Irgendein Geräusch ließ mich die Augen aufschlagen. Verwirrt sah ich mich um, ich lag in einem fremden Bett in einer fremden Wohnung. Stirnrunzelnd schwang ich die Beine über die Kante, als mir alles wieder einfiel.
"Bevor du fragst, nein, ich habe dir kein Schlafmittel verabreicht, das hast du großartig allein hinbekommen. Als ich wiederkam hast du schon selig geschlummert." Damon saß in einer Ecke am anderen Ende des Zimmers und tippte irgendetwas auf seinem Tablet rum. Seltsam, ich konnte mich zwar erinnern in das Bett gegangen zu sein, doch nicht daran mich zugedeckt zu haben. Kopfschüttelnd schob ich die kuschelige Decke von mir und setzte mich in eine bequemere Position. "Wie spät ist es?" Ich versuchte einfach mal nicht daran zu denken, dass er mich vermutlich die ganze Zeit beobachtet hatte.
"Halb acht. Sagst du mir jetzt, was los ist?" Er stand auf und bedeutete mir ihm zu folgen. Zögernd lief ich ihm hinterher und erreichte die Küche. Einen Kaffee lehnte ich ab, das Frühstück nahm ich aber dankend an.
"Ich...hatte einen Albtraum. Es ist immer derselbe, seit ein paar Tagen...", unsicher drehte ich mein Glas mit Orangensaft in den Händen. Es war mir total unangenehm hier zu sein, doch ich musste zugeben, dass ich mich jetzt besser fühlte, also konnte ich auch nicht kommentarlos verschwinden.
Nachdenklich musterte mein Ausbilder mich. "Du wirst mir nicht verraten, worum es ging, oder?" Ich senkte den Blick und schüttelte den Kopf; vielleicht sollte ich es ihm erzählen, doch irgendetwas hielt mich davon ab.
"Okay, Lola, ich kann dich nicht dazu zwingen, aber versprich mir, mit Liz zu reden, wenn das nicht besser wird. Du brauchst deinen Schlaf." Erleichtert, dass er mich doch so schnell in Ruhe ließ, nickte ich. Das Gefühl, dass er mich in der nächsten Zeit nicht aus den Augen lassen würde, konnte ich nicht abschütteln, doch zumindest bedrängte er mich vorerst nicht weiter.

"Wo gehen wir hin?" Da ich nichts anderes zu tun hatte, begleitete ich Damon kurzentschlossen, wohin auch immer er wollte.
"Ich muss noch was mit Christina klären, sie hat irgendetwas über Newton rausgefunden." Zielstrebig lotste er mich durch die endlosen Gänge. Wenigstens klang das interessant. "Und da darf ich dabei sein?" Ungläubig sah ich ihn an, ich hatte nicht erwartet, dass ich sowas Geheimes erfahren durfte, schließlich war ich nur eine Rekrutin.
"Könnte sein, dass es dich betrifft." Damon zuckte mit den Schultern und klopfte an eine Tür. Nach einem Moment der Stille ertönte ein klares "Herein" und wir betraten den Raum. Eine große, dunkelhaarige Frau sah von einigen Bildschirmen auf und lächelte mich an. "Ich schätze mal, du musst Lola sein. Ich bin Christina." Vorsichtig erwiderte ich das Lächeln und nickte; sie war mir auf Anhieb sympathisch, irgendwie konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass sie sozusagen das oberste Glied dieser ganzen Organisation darstellte. Damon drückte mich auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls. "Also, was gibt's?"
Wortlos drehte die Anführerin der Rebellen einen der Bildschirme in unsere Richtung und drückte etwas darauf herum. Kurz danach erschien ein Bild. Man konnte anfangs nicht sonderlich viel erkennen, weswegen Damon sich konzentriert vorbeugte. Ich sah unverkennbar den dicken Innenminister, ein paar Sicherheitsleute und eine junge Frau, die von einem der Männer festgehalten wurde.
"Kannst du auf das Mädchen zoomen?" Christina drückte ein paar Knöpfe und ein Gesicht erschien in voller Größe. Mir entwich ein erschrockenes Keuchen, ich wusste wer das war.
"Kennst du sie?" Christina sah mich neugierig an.
"Ja.....d-das ist Kim, meine beste Freundin....". Ich konnte meinen Blick nicht von Kim losreißen; sie sah schrecklich aus, unter ihren Augen lagen dunkle Schatten und ihr Blick war teilnahmslos. "Was macht er mit ihr?" Ich hatte Mühe die Frage hervorzubringen, meine schlimmsten Befürchtungen schienen wahr zu werden, ich hatte meine beste Freundin im Stich gelassen.
"Wir wissen es nicht....", begann Christina, doch Damon unterbrach sie. "Vermutlich soll sie als Köder für dich dienen; er will, dass du versuchst zu ihr zu kommen, damit er dich in die Finger bekommt."
"Aber wir helfen ihr doch, oder? Wir lassen sie nicht bei Newton, er wird sie umbringen." Flehend sah ich zwischen meinem Ausbilder und der Rebellenanführerin hin und her. Die beiden tauschten einen langen Blick aus und schließlich nickte Damon.
"Ich werde sehen, was ich tun kann." Er war schon dabei aufzustehen und den Raum zu verlassen, als ich ihn stoppte.
"Lass mich mitkommen."
"Nein, vergiss es." Ärgerlich drückte er mich zurück auf den Stuhl.
"Warum nicht?" Ich konnte nicht verstehen, warum ich hier bleiben sollte. "Ich könnte helfen." Damon verdrehte die Augen. "Du würdest mir nur im Weg stehen, abgesehen davon, dass es zu gefährlich ist und du völlig übermüdet bist."
Ich änderte meine Taktik und wandte mich an Christina. "Bitte, ich habe ihr versprochen, sie nicht im Stich zu lassen. Außerdem könnte ich Newton ablenken." Sie schenkte mir einen mitleidigen Blick. "Tut mir leid, das ist Damons Gebiet, die Entscheidung liegt bei ihm."
"Und ich sage, du bleibst hier." Er war schon fast durch die Tür, als er sich erneut umdrehte. "Und Prinzessin; wenn du mir doch folgen solltest, gnade dir Gott." Und weg war er. Für einen Moment blieb ich regungslos sitzen, doch dann stand auch ich langsam auf. Ich würde Kim nicht allein lassen, schon gar nicht, nach diesen furchtbaren Albträumen.
"Newton ist nachher in der Nähe des Regierungsgebäudes, wenn du die Treppen am Ende des Korridors nach oben läufst, kommst du an eine Tür, die ins Freie führt. Von da aus musst du mit dem Zug weiter, ist eigentlich nicht zu verfehlen." Erstaunt starrte ich Christina, die schon wieder konzentriert auf einem der Bildschirme rumtippte, an. "Danke." Sie hatte mir tatsächlich gesagt, wie ich Kim finden konnte, besser ging es ja gar nicht. Ich drehte mich zur Tür, als ein Räuspern mich erneut dazu brachte zurück zusehen.
"Ich werde dich nicht vor Damon beschützen können. Du widersetzt dich mit voller Absicht seinem Befehl, obwohl er dich noch davor gewarnt hat. Das wird Konsequenzen haben."
Ich lächelte gequält. "Ich weiß. Er wird mich vermutlich auf die Krankenstation befördern, aber ich muss das einfach tun."

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now