"Mein Pferd", sagte ich nur ohne Begrüßung.
"Geht es gut und es ist munter", er deutete über die Schulter, "Überzeug dich selbst."
Ich folgte seiner Hand und es stimmte, mein Pferd fraß glücklich etwas Stroh und sein Schwanz schlug träge ein paar Mücken beiseite. Die Kamele und Maultieren neben ihm, schien es kaum zu stören.

"Ey Kiro, lang nicht gesehen", machte der Mann jetzt und schüttele dem blonden kräftig die Hand, "Hast du dich endlich um meinen Auftrag gekümmert?"
"Sorry, hatte eine Auszeit, Kumpel. Eine größere Lieferung, aber ich bin wieder in der Stadt und kann mich um alles kümmern."

Ich hörte mit halben Ohr zu, während ich mein Pferd schnell sattelte und nach draußen führte. Naevan stand schweigend hinter Kiro, bedachte den Mann wachsam und auch jeden anderen, der in der morgendlichen Frühe unterwegs war.

Wortlos warf ich dem Mann den Rest des Geldes zu und er unterbrach das Gespräch mit Kiro um es aufzufangen. Nachdem er nachgezählt hatte, nickte er knapp und ließ es in dem Beutel an seiner Hüfte verschwinden.

Kiro und der Mann klopften sich zum Abschied auf den Rücken, dann ging unser Trupp bis zum Ende der Stadt. Schließlich drehten sich Naevan und ich uns zu Kiro um, der uns angrinste, die Arme locker vor der Brust verschränkt.

"Dann heißt es wohl Abschied nehmen", meinte er und streckte Naevan die Faust hin. Dieser sah etwas überrumpelt auf Kiros Hand herab, stieß aber gegen sie.
Mein Blick dagegen warnte ihn, auch nur etwas ähnliches zu versuchen, also begnügte er sich mit einem Zwinkern.

"Ich wünsche euch bei eurem Vorhaben viel Erfolg", sagte er, "Ich hoffe, ihr kommt beide in einem Stück an. Also geht euch nicht gegenseitig an die Gurgel, ja?"
Bei seinem mütterlichen Ton konnte ich nur die Augen verdrehen und Naevan schnaublachte genauso:
"Ich garantiere für nichts"
Mit einem düsteren Blick zu dem Mann neben mir versicherte ich ihm:
„Ich definitiv auch nicht."

Wider starrten wir und erbost an und in den letzten 24 Stunden hatte ich eine Person noch nie so gerne erstechen wollen.
Ich konnte nicht mal sagen, was es war. Vielleicht seine arrogante Art oder die Tatsache, dass er mich nicht als Bedrohung wahrnahm und sich immer so verhielt, als könnte er mich mit einem Schlag niederstrecken.
Ha! Als ob!
Oder es lag daran, dass er gestern bei meiner Panikattacke dabei gewesen wag. Und mich beruhigt hatte, während er den verletzlichen Teil von mir gesehen hatte, den eigentlich niemand zu Gesicht bekommen hatte.

Die einfachste Erklärung war: Er war ein Arsch mit zu viel Selbstvertrauen.

„Ich bin geneigt mir Popcorn zu holen, denn ich bin ziemlich sicher, dass sie dich jeden Moment ersticht", kommentierte Kiro und Naevans Blick wurde schmal ohne ihn von mir abzuwenden.
„Sie soll es mal versuchen."
Meine Hand wanderte zu einem Messer an meiner Hüfte.
„Ist das eine Herausforderung?"

Bevor das Ganze eskalieren konnte, schritt Kiro ein, stellte sich zwischen uns und drückte uns auseinander. Ich zuckte bei seiner Berührung an meiner Schulter zurück, aber die Spannung löste sich.

„Echt jetzt, kommt mal runter!", befahl Kiro genervt, „Steigt einfach auf das verdammte Pferd."

Jederzeit bereit einen Angriff von Naevan abzuwehren, schwang ich mich auf meins. Dann sah ich unglücklich zu dem Magiehüter runter.
„Na los. Hinter mich", ich zog eine Braue hoch, „Außer du willst laufen?"

Zuerst sah er auf den wenigen Platz hinter mir, der im Sattel noch blieb, dann wanderten seine Augen langsam zurück zu mir.
„Bist du dir sicher?"
„Natürlich bin ich mir sicher. Sonst hätte ich nicht gefragt", meine Stimme war ruhig, aber mein Blick war es nicht.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt