Kapitel 4 - Coming Home

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„Anwälte!",  schnaubte Kitty und wandte sich voll und ganz „House Crow" zu. Ihr Haus  hatte sogar einen eigenen Namen. Ganz bestimmt hatte es auch eine  eigene Geschichte, Baujahr Sechzehnhundert und ein paar Zerquetschte,  wie McLeod ihr mitgeteilt hatte. Immerhin war es in den fünfziger Jahren  modernisiert worden, so dass sie mit etwas Glück nicht wie ein  Höhlenmensch leben musste.

Ein Blick über die  Gartenmauer zeigte, dass zumindest um das Haus herum eine Menge zu tun  war. Alles war mit Rosenstöcken und anderen, undefinierbaren Gewächsen  überwuchert. Sie konnte gerade so einen Pfad aus einzelnen grauen  Steinplatten - vermutlich aus dem gleichen, heimischen Granit wie alles  andere - ausmachen, der zur Haustür führte. Sie drückte das eiserne  Gartentor auf, und es schwang zur Seite. Nicht ohne ohrenbetäubend zu  quietschen und auf den letzten Zentimetern weg zu kippen, weil die obere  Angel durchgerostet war und diesem letzten Schwung nicht mehr gewachsen  war.

‚Öl besorgen und nach jemandem suchen, der schweißen kann',  notierte sie sich gedanklich und ging weiter den Pfad entlang. Sie  wollte auch im Haus die Räume und, falls sie eine Leiter fand, das Dach  überprüfen. Sie würde nicht gleich alles stemmen können, was sich  vielleicht noch an Schäden zeigte, doch es schadete nicht, erst einmal  alles zu notieren. Am Wichtigsten war ein dichtes Dach und die  Möglichkeit zu kochen und zu heizen.

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Die  Sonne stand schon tief, als Kitty mit der Begutachtung ihres kleinen  Hauses fertig war. Größere Mängel hatte sie nicht feststellen können,  und sie war zufriedener als eine Katze auf dem Kaminofen. Zwar hatte sie  keine Leiter gefunden und das Dach nicht untersuchen können, doch dafür  hatte sie das Zimmer unterm Dach besonders genau unter die Lupe  genommen und keine Anzeichen für Feuchtigkeit entdeckt, und das, obwohl  es laut Google in den zwei Wochen zuvor fast andauernd geregnet hatte.  Die Außen- und Innenwände waren staubtrocken, ebenso wie die  Holzbalkendecke im Erdgeschoss. Nur hier und da bröckelte ein wenig  Putz, und es war so staubig, dass sie ihren Weg durch die drei Zimmer  anhand der Fußabdrücke nachvollziehen konnte. Was zu erwarten war, so  lange, wie das Haus leer gestanden hatte.

Ein  breites Grinsen stahl sich über Kittys Gesichtszüge: Das war jetzt alles  ihres! Sie würde zwar mit Holz heizen müssen, das sie auch auf dem  antik anmutenden Kochherd brauchen würde. Aber sie hatte elektrisches  Licht, und sie war ihr eigener Herr in ihrem eigenen kleinen Reich. Sie  musste auf niemanden mehr Rücksicht nehmen, und was noch schwerer wog:  sie musst nie mehr darauf achten, Gary nicht über den Weg zu laufen.

Zum  Glück hingen in der Küche Besen und Kehrschaufel an der Wand, womit sie  Schmutz und tote Fliegen raus kehren konnte. Das Haus war nämlich bis  auf diese Utensilien leer, und sie hatte keine Lust, ihren Schlafsack  auf einer jahrzehnte-dicken Staubschicht auszubreiten. Als sie damit  fertig war, trat ein glatter Dielenboden zu Tage, dessen dunkles Holz im  Licht der untergehenden Sonne behaglich leuchtete. Kitty legte sich  darauf, verschränkte die Arme unter dem Kopf und sog die vom Boden  reflektierte Wärme der letzten Sonnenstrahlen auf.

Plötzlich  vibrierten die Bohlen sanft unter ihr, und sie setzte sich auf. Doch so  schnell wie es angefangen hatte, hörte es auch auf, und Kitty fragte  sich, ob sie es sich nur eingebildet hätte. Wie um sich zu vergewissern,  legte sie die nackten Handflächen auf das Holz und zog sie nach wenigen  Minuten fast enttäuscht wieder zurück. Es angenehm gewesen, nicht beängstigend, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, was die Ursache war. Für die Schwingungen des Bodens und auch für das Summen, das sie zeitgleich vernommen hatte.

Home Sweet HomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt