Adventswettbewerb- Teil 2

27 5 14
                                    

Hi, hier ist pünktlich *hust hust* meine 2. Abgabe zum Adventskalender-Wettbewerb von Bienchen180804! Ich hoffe, sie gefällt euch.

Die Vorgabe waren diesmal die 3 Wörter:

Schwarze Katze, Schneeball, Baumarkt

Der Paketstation-Vorfall

Der Feierabendverkehr schob sich stockend durch die überfüllten Straßen. Der Herr hielt es für ungerecht, dass er, der ja keinen Feierabend hatte, davon belastet wurde. Und zusätzlich musste er noch eine äußerst wichtige Erledigung tätigen, nicht wie die anderen ins wahrscheinlich nicht einmal verdiente Wochenende fahren. Die anderen könnten doch auch gesitteter fahren und sich nicht auf die Kreuzung schieben, als gäbe es nur diese eine Grünphase. 

„Nun fahren sie doch vorbei! Da kommen sie doch wohl durch!", wies der Herr seinen Taxifahrer an, rechts am Vordermann vorbeizuziehen. Er sah im Rückspiegel, wie dieser die Augen verdrehte. Der Fahrer verstand ja nicht seine Notlage! Der Baumarkt hatte eine Mail geschickt. Ein künstlicher Tannenbaum, welchen seine Frau so sehnsüchtig erwartete, sei in seinem Paketfach angekommen. Er musste es heute abholen, das hatte ja wohl oberste Priorität. 

Wieder blinkten vor der Frontscheibe mehrere Bremslichter auf. Der Verkehr stand fast still. Angesichts der kleinen Schneeflocken die anfingen, vom Himmel zu schweben, konnte der Herr davon ausgehen, dass die Straßen bald in einem Schneegestöber versinken würden. Ihm platzte der Kragen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Ungeduldig schnallte er sich ab und lehnte sich nach vorne zum Fahrer. Sich mit einer Hand am Beifahrersitz abstützend streckte der Herr die andere Hand nach dem Lenkrad aus. Zwei mal betätigte er die Hupe, bevor der Taxifahrer ihn mit hochrotem Kopf zurückdrängte. Ein stummes Handgemenge entstand, bei dem einer der Manschettenknöpfe des Herren das Zeitliche segnen musste und dem Fahrer auch einige Haare entrissen wurden. Letztendlich gab der Herr sich auf dem Rücksitz geschlagen. Er überlegte nicht lange und stieg aus dem gelben Taxi, um sich zu Fuß durch den zunehmend undurchsichtigen Schneefall zu kämpfen. Der aufgebrachte Fahrer warf ihm noch etliche spanische Ausdrücke an den Kopf und der Herr bemerkte, dass er nicht für diese Fahrt gezahlt hatte, war aber zu stolz, umzukehren, außerdem hatte der Fahrer es seiner Meinung nach auch nicht verdient, Geld für diese ungenügende Arbeit zu bekommen. 

Jetzt stapfte der Herr durch den pulverigen Schnee, der ihm bis zu den Knöcheln reichte, und hoffte inständig, die Paketstation würde noch nicht geschlossen sein. Er richtete seine Augen auf die Häuserfronten, welche er so schnell es seine Beine im festen Stoff der Anzughose hergaben passierte. Er sah hinauf zu den Sternen um ein flüchtiges Stoßgebet um die Öffnungszeiten der Station abzugeben und übersah so das kleine Tier, das flink vor ihm her schlich. Strauchelnd fiel er hin, konnte sich gerade noch so abstützen und entging so nur knapp einer eisigen Begegnung seiner Nase mit dem Schnee. Der Herr konnte nur mit Mühe einen frustrierten Schrei unterdrücken, der jegliche Anwohner sofort aus dem Bett geschreckt hätte. Stattdessen ballte er seine Hände zu Fäusten und krallte seine Fingernägel in die kalte Haut. Dann erblickte er den Grund seines Beinahe-Falls. Eine Schwarze Katze schob sich an der Hauswand entlang, unauffällig wie ein Schatten, aber so schnell kam sie dem Herren nicht davon, oh nein! Taumelnd, aber dennoch entschlossen griff er mitten in den Schnee, der ja zu Hauf zu seinen Füßen lag, und formte flüchtig einen Schneeball. Dann schleuderte er ihn auf das Biest. Ein erschrockenes Maunzen und das sofortige Verschwinden des Schattens um die Ecke gaben ihm die Bestätigung, dass er das Ziel nicht verfehlt hatte. Zufrieden atmete er durch und setzte den Weg weiter fort. 

Keine Minute später stand der Herr vor dem kleinen Laden mit den verdreckten Scheiben und dem großen gelben Schild mit der Aufschrift Pa etstation und musste feststellen, das Gott ihn  anscheinend nicht liebte. Sein Stoßgebet hatte er offensichtlich ignoriert oder der himmlische Posteingang für Gebete hatte schon geschlossen- genau wie die Paketstation. Wehleidig stand der Herr da, starrte auf den Zettel, der in der Tür hang und las die zwei Sätze immer und immer wieder. 

Heute wegen erwarteten Schnees halbe Stunde früher geschlossen. 

Wir bitten um ihr Verständnis!

Nein, er hatte kein Verständnis, wegen dieses Pakets im Stau gestanden zu haben! Er hatte auch kein Verständnis, ganze 5 Minuten hierher gelaufen zu sein! Und er hatte erst Recht kein Verständnis, dass er jetzt hier draußen stand und einfach nichts tun konnte. Von plötzlicher Wut gepackt trat der Herr gegen die Tür, nicht ahnend, dass er eine Entdeckung machen würde, die ihm vielleicht den Tag retten würde. Die Tür gab nach. Fast wäre er wieder gestolpert, doch er konnte sich wieder fangen und ging in die Knie um der ungewöhnlichen Reaktion der Tür auf die Spur zu gehen. Eine quadratische Katzenklappe zierte die untere Hälfte der Tür. Klappernd schwang sie hin und her, während der Herr fast vor Freude in die Hände geklatscht hätte, als er durch die Öffnung einen silbernen Schlüssel in Reichweite an einem Nagel hängen sah. Er erhob sich, sah sich um, um festzustellen, dass ihn niemand sah, und zog sein Jackett aus. Kurz zögerte er, aber dann legte er die Jacke auf den dreckigen Schnee und kniete sich darauf. Anstatt die Hose zu beschmutzen, opferte er lieber sein Jackett, da es einerseits leichter zu reinigen war und er sie andererseits einfach zusammenfalten und tragen konnte und sich nicht mit Flecken an den Knien entwürdigen musste. Vorsichtig steckte er einen Arm durch die Klappe und stützte sich auf dem Holzboden der Station ab, während er ächzend auch den Kopf hindurchstreckte. Es war eigentlich eine Schande und wenn ihn jemand so sähe, wüsste er nicht, ob er sich überhaupt jemals wieder in der Öffentlichkeit zeigen könnte, aber er hatte jetzt schon so viel für dieses verdammte Paket auf sich genommen, dass aufgeben jetzt keine Option mehr war. Sein Leben war so hart, dachte er bei sich, als er versuchte den Kopf zu drehen, um den Schlüssel besser wahrnehmen zu können. Der Rahmen der Katzenklappe engte ihn sehr ein und so musste er blind nach dem Schlüssel greifen, den er schon fast klimpern zu hören meinte, so nah war er ihm. Nein. Er hielt inne und traute seinen Ohren kaum. Der Schlüssel gab ein leises Klimpern von sich. Schnell zog der Herr den Arm aus der Klappe um seinem Kopf mehr Bewegungsfreiheit zu schaffen. langsam drehte er den Hals und sein Herz setzte einen Schlag aus. An dem Schlüssel lag seelenruhig eine Pfote. Sein Blick wanderte hoch. Die Pfote gehörte zu einer schwarzen Katze, die ihn aus einem guten Grund feindselig anstarrte. "Bitte, ich meinte das nicht so, Miez Miez, bitte gib mir den Schlüssel!", flüsterte er. Die Katze schob den Schlüssel langsam vom Nagel. "Ja, so ist's recht! Zu mir!" Die Katze hielt inne und starrte ihn verständnislos an. Der Herr wurde ungeduldig. "Was mache ich hier? Ich rede mit einer dummen Katze! Verdammt!" Er streckte den Kopf noch ein paar schmerzhafte Zentimeter weiter durch den kantigen Rahmen und griff nach der silbrig glänzenden Versuchung. Mit einer kurzen Bewegung stieß das Biest  den Schlüssel vom Haken und schaute unbeeindruckt zu, wie er immer weiter von der Tür wegschlitterte. "Monstrum!", zischte er und holte aus, um die Katze zu erwischen, doch scharfe Krallen hinterließen blutige Schrammen in seiner kalten Haut. Der Herr zog ruckartig den Kopf aus der Paketstation, biss sich auf die Lippe und zog scharf die Luft ein. Dann sammelte er seine ganze Wut und schrie einfach.

Buch mit Esel. Abgaben- und StuffbookWhere stories live. Discover now