Wir kämpfen uns unseren Weg durch das Dickicht. Dornen zerkratzen mir meine Hände. Bei Liem müssen die Wunden wahrscheinlich noch ein wenig tiefer sein, da er vor mir läuft.

Und doch ist mir, als wäre schon einmal jemand vor uns hier gewesen.

Nach wenigen Minuten haben wir endlich Sicht. Sicht auf ein Tal zu unseren Füssen, Sicht auf einen kleinen Fluss welcher sich mit Mühe durch dieses hindurchschlängelt, Sicht auf den Mond welcher sich bis gerade eben hinter den Wolken versteckt hielt, Sicht auf Wälder und Wiesen von oben, Sicht auf den Horizont vor uns.

Für einen kurzen Moment verschlägt es mir die Sprache.

„Es ist wunderschön..," gebe ich flüsternd von mir als ich überwältigt die Gegend mustere.

Verzaubert von der Aussicht zücke ich mein Handy um ein Foto zu machen. Unbewusst nähere ich mich dem Abgrund vor mir, mit der Absicht den richtigen Winkel zu finden.

„Pass lieber auf, der Untergrund ist ungesichert.", höre ich Liem hinter mir vage von sich geben. Doch nehme ich seine Warnung gar nicht richtig wahr. Bevor ich mich auch nur einen weiteren Schritt nach vorne bewegen kann, verliere ich mein Gleichgewicht, als das Geröll mir unter den Füßen wegrutscht. Panisch schnappe ich nach Luft. Vergeblich versuche ich wieder Halt zu finden und sehe mich schon am Ende des steilen Abgrunds auf den Boden aufschlagen. Ohne zu wissen wie mir geschieht werde ich jedoch mit einem Ruck an meinem Arm in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Plötzlich finde ich Halt an der Kleidung und dem Körper meines Gegenübers. Fest klammere ich mich an diese. „Hab ich dir nicht gerade eben noch gesagt, dass du aufpassen sollst?", frägt er mich außer Atem. Der Schock scheint bei ihm genauso tief zu sitzen wie bei mir. Mein Blick wandert automatisch hinter meinen Rücken. Hinab, dahin wo ich theoretisch gelandet wäre. Danach zurück zu ihm. Er war schnell. Mit einem Satz war er bei mir um mich vor meinem Unglück zu bewahren. Sein Atem geht ungleichmäßig, während sich sein Brustkörper unter meinen Händen senkt und hebt.

„Danke..", hauche ich mehr oder weniger. Immer noch entsetzt. Verunsichert sucht mein Blick den seinen. Intensiv mustern mich seine Augen. Ich versuche standhaft zu bleiben, jedoch merke ich von Sekunde zu Sekunde, wie sehr mich die Realität einholt, nur um mich im nächsten Moment wieder in meine kühnsten Fantasien zu befördern. Ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut, während der kühle Morgenwind uns umgibt. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter und meine Armhärchen stellen sich auf. Sein intensiver Blick mustert mich nun nicht mehr sondern wandert zu meinen Lippen, und zuckt daraufhin wieder hoch zu meinen Augen.

„Darf ich dich küssen?", überrumpelt er mich. Für einen kurzen Moment halt ich inne. Mir stockt der Atem. Jetzt verschlägt eindeutig er mir die Sprache. Unbewusst beiße ich mir auf die Lippen und blicke ihm in seine viel zu verlockenden blauen Augen. Ich gebe nur ein kaum wahrnehmbares Nicken von mir, bevor sich seine Lippen auf die Meinen pressen. Verlangend. Und dennoch weich. Behutsam legt er seine Hände an meine Taille und zieht mich näher zu sich.

Mein Herzschlag beschleunigt sich von Sekunde zu Sekunde. Ein leichtes Kribbeln macht sich in meinem Bauch breit. Bedächtig fährt meine Hand ihm durch seine weichen samtigen Harre. Sehnsüchtig erwidere ich den Kuss erneut. Sein frischer, herber Geruch hüllt mich nun komplett ein. Überrascht stelle ich fest, dass sein Körper förmlich zu glühen scheint. An den Stellen, an welchen wir uns Haut an Haut berühren, durchschießt Hitze meinen Körper. Bis in die letzten Nervenenden.

Seine Hände welche bis gerade eben noch an meiner Hüfte ruhten, wandern nun unter mein T-Shirt. Liebevoll und dennoch eindringlich. Sie lösen Gänsehaut trotz ihrer Hitze auf meiner Haut aus. Unbewusst dränge ich mich noch näher an ihn heran, um mehr seiner Körperwärme in mir aufnehmen zu können.

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