1 - Der Sohn des Schmieds

Comenzar desde el principio
                                    

„Ich lasse dich los, wenn du versprichst, unsere Fragen zu beantworten. Einverstanden?" Dann senkte der Mann den Kopf und flüsterte in Lihas Ohr. „Du kannst vor einem Wurfmesser oder einem Pfeil nicht davonlaufen. Nächstes Mal könnte das Glück dich verlassen."

Der Kampfgeist verließ Lihas geschundenen Körper und er ließ die Schultern fallen. Die feuchten Blätter schmiegten sich kühl an seine Wange, aber heiße Tränen brannten in seinen Augen, und er schloss sie voller Scham. Männer weinten nicht.

Der Krieger, der ihn besiegt hatte, stand auf und schubst ihn gutmütig mit dem Fuß an. „Steh jetzt auf. Ich möchte gerne wissen, wessen Grab wir beinahe verwüstet hätten."

Liha setzte sich auf und legte einen der Steine der Grabeinfassung zurück an seinen Platz. Der kurze Kampf hatte zum Glück keinen großen Schaden angerichtet. Sobald er das Grab wieder in Ordnung gebracht hatte, sah er zu seinem Gegner auf. „Er war mein Bruder. Er starb gestern an seinen Wunden."

Der Dunkle reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Ihr ward in einem Kampf? Welche Art von Kampf?"

Liha nahm die Hand, aber er presste die Lippen aufeinander. Konnte er diesen Männern trauen?

Der Bärtige trat vor und hackte die Daumen in den breiten Ledergürtel. „Wir können mit diesem Hühnchen keine Zeit verlieren, Berim. Wir müssen so rasch als möglich zurück zur Hauptstadt reiten."

Der Dunkle — Berim — nickte. „Ich weiß. Aber ich finde, der König sollte von einem tödlichen Kampf so nahe und auf seinem Hoheitsgebiet wissen, glaubst du nicht, Melish?"

Der Anführer neigte seinen Kopf und musterte Liha von Kopf bis Fuß. „Er ist bloß ein Bauernlümmel und sollte sich auf den Weg nach Hause machen. Sein Bruder starb vermutlich an einem Unfall. Lasst uns endlich aufbrechen."

„Söldner habe ihn umgebracht." Liha's Hand griff wieder nach seinem Dolch und seine Wangen glühten im Zorn. „Sie haben uns ausgeraubt und unseren Weiler in Brand gesteckt."

Melish tauschte mit Berim einen ernsten Blick aus. Aller Spott war aus seiner Stimme gewichen. „Wo liegt dieses Dorf."

Ein tiefer Atemzug half Liha, seine rasenden Gedanken zu ordnen. Vielleicht waren dies tatsächlich Männer des Königs. „Diakaya war nur ein winziges Nest. Es liegt südlich von Salar."

Berim fluchte leise vor sich hin. „Diakaya ist der lokale Name für Arashins Schmiede. Wenn der Junge recht hat, haben wir die Eindringliche nur um eine Haaresbreite verpasst. Höchstens um ein paar Tage."

Liha runzelte die Stirn. „Ihr seid von daher gekommen?"

„Leider nein. Wir haben den Fluss weiter östlich überquert und sind dann der neuen Straße gefolgt." Melish kratzte sich den rötlichen Bart. „Wann ist das passiert?"

„Vor einem halben Mond. Ich—"

Liha unterbrach sich mitten im Satz, als die Bilder seines brennenden Zuhauses und die verzweifelten Schreie seiner Schwestern auf ihn einstürmten. Er senkte den Blick und pflückte einige modrige Blätter von seiner Jacke. „Mein Bruder und ich waren die einzigen Überlebenden. Wir hatten vor, zur Hauptstadt zu reisen, uns den Kriegern des Königs anzuschließen und unsere Familie zu rächen. Aber dann entzündete sich Avishs Wunde und wurde von Tag zu Tag schlimmer."

„Was ist mit Arashin, dem Schmid? Und weshalb hast du deinen Bruder nicht zu einem Heiler gebracht?" Berim's Gesicht wirkte auf einmal viel freundlicher.

Liha starrte auf seine Füße. „Mein Vater ist tot, und ich habe es versucht. Die Frau sagte, die Wunde benötige Schattenmagie. Der einzige andere Weg wäre gewesen, seinen Arm zu amputieren, aber sie meinte, ihr fehle die Erfahrung mit dieser Art von Medizin. Wir hofften, in der Stadt einen Schattenwandler zu finden."

Liha & Dánirah - Der Drache und die TräumerinDonde viven las historias. Descúbrelo ahora