Am stärksten spürte ich Chara und die Magie in ihr. Allerdings hatte sie sie inzwischen zurück gerufen, denn mein Licht verbrannte jeden Infizierten.

So wie ich die Soldaten spüren konnte, so spürte ich auch die Infizierten. Ich spürte das Leid, das sie durchmachten. Wie sie in ihren Körpern gefangen waren, die nach und nach verwesten und wie sie sich selbst jede Sekunde weiter verloren. Die Menschen waren noch da drin, aber sie waren gegenüber Anricus' Magie in ihrem Blut machtlos.

Ihre stummen Schreie in Inneren der Monster zerrissen mir das Herz. Denn ich tötete jeden einzelnen von ihnen.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, ertrug den Schmerz. Ertrug die Leben, die verschwanden, auch wenn es mich innerlich zerriss.

Es waren unschuldige Seelen in den Infizierten. Sie waren in dieses Jahrtausende alten Machtkampf der Götter hineingerutscht und Spielfiguren von Allstairs Krieg geworden. Sie wollten uns nicht angreifen.

Und es waren ja nicht nur Leymalier unter den Infizierten. Es waren auch unsere Leute. Diejenige, die im bisherigen Kampf bereits verwandelt worden waren.

Mein Licht vernichtete sie einen nach dem anderen, aber war für die restlichen Soldaten harmlos. Sie wurden allerhöchstens geblendet.

Schließlich war nichts mehr an Magie da und das goldene Licht verblasste langsam. Ich öffnete keuchend die Augen und stützte mich mit einem Arm am Boden ab, während ich mir die Reste des Schlachtfelds ansah.
Alle Infizierten waren verschwunden und der leichte Wind wirbelte ihre Asche auf. Dazwischen standen die Soldaten, die überlebt hatten und sahen sich verwirrt um. Als ihnen klar wurde, dass der Kampf vorbei war, reckten sie jubelnd die Schwerter in die Luft und vielen sich erleichtert um den Hals.

Mein Sichfeld flimmerte und ich ließ den Kopf erschöpft hängen.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und Chara kniet sich neben mir hin. Sie war genauso dreckig, verschwitzt und vom schwarzen Blut befleckt wie ich. Ihre Ringe saßen wieder sicher an ihrer Hüfte, als ich müde zu ihr aufsah.

„Du hast uns gerettet", sagte sie sanft.
Meine Augen glitten zurück zu der verbliebenen Asche der Infizierten.
„Aber sie nicht"

Meine Augen fielen zu und ich sackte nach vorne.

~•~

Ich befand mich wieder in dem unwirklichen Weiß und lag auf der spiegelglatten Ebene. Blinzelnd richtete ich mich auf und bemerkte einen stechenden Schmerz im Arm. Verwirrt sah ich nach unten. Seltsamerweise trug ich ein ebenso weißes Hemd und Hose, sodass ich mich kaum von meiner Umgebung abhob.
Als ich den Ärmel nach oben schob, wäre ich fast zurückgezuckt.
Denn meine Haut hatte sich von den Fingerspitzen an, bis zum Handgelenk schwarz verfärbt. Wie als wäre sie verbrannt.

Nach dem ersten Schock musterte ich meine Hand genauer und drehte sie. Sie schimmere leicht und feine, dunkle Adern durchzogen die aschige Haut.
Auf Höhe des Handgelenks lief die Schwärze rissig aus.
Es ähnelte der Haut der Infizierten auf erschreckende Weise.

Probehalber bewegte ich die Finger und zischte leise, als sich der Schmerz erneut meldete.

„Das ist der Preis für die Magie", sagte Riniah hinter mir und ich stand hastig auf, um mich umzudrehen.

Da stand sie. Die Hände unglücklich vor dem Körper gefaltet, während ihr langes, braunes Haar um ihre Schulter bis zum Boden fiel. Ihre dunkle Haut war von einer ebenen, unnatürlichen Schönheit wie eh und je.

„Du hast zu viel verwendet und zu viel von deiner Energie gezerrt", erklärte sie weiter, während ihre goldenen Augen auf meiner verunstalteten Hand ruhten. Dann sprangen sie zu meinem Gesicht.
„Mach das nicht nochmal."

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt