Ihre dunklen Mandelaugen glitten an mich hoch und runter.
„Nicht nötig zu betonen, dass ich in deiner Schuld stehe. Ich werde dich nicht versuchen umzubringen. Ich hab dich ja kämpfen sehen und bezweifle, dass das möglich ist."
Sie legte schmal lächeln den Kopf schief.
„Blöd nur, dass du dieses magische Amulett brauchst. Und wenn du mir die Fragen nicht beantwortest, kannst du dir die Rettung des Dorfes sonstwo hinstecken, wir werden dir nicht helfen."

Immernoch ohne dem Zeichen einer Reaktion dachte ich nach. In den Götterschlund kam ich allein. Aber die Höhle der Monster konnte ich ohne Rückendeckung vergessen. Wir hatten ja gesehen, wie unser erster Versuch gelaufen war.
Aber wenn ich mich wieder mit Magie aufladen konnte, sah die Sache schon ander aus. Alles, was ich brauchte waren ein Infizierter.

„Wie geht es Matthias und Licca?"
Die Frage nach dem Wohlergehen der anderen brachten Krisha aus dem Konzept, aber sie fasste sich schnell.
„Sind verarztet. Sie werden es überleben. Aber ich stelle hier die Fragen."
Sie beugte sich auf dem Kasten vor.
„Was hast du mit diesen Monstern gemacht?"

Die Kopfschmerzen hielten weiter an und so langsam war ich genervt

„Ich habe die Magie in ihnen zerstört", erklärte ich knapp, „und wie du beobachtest hast, bin ich übernatürlich schnell und stark. Das ist alles."
„Ich bezweifle, dass du von den Götter auserwählt wurdest."
Schulterzuckend schwieg ich.

Nach einigen Sekunden, in denen sie mich eindringlich musterte, warf sie mir den Ring zu. Mühelos fing ich ihn auf, ohne meinen Blick von ihr abzuwenden.

„Wenn du mir keine Antwort gibst, wer du bist, dann halte ich dich für eine Koranéeanische Spionin. Ich mag den König nicht, aber Verräter mag ich noch weniger und ich werde den Feind in keinster Weise im Krieg helfen. Wenn du also weiterhin schweigen willst, meinetwegen, aber dann verpfeife ich dich an die Soldaten des Königs", sagte sie schließlich.
Und sie meinte es ernst, das hörte ich.

„Euer Dorf hat die Steuern nicht bezahlt. Warum solltest du Soldaten hierhin holen?"
„Der König würde uns belohnen, wenn wir eine Spionin finden. Dann kann ich einfordern, dass er die Sache mit den Steuern vergisst und die Lage des Dorfes auf andere Weise lösen, wo ich nicht auf dich angewiesen bin."
Doch ich schüttelte den Kopf. „So gütig ist er nicht."
„Tja, er wird noch weniger gütig zu dir sein", schoss sie eisig zurück, „Er wird die Informationen aus dir rauspressen, bis du nur noch ein Schatten deiner selbst bist."

Fast hätte ich über die Drohung gelacht.
Alles, was man mir hätte antun können, hatte er mir schon angetan.

„Also Mary... rückt du jetzt raus mit der Sprache oder nicht?"
„Du kannst mich nicht hier festhalten. Dafür seid ihr nicht stark genug."
Sie strich schulterzuckend über den Rand der Kiste, die als Tisch diente.
„Nein. Aber das Amulett, das du brauchst, ist hier.  Also kannst du genauso wenig weg."
„In den Götterschlund werden sie mir nicht folgen."
„Du musst aber erst dahin. Und auch wieder raus."
Sie lächelte mich an. Wissen, dass ihre Argumente durchaus wirkten, auch wenn ich mir nichts anmerken ließ.

Ich brauchte dieses beschissene Amulett. Ohne, konnte ich die Suche in der Wüste vergessen.
Sobald sie mich verriet, wusste Allstair, dass ich wieder in Leymalien war. Eventuell würde er mich suchen, was das ohnehin hohe Risiko noch zusätzlich erhöhen würde.
Dass Krisha mich verriet, konnte ich mir nicht leisten. Es würde mich nicht zwingend umbringen, aber aufhalten. Und gerade Zeit hatten wir keine. Nicht wenn Allstair Infiziefte, Magie und Schwarzstahl bereits hatte, um den unaufhaltsamen Vormarsch zu beginnen.

Alternative war, ich tötete sie alle. Dann konnten sie mich nicht verraten, aber ich war nicht so verrückt, nach heute alleine in den Götterschlund zu gehen. Jemand, der sich dort auskannte war klar vom Vorteil. Und ob es mir gefiel oder nicht, ich hatte die Gesellschaft insgeheim genossen.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now