte mich wütend an.
"Sorry." Ich hatte unbemerkt mein Messer gezogen und rammte es ihm in den linken Oberschenkel. Es widerstrebte mir zutiefst ihn derartig zu verletzen, aber wenigstens zweifelte Newton jetzt mit ein bisschen Glück nicht mehr an seiner Loyalität. Fluchend ließ er mich los und ich sprintete in Richtung Ausgang. Auf dem Weg dahin riss ich meine beste Freundin mit mir.
"Wohin jetzt?" Ich antwortete nicht, sondern zog sie in ein leerstehendes Haus hinein. Hier würden wir die nächsten Stunden warten, dann sollten wir gefahrlos den Zug nehmen können. Naja, ich würde mich in Gefahr begeben, falls Damon auf die selbe Idee kam, doch darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.

"Spring!" Ich schubste Kim ungeduldig aus dem Abteil, weil sie sich nicht bewegte. Allmählich ähnelte ich Damon wirklich immer mehr. Kopfschüttelnd sprang ich und rollte mich vor den ungläubigen Augen Kims ab.
"Du musst mir noch einiges erklären, glaube ich...." Ich war zu angespannt gewesen um ihr zu berichten, was ich die letzten Wochen getan hatte, sie wusste nur, dass wir auf dem Weg zu den Rebellen waren. Am liebsten würde ich das ganze noch ein Weilchen hinaus zögern, doch ich wusste, dass das feige wäre. Ich wusste, dass ich etwas Verbotenes tat, jetzt musste ich mit den Konsequenzen leben. So schnell es ging schleifte ich Kim in Richtung Trainingshalle, wo ich meine Freunde vermutete. Sie sollte jemanden haben, der sich um sie kümmerte, während ich auf der Krankenstation lag.
Nach kurzem Suchen entdeckte ich Anne, die auf mich zu rannte.
"Anne, das ist Kim, sie..."
"Ich weiß, wer sie ist, Christina hat es mir erzählt. Bist du völlig übergeschnappt?! Damon bringt dich um!" Sie sah aus, als würde sie mich am liebsten an den Schultern packen und schütteln. "Du musst auf der Stelle verschwinden!"
"Zu spät...." Am anderen Ende der Halle war Damon aufgetaucht.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now