„Du würdest mir nicht glauben", seufzte er schließlich und schlagartig verpuffte der Sturm in seinem Blick. Stattdessen wirkte er müde.
Irritiert bemerkte ich seine kaum merklich herabsinkenden Schultern.
„Dafür haben sie gesorgt.."

Ruckartig stand er auf und beendete das Gespräch. Also erhob auch ich mich, stopfte unser Proviant zurück in die Satteltasche und schwang mich hoch. Noch bevor Naevan selbst ganz im Sattel saß, trieb ich das Pferd an, sodass er beinahe runter gefallen wäre, aber er konnte sich halten.
Leider.

Dunkel stierte er auf meinen Hinterkopf, als er seine Hände wieder auf meine Schultern legte. Aber er reagierte nicht und wie verfielen wieder in ein Schweigen, während wir versuchten den jeweils anderen möglichst gut zu ignorieren.

Wir drangen die ersten beiden Tage so weit vor, dass die Bäume um uns herum ein wenig dichter wurden, aber das spärliche Gras war immer noch trocken und die Hitze hatte uns nicht verlassen. Immerhin wurde es am späten Abend ein wenig angenehmer.

Mit steifen Knochen stiegen Naevan und ich vom Pferd ab. Der Ritt blieb trotz Pausen lang und unbequem.
Zudem bei mir auch noch der Fall vom Dach und Pferd und Verletzungen an Seite und Bein dazu kamen. Da ich genauso wenig Lust gehabt hatte, mich vor ihm zu entkleiden, um die Verbände zu wechseln, wie ich Lust gehabt hatte, mit ihm in einem Bett zu schlafen, war ich noch nicht dazu gekommen, mir die Wunden anzuschauen.

Trotdem merkte man mir die Schmerzen natürlich nicht an. Meine Bewegungen waren so flüssig wie eh un jeh, mein Blick scharf auch wenn ich mich am liebsten auf den Boden geschmissen hätte, um zu schlafen und dann nie wieder aufzuwachen, damit ich diese Hölle von Misson einfach vergessen konnte.

Naevan musterte die kleine Lichtung, wobei die Bäume hier sowieso nicht sonderlich dicht standen und kräftig waren sie definitiv nicht. Aber ich war schon glücklich, dass der Schweiß nicht im strömen von mir herablief und wir die richtige Wüste hinter uns hatten.

"Ich besorge Holz für ein Feuer", entschied Naevan ohne mich anzusehen.
Ich zog eine Augenbraue hoch uns deutete auf den Boden unter uns.
"Hälst du das bei der Trockenheit für klug? Es ist warm, wir brauchen es nicht."
Aber anstatt mir zu antworten ging er davon, um Äste zu sammeln.

Tief atmete ich ein und aus. Schön, soll er sich doch die Arbeit machen.

Paar Minuten später saßen wir mit einigen Abstand zueinander auf dem Boden uns starrten ins Feuer. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, bis ich schließlich fragte:
"Was weißt du über die Götter?"
Überrascht blinzelte er und sah mich an, ehe er seinen Blick wieder auf die knisternden Flammen richtete.
"Sie lügen. Sie benutzen dich."

Er sagte es mit einer Ernsthaftigkeit, die mich erschauern ließ. Vor allem, da ich durch den Deal an einen Gott gebunden war und mein Leben verwirken konnte.

"Du scheinst dir ziemlich sicher, dass es so ist. Auch in Hinsicht auf die Infizierten und Allstair", bemerkte ich und er zuckte die Schultern.
"Vielleicht lügen sie nicht direkt. Vielleicht stimmt es und Arnicus hat Infizierte erschafffen. Sicherlich wollen sie gegen ihn kämpfen, aber sie denken nicht eine Sekunde an die Menschen, sondern nur an sich selbst."
Ich spürte wieder diese Wut, die meiner so ähnlich war, dass es mir Angst machte. Und ich war insgeheim auch froh, dass nur das Feuer seinen tödlichen Blick abbekam.

"Sie würden diese Welt zerstören für mehr Macht, wenn sie es könnten. Für sie sind wir nur Schachfiguren, weiter nichts."
"Und bei Arnicus ist es anders?", fragte ich herausfordernd.
Daraufhin schwieg er eine Weile und ich dachte schon, er würde gar nicht mehr antworte, da sagte er leise:
"Zumindest ist es das mal gewesen."

„Warum bist du dann einen Deal mit einem Gott eingegangen?"
Das war eine Sache, die ich an ihm nicht verstand. Er traute den Göttern nicht und er war genauso wenig glücklich über den Deal, der irgendwie beinhaltete, dass er im Tempel bleiben musste. Wie war es dazu gekommen, dass er die Magie hütete?

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt