Der dritte Assassine packte unsanft meine Haare, sodass ich meinen Kopf nicht mehr bewegen konnte, während Beccah ein zweites Mal das Amulett an sich nehmen wollte.

Also riss ich schnell die Reste des schwarzen Blutes hoch, die ich in mir hatte, verlangsamte die Zeit, sodass ich mit Kraft eine Hand aus dem Griff des Assassinen reißen konnte und damit Beccahs Handgelenk umfasste.

Dann stürzte ich uns alle fünf vom Dach.

Im Fall, der für die anderen nur in Zeitlupe verging, riss mich die Schwerkraft aus der Umklammerung meiner Gegner. Also fiel ich in normaler Geschwindigkeiten vom Dach. Zwar konnte ich mich so drehen, dass ich zumindest einen schlimmeren Fall verhindern konnte, aber dennoch schlug ich hart auf dem festgetretenen Erdboden auf.

Über mir kamen Beccah und ihre Unterstüzer gemächlich näher, wobei sie selbst noch keine Gelegenheit hatten, den Sturz wahrzunehmen.

Trotz dem Fall zwang ich mich auf die Beine und rannte stolpernd zwei Häuser weiter und versteckte mich zwischen alten Fässern in der Dunkelheit. Ich spürte wie die Zeit mit entglitt und ein Druckgefühl im Kopf entstand. Also löste ich meine mentale Umklammerung und alles rückte wieder in die Gegenwart.

Entfernt vernahm ich das dumpfe Aufschlagen von Körpern und gefolgtes Stöhnen. Bei mir selber meldete sich ein Schmerz in der Rippengegend, vielleicht die Rippe die ich mir im Schloss mal verstaucht hatte, und generelle Schmerzen überall. Wobei das nichts war, dass mich großartig aufhalten würde. Dafür hatte Allstair gesorgt.

Mit starrer Miene drückte ich eine Hand auf den Schnitt, den Beccahs Schwert mir zugefügt hatte und ließ den Kopf gegen die raue Häuserwand sinken, während ich weiter auf Allstairs Schergen lauschte.

Sie rappelten sich schwerfällig auf. Nach kurzem Schweigen schnauzte Beccah an die anderen gewandt:
„Wo ist die Schlampe hin?"
„Keine Ahnung. Sie ist einfach... weg gewesen."
Zwar hatte ich das Gesicht nicht erkennen können, aber dafür war die Stimme nicht unbekannt. Es war ein gewöhnlicher Assassine Allstairs, aber ich war öfter seiner Patrouille zugeteilt worden.
Anscheinend hatte Allstair alte Bekannte geschickt.

Beccah wirkte mehr als verärgert.
„Das ist ihre bescheuerte Magie, die König Allstair erwähnt hatte. Ach verdammt!"

Ich lächelte in mich hinein.

„Und jetzt?", fragte einer der Assassinen.
Anhand der Schritte hörte ich, dass Beccah sich erst bewegte, bevor sie grummelte:
„Wir gehen zurück. Wenn Nemesis nicht gefunden werden will, werden wir sie jetzt erstmal auch nicht finden."
Weiter Schritte folgten und entfernten sich.

Eine Weile saß ich so da, die Augen halb geschlossen, den Kopf angelehnt, die Hand mit dem Schwert auf dem Boden neben mir, die andere an meine blutende Seite gepresst, bis ich nur noch die Geräusche der Nacht und des Dorfes hörte. Ein gelegentliches Knarzen, ein Pfeifen wenn der Wind durch das Holz blies. Ein Rabe der krähend vorbei flog oder stimmen in der Ferne.

Da Allstairs Schergen fürs erste verschwunden schienen, nutzte ich mein Schwert, um mich beim Aufstehen zu stützen. Ich fühlte jeden Knochen in meinem Körper und meine Seite und Oberschenkel brannten.

Mit zusammengebissenen Zähnen huschte ich dennoch unbemerkt von Schatten zu Schatten bis zu dem Stall, wo ich mein Pferd abgegeben hatte. Den Bauern bezahlte ich immer noch dafür.

Die Tür zum Stall war nicht schwer zu knacken, also schlüpfte ich in die Dunkelheit des Stalles.

Der Geruch von Heu und Pferd stieg mir in die Nase. Es war dunkel, aber meine Augen gewöhnten sich schnell daran. War ja auch kein so großer Unterschied zu draußen.

Nemesis - Kronen und GötterΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα