Im Hogwarts Express

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Die nächsten 2 Monate vergehen schleppend langsam, doch dann kommt endlich der Tag, an dem du aus dem Bett kriechst und das letzte rote Kreuz in deinem selbstgemachten Kalender machst. Du bemerkst es erst kaum, doch als du dich schon zu deinem Kleiderschrank umgedreht hast, wendest du deinen Kopf so ruckartig zurück, dass er schmerzhaft knackt. Doch das kümmert dich gerade am wenigsten, denn deine Mundwinkel bewegen sich zu beiden Ohren hoch und du rennst, noch im Pyjama, in das Schlafzimmer deiner Eltern. Heute hat sich Rolf extra für dich freigenommen, ganz ohne Notfälle, damit er dich zum Gleis 9 3/4 begleiten kann. Dafür bedankst du dich damit, in ihr Zimmer zu stürmen, das Licht anzuknallen und zu rufen:"Los, Aufstehen! Macht schon! Heute ist der große Tag!" Du lässt ihnen keine Zeit zu antworten und gehst schnell nach unten, gibst Javier sein Frühstück und gehst, immer noch im Pyjama, nach draußen und holst die Zeitung. Gerade als du eine Schüssel Müsli herunter schlingst, kommen deine Eltern verschlafen in die Küche. "Was geht denn hier ab? Du bist doch sonst so ein Morgenmuffel!", sagt Dad, während er dir einen Kuss auf die Stirn gibt. "Na, heute ist der 1. September! Heute fahre ich nach Hogwarts!" "Aber der Zug fährt doch erst um elf! Und es ist erst - wie spät ist es eigentlich?", meint Mum mit einem Blick auf die Uhr. "Oh Gott! Wir haben schon 9:30! Um 10 müssen wir los!" Jetzt war es Mum, die durch das Haus rannte. Du hattest zum Glück schon alles vor ein paar Tagen gepackt. Deinen Zauberstab aus Akazie und Testralschweifhaar, die vielen Schulbücher, die Uniform, genug Nervennahrung für ein Halbjahr und sonstigen Kram. Deinen Kater Javier wirst du auch mit nach Hogwarts nehmen. Ein bisschen Gesellschaft willst du ja auch haben. Du bist sowieso eher der introvertierte Typ und hast nicht viele Freunde. Meist findest du das auch gar nicht schlimm, aber immer, wenn du dich doch allein fühlst kannst du mit Javier sprechen, es ist als würde er dich verstehen. Javier ist schon hunderte Jahre alt. Er wurde schon lange von Generation zu Generation in der Cuslett Familie weitergegeben. Er ist ein magischer Kater und du glaubst, dass er dich irgendwie versteht.
Du holst gerade Javiers grün-silberne Transportbox aus der Ecke, als er auch schon angeschlichen kommt. Zum Glück hatte er nie Anstalten gemacht, in die Box zu gehen, auch heute nicht. Kaum ist er drin, nimmst du ihn und deinen grünen und den blauen gepackten Koffer nach draußen, in Richtung von Ruby Scamanders Auto. Wie man sich hätte denken können, ist es kein normales Auto. Es kann fliegen. Auch heute nehmt ihr die einfachere Methode und schwebt unsichtbar nach oben.
Nach einer dreiviertel Stunde seid ihr auch schon da, gerade noch pünktlich. Für dich ist es das erste mal, durch die Wand zwischen Gleis 9 und 10 zu laufen und du bist etwas nervös. Du nimmst Anlauf und rennst zusammen mit deinem Dad und deinem Wagen hindurch. Die Wand scheint fest und stabil, doch du kommst unbeschadet am Gleis an. Deine Mum folgt sogleich und du stehst mit offenen Mund zwischen deinen Eltern vor dem Hogwarts Express. Er ist noch länger und atemberaubender als beschrieben und du kannst es kaum erwarten, hinein zu gehen. "Ich weiß, du willst bestimmt so schnell wie möglich in den Zug, stimmt's Liebes?", sagt Mrs. Scamander lächelnd. "Aber gib dem Papi doch vorher noch einen Abschiedskuss!" "Dad! Das ist voll peinlich!", sagst du genervt und siehst dich um. Du kannst aber nur eine große,  rotköpfige Familie und eine Mutter, die ihrem Schulkind nachwinkt, entdecken. "Ist schon gut. Aber, dass du uns bloß keinen Ärger machst! Wenigstens nicht schon in den ersten paar Tagen", lacht dein Dad und umarmt dich kurz. Trotz den ständigen Notfällen auf seiner Arbeit, hast du ihn doch sehr lieb. Jetzt willst du aber endlich los und nachdem du noch deine Mum umarmt hast, gehst du gespannt in den Zug. Schüler in allen allen möglichen Altersklassen laufen an dir vorbei. Du siehst welche in blauen, roten, gelben und grünen Roben. Du schlenderst durch die Abteile, auf der Suche nach einem Freien. In eines, in dem bloß ein rothaariges Mädchen sitzt, gehst du zögernd hinein. Dir fällt auf, dass es einer der vielen Kinder, der rotköpfigen Familie ist, die du vor dem Zug bemerkt hattest.
"Entschuldigung, ist hier noch frei?", fragst du etwas schüchtern.
"Ja klar, setz dich!", das Mädchen lächelt dir freundlich zu. Nach einer kurzen, peinlichen Stille stellt sie sich vor: "Ich bin Ginny. Ginny Weasley. Ich bin Erstklässlerin und fahre zum ersten Mal nach Hogwarts. Und wer bist du?"
Überrascht von dem plötzlichen Gesprächsanfang antwortest du etwas zögernd: "Ich heiße Lucy Scamander und das ist auch mein erstes Jahr in Hogwarts." Ginnys Augen weiten sich. "Scamander? Bist du etwa mit dem Newton  Scamander verwandt?" "Ja, er ist mein Großvater." Du weißt nicht ganz, was du davon hältst, dass dich jeder an deinem Nachnamen erkennen wird.
"Du wirst in Hogwarts berühmt sein, Lucy!" "Ja, ich weiß. Aber ich weiß nicht, ob ich das so toll finde."
"Ja, das verstehe ich", meinte Ginny Weasley und du hast das Gefühl, dass sie das auch so meint. Das folgende Schweigen wurde von einem Geräusch gebrochen. "Hier kommt der Servierwagen! Wer möchte etwas vom Servierwagen?" Eure Abteiltür öffnet sich und eine ältere Dame kommt zum Vorschein. Vor ihr steht ein Wagen, mit den verführerischsten Leckereien, die man sich vorstellen konnte: Schokofrösche, Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen, Gummischnecken...
"Ihr Lieben, etwas vom Servierwagen?", fragt uns die Frau freundlich, doch Ginny meint etwas enttäuscht: "Ich brauche nichts, danke.." Entschlossen sagst du: "Ich hätte gerne 2 Kürbispasteten, 3 Tüten Eismäuse sowie Bertie Botts Bohnen und Schokofrösche." Mit großen Augen betrachtet Ginny die ganzen Süßwaren. "So eine Menge reicht doch für mindestens 2 Personen!" "Korrekt!", sagst du grinsend und schiebst ihr die Hälfte rüber. Dankbar lächelt sie und stürzt sich auf die Leckereien. Du fragst nicht nach, warum sie sich nichts gekauft hat, da du das Geld hast und gerne mal was für andere ausgibst.
"Also ich möchte unbedingt nach Gryffindor! Was denkst du, in welches Haus dich der sprechende Hut stecken wird?", fragt dich Ginny. Du hast dir schon viele Gedanken darüber gemacht, aber bist dir immer noch nicht sicher. Während du eine Schokofroschkarte mit dem Zauberer Bowman Wright betrachtest, antwortest du: "Weiß nicht genau. Vielleicht Ravenclaw.." "Ravenclaw?!", unterbrach Ginny dich etwas überrascht, wurde jedoch durch jemand anderen unterbrochen. Ein ruhige, verträumte Stimme kam von der Abteiltür und meinte:"Aber ist nicht deine ganze Familie in Hufflepuff gewesen?" Überrascht schaust du zu einem Mädchen, mit hellen, sandfarbenen Haaren, ähnlich wie deine, allerdings viel länger. Ihre Augen sind strahlendblau, genau wie ihre Kleidung. Man konnte sich in ihnen ewig verlieren, da sie so verträumt und sorglos wirkten. Innerlich schüttelst du kurz den Kopf über diese Erkenntnis. Das Mädchen setzt sich neben dich ans Fenster. "Ich nehme an, hier ist noch frei?" Langsam bewegst du deinen Kopf zu einem Nicken. "Wer bist du?", fragt Ginny das Mädchen, ebenfalls etwas überrascht. "Luna Lovegood", antwortet sie, immernoch in einer verträumten Stimme. "Woher weißt du, dass ich eine Scamander bin?", fragst du, nachdem du deine Sprache wiedergefunden hast, warum auch immer sie weg gewesen war.
"Oh, es steht auf deinem Koffer." Peinlich berührt siehst du aus dem Fenster. Die Landschaft ist mittlerweile zu weiten Hügeln und Feldern geworden. "Ich bin übrigens Ginny Weasley." "Freut mich eure Bekanntschaft zu machen", sagt Luna und lächelt dich und Ginny an.
Du lächelst leicht zurück und fragst: "In welches Haus willst du denn?"
"Ravenclaw. Da passe ich am besten rein, denke ich. Außerdem waren meine Eltern auch in dem Haus."
"Meine Familie war zwar in Hufflepuff, aber dort sehe ich mich einfach nicht."
"Du solltest das Haus wählen, welches dir richtig erscheint", sagt Luna lächelnd. Du nickst. Du wirst von ihrer Empathie fast erstickt, wenn auch auf eine positive Weise.
"Oh", Luna deutet auf deine Schokofroschkarte, "Das ist Bowman Wright. Er war ein guter Mensch. Er erfand den goldenen Schnatz, sodass keine Vögel mehr für Quidditch gequält wurden." Und so beginnt das Gespräch über Qudditch und allen möglichen Kram, während ihr Süßigkeiten mampft.

Eine besondere Liebe - Luna X ReaderWhere stories live. Discover now