Angel Haven

Kapitel 1

Ellie erwachte mit einem Seufzer, als die ersten zarten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge ihres königlichen Gemachs drangen. Ihre roten Locken wirbelten wild um ihr Gesicht, während sie sich langsam aus den warmen Decken erhob. Grüne Augen blinzelten verschlafen, als sie sich mühsam aufsetzte und den Schlaf aus ihren Gliedern schüttelte.

"Irgendwann werde ich diese Haare noch abschneiden.." Sie mochte ihre Haarpracht zwar, jedoch waren diese fast unmöglich zu Bändigen.

Ein sanfter Schauer lief ihr über den Rücken, als ihre Füße den kühlen Steinboden des Zimmers berührten. Sie zog den dünnen Seidenschal enger um ihre zierliche Figur, um sich gegen die morgendliche Kälte zu wappnen, bevor sie sich aus dem Bett schwang und ihre Füße auf den weichen Teppich setzte.

Mit einem leisen Knirschen öffnete Ellie die Fensterläden und ließ die frische Morgenluft in den Raum strömen. Ein Hauch von Morgentau lag über den Gärten des Schlosses, während die Vögel ihr munteres Lied anstimmten und die Welt um sie herum zum Leben erwachte. Langsam aber sicher hob sich die Stimmung der jungen Prinzessin. Das zwitschern der Vögel, die Geräusche des Windes, der Sonnenaufgang, einfach alles löste in ihr Freude aus. Ellie war schon immer eine sehr Naturgebundene Person gewesen, als kleines Mädchen ist sie des Öfteren mit ihrem Vater zusammen in den anliegenden Wald gegangen. Sie sammelte alles was sie finden konnte und beobachtete Tiere, welche ihr den weg kreuzten.

Ellie strich sich das rote Haar aus dem Gesicht und wandte sich dem Spiegel zu, der an der Wand hing. Ihre grünen Augen funkelten im gedämpften Licht, während sie ihr Spiegelbild betrachtete. Sie lächelte sich selbst zu, bevor sie sich daran machte, sich für den Tag vorzubereiten. Sie war nicht immer so fröhlich darüber in den Spiegel zu sehen, es gab Zeiten da hatte sie ihr aussehen verabscheut. Kinder sind gemein, auch zu Prinzessinnen.

Ein einfaches Kleid aus feiner dunkel grünen Seide lag auf dem Bett, seine satten Farben leuchteten im Licht der aufgehenden Sonne. Ellie zog es über ihre schlanke Gestalt und betrachtete sich im Spiegel. Es schien, als wäre das Kleid nur für sie gemacht worden, so perfekt passte es zu ihrer Figur und unterstrich die Eleganz ihrer Bewegungen. Es war eines der Kleider was sie am liebsten trug, die Seide fühlte sich leicht an, die Farbe war ihre Lieblingsfarbe und der Schnitt war perfekt. Auf Schmuck verzichtet die rothaarige junge Frau. Die Haare kämmte sie, mit viel Geduld und ein paar mal Fluchen konnte sie diese Aufgabe meistern. Ihr blick hing nun auf ihren Schuhen, sie musste nicht lange überlegen und griff nach ihren braunen Leder Schuhen. Sie hatte sich fest vorgenommen heute noch in den Wald zu gehen, bevor der ganze Alltagstrubel sie einholen würde. Ein letzter blick in den Spiegel, bevor sie sich dann zur Tür drehte.

Als sie die Tür öffnete und die steinernen Treppen hinunter schritt, um sich mit ihrer Familie zum Frühstück zu treffen, spürte Ellie ein warmes Gefühl der Verbundenheit in ihrem Herzen. Trotz der vielen Pflichten und Verantwortlichkeiten, die ihr Stand als Mitglied der königlichen Familie mit sich brachte, wusste sie, dass sie immer ein Zuhause und Menschen hatte, die sie liebten und unterstützten.

Sie erreichte den Saal, wo bereits ihre Mutter und ihr Vater am Tisch saßen. Ihre kleinere Schwester saß auf dem Boden vor der Feuerstelle und spielte mit ihren kleinen Holzpüppchen, welche sie zusammen mit Ellie gemacht hatte. Ryan, Ellies älterer Bruder und der zukünftige König, saß am Tisch und unterhielt sich mit ihrem Vater über die vorstehende Jagd, jedes Frühjahr wurde eine Jagd veranstaltet, bei welcher ein paar Könige zusammen kamen und zusammen im Wald nach dem größten Hirsch Ausschau hielten. Ellie fand das ganze barbarisch, aber gegen diese Tradition konnte sie wenig tun.

"Guten Morgen." Rief sie in den Raum und setzte sich nun auch an den Tisch, wo sie direkt von ihrer Mutter belehrt wurde, dass sie doch bitte die Haare zusammen binden sollte. Ein genervtes seufzen kam als Antwort zu dieser aussage, was direkt mit einem mahnenden Blick gestraft wurde. "Es sind meine Haare Mutter, ist doch mein eigenes Problem, wenn sie mir im Essen hängen." Ihre Mutter schnalzte mit der Zunge und ließ es bleiben, da Ellie ihre Haare so oder so nicht zusammen machen würde, egal was sie ihr erzählt.

Ihr blick ging über den reich gedeckten Tisch. Jede menge Obst und Gemüse war schön auf Platten angerichtet. Frisch geräucherte Wurst und lang gereifter Käse war auf einer anderen Platte zusehen. Sie griff nachdem noch warmen Brot, welches wohl vor wenigen Minuten erst aus der Küche kam, sie schnappte sich zwei scheiben und griff danach zur Kirschmarmelade. Ein bisschen Obst und Gemüse packte sie sich noch auf den Teller, bevor sie dann schlussendlich anfing zu essen. Sie lauschte dem Gespräch von ihrem Bruder und ihrem Vater, vielleicht dürfte sie mal mit zu einer dieser Jagden mit, auch wenn sie nicht sonderlich darüber erfreut war das Tiere dabei starben. Dennoch würde sie dies irgendwie interessieren.

Nachdem Frühstück, lief sie die steinernen Treppen zurück hoch, gefolgt von ihrer Zofe Anna. In ihrem Zimmer angekommen, ging sie zu ihrem Schrank und schnappte sich einen Mantel zum überziehen, denn sie wollte nun in den Wald gehen. Mittlerweile war die sonne nun komplett rausgekommen, das helle Licht der Sonne erstrahlte ihr Zimmer. "Anna, lass uns los. Du solltest dir auch etwas überziehen, es ist nicht wirklich warm draußen." Ihr Blick ging hinüber zur Zofe, welche nickte und meinte sie erwarte die Prinzessin in der Eingangshalle, bevor sie dann verschwand um sich ebenfalls einen Mantel zu holen.

Ellie blickte in den Spiegel und richtete nochmals den Mantel bevor sie dann runter in die Eingangshalle ging, wo bereits schon einiges los war. Händler, Freunde ihres Vaters, andere Geschäftsleute, Prinzessinnen und Prinzen, all mögliche Menschen waren dort versammelt. Verrichteten ihre Aufgaben, waren nur auf der Durchreise oder zu Besuch. Ungeduldig blickte sie nach Anna der Zofe um, welche wenig später auf sie zu kam um nun mit ihr in den Wald zugehen.