Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Magie gegen Magie, ein Kampf der immerhin nicht verloren ist, bevor er begonnen hat. Wenn ich nur wüsste, über welche er verfügt, würden meine Chancen besser stehen. Eilig verschlucken meine Finger die Flammen in einer Faust, doch ich höre die Belustigung in seiner Stimme.
"Feuer? Wir sind wohl Erzfeinde, Kleine."

Noch ehe seine Worte Bedeutung annehmen können, zieht ein Stich durch meinen Hals. Bitterkalt. Tödlich. Eisig, passend zu den kalten, fast weißlichen Haaren, auf die ich einen Blick aus dem Augenwinkel erhasche.

Er gefriert mir das Blut in meinen Adern, arbeitet sich rasant von Zelle zu Zelle weiter, bis er in wenigen Augenblicken das Ziel erreichen wird: mein Herz. Mit klammen Gliedern schüttele ich mich aus dem Schock, sprühe die Funken der Flammen auf ihn über. Begrabe die Eiseskälte in mir. Weil ich die Ruhe bewahre. Weil ich mir des sengenden Schmerzes in meinem Fuß bewusst werde. Weil Ash mir das Leben rettet, ohne selbst eingreifen zu müssen.

Der Magier verfällt in Panik, verliert die Kontrolle, seine Finger an meinem Hals zittern. Ein verzweifelter Schrei zerschmettert mein Trommelfell. Seiner oder ein anderer? Es ist kaum auszumachen in diesem Lärm.

"Scheint so", entgegne ich, kann mich mühelos aus seinem Griff winden. Sein lodernder Körper strahlt heller als die Sonne. "Aber heute siegt Feuer über Eis."

Ich schaue nicht weiter mit an, wie er sich den Flammen geschlagen geben muss. Stattdessen drehe ich mich um, lasse meinen Blick über das Massaker auf der Treppe schweifen.

Will ist nirgendwo zu entdecken und ich ahne, dass er sich seine Magie zu eigen gemacht haben muss. Simon ist mitten in einen Kampf verwickelt, Luan und Ash sind außerhalb meines Sichtfeldes. Doch was ich sehen kann, sieht ganz und gar nicht gut für Sonelem aus. Die Leichen unserer Magier und Soldaten tümmeln sich auf dem Boden, auf der Treppe, der schlaffe Körper einer Magierin kippt soeben träge über das Geländer. Der dumpfe Ton, mit dem sie auf dem Boden aufprallt, geht im Klang des Todes um mich herum unter. Keiner beachtet sie. Keiner schert sich um ein weiteres, vergangenes Leben.

Entrüstet kneife ich die Augen zusammen, sammele meine letzte Kraft in mir an. Denke an Luan, der mir ermutigend eine Hand auf die Schulter legen würde. An meinen Vater, der sagen würde: Mach, was getan werden muss. Und an Ash, der - nein! Nicht jetzt. Falscher Gedanke.

Ich lasse es los. Glaube, mein Körper wird in tausende Einzelteile zerfetzt. Spüre die tödliche Glut auf meiner Haut. Sehe das grelle Licht durch meine Augenlider. Rieche das verbrannte Fleisch. Höre ihre klagende Aussichtslosigkeit.

Ein aus Verzweiflung nach mir geworfener Dolch trifft mich in die Schulter, doch der Schmerz ist nichts zu dem tief in mir. Kaltblütig zerreiße ich Familien, ihr Glück, ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen. Eine geschätzte Ewigkeit vergeht, dann ist da nur Stille. Für einen Bruchteil eines Momentes schweigt der Kampf. Dutzende Augenpaare bohren sich mir in den Rücken, doch ich starre nur auf die Körper vor mir. Paylas Armee, die auf dem Boden liegt, als wäre sie durch das Fegefeuer marschiert. Mit dieser Sünde wird es mir irgendwann ebenso ergehen.

Vereinzelte Flammen fressen sich noch über Hautfetzen, Klamotten, Klingen. Der Geruch ist das widerlichste. Das Würgen brodelt in mir, doch schafft es nicht an dem Kloß in meinem Hals vorbei. Ich habe sie alle umgebracht. Jeden einzelnen Soldat und Magier Paylas auf diesem Stockwerk.

Arme schlingen sich um mich, ziehen mich aus der Schusslinie, bevor die Übrigen Vergeltung finden können. Als ob das möglich wäre. Als ob mein Tod der Masse an Magiern, aber hauptsächlich Menschen gleicht.

Eine Stimme redet auf mich ein, dringt allmählich in mein Bewusstsein vor. Will. Immer wieder rubbelt er über meine Oberarme, als wollte er mir Trost spenden. Den salzigen Tränen auf meiner Wange nach verfehlt sein Versuch kläglich die Wirkung.

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