Jetzt war ich es, die ihn ansah, als wäre er nicht ganz dicht.
„Warum sollte ich das bitte tun?"
Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Naja die Helden-Rede und so. Musste ich bei den Champions vorher ertragen."

Ich sah ihn noch ein paar Sekunden an, dann schüttelte ich den Kopf.
„Ich bin wohl eher die letzte Person, von der du einen moralischen Vortrag erhältst."
Sein Grinsen wurde breiter. „Was dich ungemein sympathischer macht."

Schließlich hielt er mir seine schwielige Hand hin.
„Nenn mich Kiro."
Mit den Handschuhen schüttelte ich sie einmal knapp.
„Mary"
„Ist das dein richtige Name?"
„Nein."

Die Fahrt legten wir schweigend zurück. Kiro ging wieder dazu über, mit sicheren Bewegungen die Barke zu lenken. In der Zeit lehnte ich mich gegen die Reling und beobachtete die vorbeiziehenden Hügel an Sand, während die Sonne im Zenit auf uns runter knallte. Mir stand schon längst der Schweiß auf der Stirn, aber ich ging dennoch sparsam mit meinem Wasser um. Ich musste schließlich den ganzen Weg wieder zurück.

Das Amulett unter meiner luftigen Kleidung wurde wärmer und wärmer. Bis es regelrecht summte.

Im gleichen Moment deutete Kiro nach vorne.
„Wir sind da."

Ich drehte mich und folgte seinem ausgestreckten Arm. Wir näherten uns einem weißen Tempel mit einer von Säulen getragenen Kuppel. Dieser Teil der Ruine war rund. Einige weitere Säulen und Reste des Grundrisses langen vor ihm verstreut und verfallen im Sand.
Aber das mittlere Gebäudeteil schien vollständig intakt und nicht wie der Rest gealtert zu sein.

Kiro ließ die Barke quer zu der Formation zum Halt kommen und senkte die Arme. Mit einem knappen Nicken sagte er:
„Ich bin hier bis Sonnenaufgang. Viel Glück."
Mit einem Neigen des Kopfes nahm ich seine Wünsche an und schwang mich aus der Barke. Meine Tasche hatte ich geschultert, mein Schwert hing sicher an meiner Hüfte und der Sturm lauerte unter der Oberfläche.

Ich ging wachsam auf die Ruinen am Anfang zu und spürte ein Kribbeln über meine Haut ziehen. Stirnrunzelnd streckte ich die Hand aus.

Und traf auf eine harte Wand aus Luft.

„Gratuliere!", rief Kiro von hinten, „Du bist die erste, die nicht dagegen gelaufen ist."
Schnaubend warf ich ihm einen Blick über die Schulter zu, ehe ich meine Konzentration wieder auf die Barriere richtete.

Also. Ich war immun gegen Magie und ich konnte sie auch zerstören. Ich hatte es mit Arnicus Magie getan. Das hier war nicht anders.

Mit geschlossenen Augen legte ich meine Handfläche auf die Barriere vor mir und ließ den Sturm, die Wut, willkommen. All die Gefühle, die ich zurück gehalten hatte über Jahre der Misshandlung und des Schmerzes hinweg. Alles, was ich nie zuließ, aus Angst, meinem Umfeld zu schaden.
Aber der Barriere zu schaden war genau das, was ich wollte.

Mit einem einzigen, vernichtenden Schlag, lenkte ich all dies in meine Hand. Ich konnte die Magie spüren. Wie sie den gesamten Tempel umgab. Wie alt und mächtig sie war. Und stark.
Aber ich war stärker. Und vor allem wütender.

Ich öffnete die Augen und warf meinen Sturm gegen die harte Luft.

Wumm

Mit einem ohrenbetäubenden Knall zersplitterte die Barriere in tausend violett schimmernde Scherben. Reflexartig hob ich die Arme, um mich vor ihnen zu schützen, aber sie lösten sich einfach in Luft auf und ließen ein Kribbeln auf der Zunge zurück.

Nemesis - Kronen und Götterحيث تعيش القصص. اكتشف الآن