Secret Relationship

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Jan und Vera
Prompt: Secretly Dating, but getting caught

Es war still im Büro. Jan und Paul saßen vor ihren Bildschirmen und durchforsteten das Internet nach einer jungen, verschwundenen Frau. Sie hofften, etwas auf ihren Social Media Kanälen zu finden. Jan zeigten sich eine Vielzahl von Fotos auf ihrem Instagram Account. Bildern von ihr im Urlaub, mit Freunden und einige beim Feiern. „Die hatte n' wildes Leben.", bemerkte Jan nebenbei und scrollte weiter, nachdem er sich ein Video angesehen hatte, in welchem die Frau aus einer riesigen Vodka Flasche trank ohne das Gesicht zu verziehen.

„Das nennt sich jung sein.", Veras Stimme fügte sich angenehm in die Stille des Büros. Die Kommissarin hatte ihre Jacke noch an, sie war vor einigen Sekunden erst aus der Rechtsmedizin zurückgekehrt. Ein leichtes Grinsen zierte ihre Lippen, während sie mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnte, der zum Büro der Männer führte. „Also nichts, was du kennst.", erwiderte Jan ohne zu zögern auf ihre Worte hin. Paul grinste leicht und löste den Blick von seinem Bildschirm, um die Beiden anzusehen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lehnte einen Arm auf den Schreibtisch. „Vorsichtig Trompeter, sonst musst du noch zur KTU, Geldscheine zählen.", witzelte der Mann und lachte dabei leise über seinen eigenen Witz.

Vera, die näher zu Trompeters Schreibtisch getreten war, um sich das Video selbst anzusehen, schüttelte den Kopf. „Ihr seid beide solche Kinder.", sprach sie ruhig in den Raum, während sich das Video wiederholte, in welchem das Mädchen aus der Vodka-Flasche trank. „Können Sie das auch?", fragte Jan, seine Chefin amüsiert und deutete noch einmal auf den Bildschirm. Diese stützte sich mit einer Hand neben ihm auf der Tischplatte ab, bevor sie ihn mit hochgezogener Augenbraue anschaute.

„Mit Ihnen muss ich eh noch reden.", sprach sie Jan dann, mit einem Grinsen, das dieser nicht deuten konnte, an. Sie stellte sich wieder gerade hin und ging zurück in ihr Büro, in welchem sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ und ihre Packung Erdnüsse aus der obersten Schublade zog. Jan murmelte ein „Komme schon.", während er Paul noch kurz ansah. Dieser beobachte die ganze Szene grinsend. „Du musstest den Witz auch über sie machen. An deiner Stelle würd' ich jetzt die Kehrtwende machen.", grinste Paul und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei er noch immer weit in einem Stuhl zurücklehnte. „Kannst du eigentlich auch einmal die Kla-", doch bevor Jan diesen Satz beenden konnte, rief Vera durch die offene Tür des Büros hindurch. „Paul? fährst du zur KTU?"

Ihr Kollege sah sie durch das Glas, das ihre Büros trennte, hindurch an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Vera. Dann zieht Trompeter schon den Spruch und trotzdem muss ich zur KTU?", beschwerte Paul sich und trat vor Trompeter in den Türrahmen, um Vera ungläubig anzusehen. „Bitte?", fragte diese nur mit einem süßen Lächeln, das ihr Gesicht viel weicher aussehen ließ, als es sonst war. Paul seufzte, murmelte etwas, trat dann aber zurück und nahm seine Jacke in die Hand. „Das nächste Mal fährt Trompeter!", war das Einzige, was von ihm noch zu hören war, bevor er das Büro verließ und die beiden anderen somit allein ließ.

Jan trat nun in den Türrahmen und sah Vera an, er imitierte ihre Pose von vorher und lehnte sich an das kalte Metall, wobei er die Arme verschränkte. „Ich wusste gar nicht, dass du Vodka trinkst.", grinste er leicht und sah die Frau belustigt an, die eine Erdnuss knackte und die Schale unachtsam auf ihren Tisch fallen ließ. Sie sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf „Tu ich nicht. Ich trinke Wein und Bier.", erwiderte sie und richtete ihren Blick wieder auf ihre Erdnüsse. Es folgte eine lange Stille, in der Jan die Frau nur beobachtete, die schweigend eine Reihe von Erdnüssen knackte und diese dann aß. „Es tut mir leid. Wenn mein Kommentar dich verletzt hat.", sprach Jan irgendwann und trat näher an ihren Schreibtisch, setzte sich jedoch nicht.

„Vergiss es.", sprach sie simpel und warf eine weitere Schale auf ihren Schreibtisch. Jan seufzte leise und trat um ihren Schreibtisch herum, wo er seine Hände auf die Lehne ihres Stuhles legte. „Du weißt, dass ich es nicht so meinte.", versuchte er es noch einmal und beobachtete die Frau von hinten. Vera reagierte nicht wirklich. Jan hatte dies gelernt. Es war manchmal schwer, wenn Vera gekränkt war, sie wieder aus ihrer Schale zu holen. Jan wusste jedoch auch, das aufgeben keine Option war, also packte er die Lehne ihres Stuhles fester und drehte sie in einer Bewegung zu ihm um. Seine Hände lehnten sich auf die Armlehne ihres Stuhles und er lehnte nah an ihrem Gesicht, jedoch genug Abstand, um ihren persönlichen Raum zu wahren. „Vera. Sieh mich an.", bat er sie sanft, nachdem sie noch immer die Nüsse in ihrer Hand ansah. Die Frau sah erneut nicht auf, sprach diesmal aber: „Vergiss es einfach Jan, es ist kindisch.", murmelte sie.

Jan konnte sich denken worum es ihr ging. Vera sorgte sich manchmal. Sie sorgte sich um ihre Tochter, die jedoch bereits Vollzeit arbeitete und sie immer häufiger allein ließ. Vera wurde, wie auch Jan und Paul, älter und sie hatte zu viel erlebt, zu viel, dass sie in der Vergangenheit hielt, um dies zu realisieren. Sie hasste es, wenn man es bemerke und Jans Kommentar hatte genau diesen wunden Punkt getroffen.

Er war sanft, als er eine Hand ausstreckte und Vera dazu zwang, ihn anzusehen. Seine Finger lagen sanft unter ihrem Kinn und sie musste den Kopf weit in den Nacken legen, um den Mann anzusehen. Die Berührung war federleicht und doch spürte Vera sie, in jeder Faser ihres Körpers. „Es tut mir leid. Ich habe nicht drüber nachgedacht. Ich wollte dich nicht verletzen.", Jan sprach diese Worte langsam aus und betonte sie alle, damit sie wusste, wie ernst es ihm war.

Es folgte erneut eine Stille, in der die Beiden sich nur ansahen und Vera irgendwann seufzte. „Lass es mich wieder gut machen, okay? Essen heute Abend? Mit Wein?", schlug Jan ihr sanft vor und sah sie liebevoll an. Er wollte es wieder gut machen, denn das hatte diese Frau kein bisschen verdient. Ein Lächeln Schleichte sich auf Veras Lippen. Jan war sanft mit ihr und sprach mit gesenkter Stimme, was sie eigentlich hasste. Vera war kein scheues Reh im Scheinwerferlicht, doch diese Situationen waren anders. Jan lauschte, er hörte nicht nur, sondern er verstand, was sie sagte und tat. Sie nickte leicht und nahm das Angebot des Essens mit einem sanften: „Aber nur weil du so nett gefragt hast.", an.

Jan lächelte liebevoll und nahm seine Hand von ihrem Kinn, um ihre blonden Haare wieder hinter ihr Ohr zu schieben und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als plötzlich die Bürotür der Männer aufgerissen wurde.

„Die Idioten von der Streife haben mir-," Paul war zwei Schritte ins Büro gegangen, als er in Veras Büfo saß. Jan stand hinter dem Schreibtisch der Frau, diese war dem Mann zugewandt und saß mit dem Rücken zu Paul im Büro. Paul wurde plötzlich ruhig und trotz der schnellen Reaktion der beiden Kommissare, war es offensichtlich, dass er etwas unterbrochen hatte.

Keiner sprach für einige Sekunden und Vera beschäftigte nervös ihre Hände mit einer neuen Erdnuss. „Trompeter?", sprach Paul plötzlich und die Augen des Angesprochenen, wie auch Veras Augen flogen zu Paul. „Ja?", gab Jan zurück, der an dem Fenster des Büros lehnte und seinen Blick ausweichend nach außen gerichtet hatte. Nun sahen sich die Männer in die Augen. „Tu ihr weh und ich schwöre dir, auswandern wird wieder ne' Option für dich. Wenn nicht, finde ich dich.", damit ging Paul weiter und holte seine Autoschlüssel aus seiner Schublade, während sich in Veras Büro keiner der Beiden bewegte. Auf dem Rückweg aus dem Büro blieb Paul noch einmal in der Tür stehen und sah dann zu Vera auf. „Und wenn du mir noch einmal die Moralapostel spielst, Vera, erzähl ich jedem im Pausenraum, was ich hier gesehen habe.", sprach er zu der Frau, die ihn entschuldigend und ertappt ansah. „Paul?", fragte Vera noch einmal mit leisere Stimme. „Du würdest nicht...", ihre Stimme brach ab und wurde leiser. Der Mann seufzte. „Natürlich nicht! Aber ich hab' ein Druckmittel!", damit ging Paul zur Bürotür und rief nur noch ein „und nicht im Büro!" zu den Beiden, bevor er die Beiden allein ließ.

Die Chefin: One-Shot SammlungWhere stories live. Discover now