Kaffee Aroma

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Aber ich komme nichtmals dazu mich auf den Stuhl zu setzen, da kommt mir Ash schon entgegen ,,Na endlich, da bist du ja. Komm ich hab Hunger", dann zieht er mich mit.
Hat er nichts gegessen und nur auf mich gewartet? Schon wieder so ein seltsames Verhalten.
Da ich mindestens genauso hungrig bin wie er widersetz ich mich nicht, natürlich schlägt er wieder den Weg zu seinem Lieblingscafè ein. Ich hab ihm schon hundert mal gesagt das einmal die Woche Kuchen als Essen genügt und ich mit Sicherheit nicht jeden Tag Kuchen essen werde.

,,Muss das sein? Wir könnten auch etwas gescheites essen", doch Ash kümmert sich nichtmals um mich, im Gegensatz zu mir kann er am Tag garnicht genug Zucker bekommen.

So kommt es das wir wieder mit zwei Tellern Kuchen im Café sitzen, aber nicht an unserem Stammtisch sondern wie gestern in der ruhigen Ecke. Nach einer weile unterbreche ich die ruhige Stille zwischen uns ,,Was ist los? Du bist so seltsam, du weißt du kannst mir alles sagen, wir sind Freunde".
Mit großen Augen sieht er mich an, hat er etwa gedacht es fällt mir nicht auf?
,,Nein nein, es ist alles ok. Wir haben schon lange nichtsmehr zusammen gemacht, du arbeitest viel und ich auch, da dachte ich zumindest die Pause können wir zusammen machen", erleichtert Atme ich aus, wenn es nur das ist. Ich vermisse unsere Unternehmungen auch, aber momentan haben wir mehr als genug zu tun. Da zwei Kollegen krank sind übernehme wir anderen mehr Arbeit.

,,Wenn es wieder ruhiger wird nehme wir uns ein paar Tage frei und unternehmen was. Wir könnten mal wieder feiern gehen", Zustimmend nickt er ,,Gut, und da ich die hier hingeschleppt habe Zahl ich auch!", bevor ich was sagen kann steht er auf um zu zahlen.
Er ist momentan wirklich seltsam.

Lange bleiben meine gedanke nicht bei Ash, sondern wandern rüber zu der Frau einen Tisch weiter. Sie sitzt allein, immerwieder dreht sie ihre Haarsträhne um ihren Finger und spielt daran herum, sie ist wunderschön, die schönste Frau im ganzen Café. BUMM. Mein Herz rast. Person 3.

Doch trotz meiner Bewunderung siehst sie mich keine Sekunde an, sie ist eine Stille Schönheit.
Ich kenne sie nicht, nicht ihren Namen oder die Art wie sie ihren Kaffee trinkt. Vielleicht mag sie ihn so wie ich, zwei Stücke Zucker, ohne Milch. Vielleicht trinkt sie gar keinen Kaffee sondern nur Cappuccino. Vielleicht wartet sie auf jemanden? Vielleicht wird diese Person nicht kommen?

Langsam wende ich meinen Blick von ihr ab und sehe zu Ash der lächelnd auf mich zukommt ,,Sorry hat was länger gedauert, das Karten Lesegeräte ist wohl kaputt und ich musste Bar bezahlen".

,,Nile, Feierabend", verwirrt seh ich auf, das Ash noch da ist. War er so ruhig das ich ihn nicht bemerkt habe?
Als ich nicht reagiere greift er nach meiner Maus, speichert die Datei ab und schaltet den PC aus, sofort überkommt mich wieder der Duft von frischem Lavendel, bis heute weiß ich nicht was für ein Parfüm er trägt.

,,Ich kann dich fahren wenn du willst", wieder verneine ich ,,Passt schon, bei so viel Kuchen ist es wohl besser noch etwas zu laufen", sofort muss er schmunzeln, geht dann aber Richtung Flur um endlich Feierabend zu machen.

Vor seinem Auto stockt er, leicht lächelt er mich an ,,Schönen Feierabend, bis morgen", sein Lächeln wirkt gequält und gespielt, ich sollte wirklich mit ihm darüber reden, immerhin ist er nicht nur ein Kollege sondern auch ein Freund.

Unruhe breitet sich in mir aus, bis jetzt hat er mir früher oder später alles von allein erzählt.
Leicht zieh ich den Kragen meiner Jacke höher, der Wind wird immer ruppiger und bläst mir ins Gesicht. Wie von selbst vergrößern sich meine Schritte, ich will einfach nur zum Zug und dann schnell nach Hause. Morgen sollte ich definitiv eine dickere Jacke anziehen, für so ein windiges und kühles Wetter friere ich einfach zu schnell.

Zumindest ist es im Zug wärmer, zu meinem Glück sind sogar noch ein paar Sitzplätze frei.
Kaum fahren wir los schweift mein Blick durch das Abteil, überall sind Menschen mit gesenktem Blick, Nassen Jacken und bedruckter Stimmung, bei so einem sauwetter kein Wunder.

Bis ein leichtes Lachen, oder wohl eher ein kichern ertönt. Eine junge Frau, mit rosa gefärbten Haaren sieht auf ihr Handy und lacht wieder auf. Ihr Lächeln reicht von einer backe zur nächsten.
BUMM. Mein Herz rast. Person 4.

Ich kenn sie nicht, nicht ihren Namen und auch nicht den Grund warum sie lächelt. Vielleicht schreibt ihr Freund ihr? Oder vielleicht ihrer Freundin? Vielleicht schaut sie auch einfach nur ein Video von einem süßen Schaf? Vielleicht lächelt sie auch immer so freudig, mit ganzem Herzen.
Zu gerne würde ich mich mit ihr unterhalten, sie kennenlernen, aber der Zug hält, sie sieht hektisch hoch, springt dann auf und verschwindet.

Wie jeden Abend halten mich meine gedanke wach, wie die junge Frau im Zug leidenschaftlich Musik gehört hat.
Vielleicht hätte ich sie nach dem Lied fragen sollen, vielleicht wären wir ins Gespräch gekommen und vielleicht hätten wir uns wieder getroffen um auf einem Konzert zugehen und Musik zu hören.

Vielleicht hätte ich dem Mann von den Plakaten eins abnehmen sollen, vielleicht hätte ich so mehr über ihn herausgefunden, vielleicht hätte eine Adresse draufgestanden, für den er arbeitet oder so. Vielen hätten wir uns wiedergesehen.

Vielleicht hätte ich der Frau aus dem Café einen Kaffee spendieren sollen, vielleicht hätte ich dann erfahren wie sie ihn am liebsten trinkt. Vielleicht hätte ich meine Pause länger gezogen oder früher Feierabend gemacht und mich stundenlang mit ihr unterhalten. Vielleicht hätten wir uns verstanden.

Vielleicht hätte ich der Frau aus dem Zug sagen sollen was für ein wunderschönes Lächeln sie hat. Vielleicht hätte sie mir dann auch ein Lächeln geschenkt, vielleicht wären ihre Wangen sogar etwas rot geworden. Vielleicht hätte sie mir ein Baby Katzen Video gezeigt und gesagt das sie deshalb Lächeln musste. Vielleicht hätte ich auch gelächelt.

So schlaf ich mit der Musik der jungen Frau ein, sehe vor meinen Augen deutlich die Grünen Augen des Mannes, rieche den Duft des frischen Kaffees und vernehme die stumme Schönheit der Frau aus dem Café, während das kichern der Frau aus dem Zug ertönt.

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