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19.03.22 - Bahrain
Heute ist Samstag, Tag des Qualifyings.
Wir kamen heute schon früh an der Strecke an, denn wir hatten jede Menge Dinge zu erledigen, denn neben dem Qualifying fand auch noch das dritte Freie Training statt und unsere Fahrer waren mehr als nur angespannt.

Nachdem das dritte Freie Training überstanden war hatte ich eine kleine Pause, welche aber auch größtenteils daraus bestand die Strategien nochmal genau zu überprüfen.

„Karla kommst du mal bitte schnell?", rief mein Dad zwischen meine Gedanken.
„Natürlich", auch wenn ich hier war um wirklich zu arbeiten fühlte ich mich manchmal zu sehr, wie sein persönlicher Diener.
„Was gibt es", fragte ich schnell, als ich in den Raum lief, mein Dad war gerade dabei mit Max und Checo zu sprechen.
„Hey Schatz, meinst du du könntest mir was zu essen holen?", fragte er ganz lieb.
Ich atmete scharf ein, „ich war zwar gerade dabei die Strategien durchzugehen, aber gut, nur weil du es bist".
„Du bist die beste", kam es noch von ihm, dann wendete er sich wieder den beiden Fahrern zu.

Auf dem Weg zum Essenstand schaute ich durch mein Handy und versuchte ein paar Nachrichten zu beantworten, welche nun schon ewig unbeantwortet waren.
Die letzten Tage waren unglaublich stressig gewesen, ich hatte nicht einmal Zeit gehabt irgendwem zu antworten, nicht dass mir überhaupt viele Leute geschrieben hätten.

Als ich gerade wieder nach oben schauen wollte knallte ich gegen eine Person und landete auf dem Boden.
Ich atmete tief ein und versuchte nicht komplett auszurasten, „Hey kannst du nicht aufpassen, das hätte viel schlimmer ausgehen können und...", als ich nach oben schaute merkte ich plötzlich in wen ich gelaufen war.
Es war Carlos
„Ich glaube eher, dass du in mich gelaufen bist, während du mit deinem Handy beschäftigt warst", er lächelte ein wenig.
„Du hättest mir ausweichen können", ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich weiß auch nicht, aber seit gestern wirkte er plötzlich wie ein anderer Mensch, ein anderer, wie im Hotel, als ich ihn im Fahrstuhl kennengelernt hatte, dort wirkten wir beide so vertraut, aber jetzt, seit gestern wirkten wir wie wirkliche Konkurrenten, ich hatte zwar versucht nett zu sein, aber er sah das wohl nicht genau so, wie ich.

Er fing an zu lachen, „wie auch immer", er musterte mich von oben nach unten, „wie ich sehe zeigst du heute mal wo du hingehörst".
Ich setzte ein leichtes Lächeln auf, „ja und du kannst dir dieses Symbol gleich merken, da du es die nächsten Wochen nur noch von hinten sehen wirst".
Carlos öffnete seinen Mund, als würde er etwas sagen wollen, schloss ihn dann aber schnell wieder. Plötzlich legte er seinen Kopf auf die Seite und musterte mich, ich sagte ebenfalls nichts mehr und schaute ihm nur in die Augen, ich kann nicht sagen, was dieser Moment in mir auslöste, aber die Art, wie er mich ansah machte was mit mir, vor allem, weil er auf meine Aussage nichts mehr antwortete.

„Hey Karla, solltest du deinem Vater nicht essen bringen", als ich Max seine Stimme hörte schaute ich schnell auf den Boden und dann zu Max, welcher gerade von hinten angelaufen kam.
Ich schüttelte schnell meine Gedanken wieder zu recht und schluckte schwer.
„Ja tut mir leid, ich hatte gerade noch Carlos getroffen und irgendwie hatte ich mich ein wenig verquatscht", ich schätze jemand der mich gut kannte, hätte mir meine Nervosität genau angemerkt.

Ich räusperte mich, „Ähm nun dann die viel Glück nachher Carlos".
Ohne auf eine Antwort zu warten lief ich Richtung Essensstand.
Was zum Teufel war das gerade eben gewesen?

-
„Max kannst du mich hören".
„Laut uns deutlich".
Während ich gerade dabei war mit Max übers Teamradio zu sprechen, konnte ich nicht aufhören über diese Situation mit Carlos vorhin nachzudenken.
Wieso schaffte ich es nicht mehr nett zu ihm zu sein, und wieso war er überhaupt nicht mehr nett zu mir, liegt es einfach nur daran, dass ich für Red Bull arbeite? Aber damit hat auch keiner der anderen Fahrer ein Problem.

Während des Qualifyings versuchte ich mich so gut wie möglich zu konzentrieren, aber es war einfach so schwer.

Am Ende schaffte Max den zweiten Platz und Checo den vierten, denn Charles hatte die Pole und Carlos Platz 3.
„Du hast Platz 2 Max, super gemacht", war das letzte was ich sagte.
Ich nahm die Kopfhörer ab und atmete laut aus.
Es gab so vieles was mir gerade durch den Kopf ging, doch ich wollte an nichts mehr davon denken.

„Alles in Ordnung bei dir", mein Dad schaute mich von der Seite an.
„ja alles bestens, ich bin nur müde", ich zwang mir ein leichtes Lächeln auf.
„Sicher?".
„Ja, du brauchst dir keine Sorgen machen Dad".

Als sich alles ein wenig beruhigt hatte stand ich auf und lief ein wenig durch die Boxengasse, in der Hoffnung Daniel zu finden, er hatte es leider nur auf Platz 18 geschafft und ich wollte ihn ein wenig aufmuntern.

Plötzlich kam mir Carlos entgegen gelaufen und blieb vor mir stehen, doch ich hatte deutlich auf keine Konversation mit ihm Lust.
„Was ist Carlos, möchtest du dieses Mal in mich laufen?", ich schaute ihm genervt in die Augen, doch in seinen Augen lag komplette Ruhe.
„Willst du mir nicht gratulieren?", kam es nun von ihm.
Ich fing an zu lachen, „Carlos was soll das?"
„was soll was?", er zog eine Augenbraue mit einem leichten Lächeln nach oben.
„Das hier", überfordert zeigte ich zwischen ihm und mir hin und her.
Er legte den Kopf schräg und lächelte weiter.
„Wieso machst du es mir so schwer dich zu mögen", sagte ich erschöpft.
„Vielleicht möchte ich nicht gemocht werden", sagte er mit einer leisen und sanften Stimme.

Ich atmete hörbar aus, „wie auch immer, wenn es dich nicht stört würde ich gerne weiter gehen".
„Warte kurz Karla", Carlos hielt meinen Arm fest und schaute mich mit einem tiefen Blick an, „ist alles in Ordnung?".
Und er meinte es erst, es war eine ernste Frage, ich sah es in seinem Blick, ich konnte die leichte Sorge erkennen, doch ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.

Ich löste mich aus seinem Griff und zwang mir ein Lächeln auf, „klar alles in Ordnung".
Ich drehte mich um und lief weiter, ein weiteres Mal ließ ich ihn einfach stehen, doch dieses Mal konnte ich seinen Blick in meinem Rücken noch deutlich spüren.

if you love me... || Carlos Sainz ff Onde histórias criam vida. Descubra agora