Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, riss mich Martells dröhnende Stimme aus meinen Gedanken:
"Da ist der Bräutigam ja! Wir dachten schon, wir müssten ohne dich trinken."

Blinzelnd sah ich zu meinen drei Freunden, die sich auf den Sitzgelegenheiten in meinem Zimmer breit gemacht hatten. Phyrros wälzte sich auf der Chaiselongue, Martell saß in meinem Sessel hinter dem Schreibtsich, die Stiefel auf den Tisch abgelegt, sodass Erdkrümmel der Straße auf meine Papiere rieselten. Aramis stand neben der Chaiselongue und schenkte mir ein kameradschaftiches Grinsen.
"Da du es verschlafen hast, uns zu deinem Junggesellenabschied einzuladen, haben wir das selbst übernommen."

Ich schnaubte und schloss dir Tür hinter mir. "Vielleicht bin ich nicht in Feierlaune."

"Ein bisschen Alkohol wird das richten", Phyrros stand schwungvoll auf und hielt mir ein großzügiges Glas Schnaps unter die Nase. Während ich es skeptisch beäugte, fischte er mir meinen goldenen Reid vom Kopf und setzte ihn sich selbst auf. Was bei seinem schwarzen, glänzenden Haar, zugegeben nicht schleht aussah und drückte mir das Glas letztendlich in die Hand. Dann ließ er sich wieder auf das Sofa fallen und nahm sein eignes Glas vom Tisch in der Mitte. Daneben standen noch Weintrauben und... Gebäck?

"Wo zum Teufel habt Ihr denn jetzt Gebäck aufgetrieben?"

Martell lächelte durchtrieben von meinem Schreibtsich aus. "Die Frauen finden mich sehr überzeugend und wenn man erwähnt, das es für den Prinzes ist, darf man die ein oder andere Köstlichkeit für die Hochzeit auch jetzt schon mitnehmen."

Er zwinkerte mir zu. "Ihre Hoheit musste während des Überfalls und der Flucht so viel durchmachen, da darf man ihn ja wohl trösten."

Ich ließ meinen Blick auf den Schokokuchen mit Erdbeeren ruhen.
"Mit Kuchen?"

Martell nickte in voller Überzeugung.
"Da geht es dir doch gleich viel besser, stimmts?"
"Damit liegst du verdammt richtig!"

Sie lächelten und Aramis hob nun sein eigenes Glas: "Lasst uns für einen Moment den Krieg und alles vergessen und uns amüsieren. Wie in den guten alten Zeiten"

"Bevor unser Drystan hier ein Ehemann und Held wird und vor lauter Welt-retten und Götter-Scheiß seinen Sinn für Humor verliert, ergänzte Phyrros und tat es Aramis gleich.

"Ach, den hatte er doch nie", brummte Martell, hielt sein Glas aber ebenfalls höher.

Ich sah auf die Flüssigkeiten in meinem eigenen. Nemesis hätte es mir längts aus der Hand gerissen und daran gerochen, ob es vergiftet wäre. Vor allem, da ich alleine war im Raum mit den drei Menschen, die sie des Verrats verdächtigte.

Ich hielt das Glas fester. Im nächsten Moment fühlte ich mich schlecht, dass ich so von den Menschen dachte, die schon immer an meiner Seite gewesen waren und aus manchen Schlamassel befreit hatten, um Ärger von meinen Eltern zu vermeiden. Oder wir steckten gemeinsam in dem Schlamassel drin, weil wir Idioten sind.

Alos prostete ich den anderen lächelnd zu.
"Na dann. Lasst das Saufen beginnen."
Gemeinsam mit den anderen stürzte ich den Alkohol runter und sperrte Nemesis Stimme aus, die mich einen Narren nannte.

~•~

Eine Stunde später saß ich vor dem Tisch auf dem Boden und genoss ein herrliches Stück Schoko Kuchen. Göttlich.

Aramis saß an Martells Schulter gelehnt auf der Chaiselongue und hickste alle paar Minuten, was Martell jedes mal ein Grinsen entlockte.
Phyrros hatte sich auf meinem Schreibtisch breit gemacht und warf sich eine Weintraube in den Mund. Die Schale hatte er besitzergreifend zu sich gestellt und pflückte diese nacheinander ab.

„Was Nemesis wohl jetzt macht?", dachte ich laut und aß ein weiteres Stück Kuchen.
Sofort verdrehte mein Kammerdiener die Augen: „Lass mal Nemesis in Ruhe. Sie ist nicht da."
„Unser Prinz kann doch nichts dafür, dass er die ganze Zeit an die Kriegerin denken muss, die ihm das Leben gerettet hat", verteidigte mich Aramis, und sah mich bedeutend an, „Schon romantisch."

„So ist es nicht!", sagte ich schnell, woraufhin mich alle mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen.
„Was schaut ihr so?"

Martell, dem der ganze bisherige Alkohol nichts auszumachen schien, beugte sich vor. Das sorgte dafür saß Aramis von seiner Schulter rutschte und glatt vom Sofa viel.
Brummend - und hicksend- rappelte dieser sich wieder hoch, schoss seinem Freund einen bösen Blick zu und setzte sich wieder normal hin.

„Wir kriegen mit wie du jedes Mal aufhorchst, wenn sie den Raum betritt. Dein Blick wird magisch von ihr angezogen", erklärte jetzt Martell und nahm ein Schluck von seinem Glas. Wir waren irgendwann auf Rotwein umgestiegen.

Ich sah zu meinem eigenen halbvollen Glas.
„Ihr könnt nicht leugnen, dass sie eine Erscheinung ist."
„Du kannst nicht leugnen, dass sie eine Killerin ist", ertönte es von Phyrros, aber ich überhörte ihn.

„Sie hat dir erlaubt ihre Vergangenheit zu sehen, Mann", erinnerte mich Aramis etwas lallend, „Das kommt bei ihr 'nen Wunder gleich."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Von uns kannte sie mich eben am besten."
„Sie hätte auch allein gehen können und hätte es durchgezogen", bemerkte Phyrros, „Ehrlich, hätte sie nicht gewollt, dass du es erfährst - was auch immer sie dir gezeigt hat- dann wäre es nicht dazu gekommen."

Als ich wieder schwieg, ergänzte er noch:
„Sie vertraut dir, Drystan. Mehr als jemanden sonst. Und besonders bei Nemesis, hat das einiges zu bedeuten."

Ich sah meine besten Freunde alle an.
„Wollt ihr andeuten, sie steht auf mich?"
Phyrros lachte leise, Martell schüttelte den Kopf.
„Bei den Götter, nein. Wir reden von Nemesis, ich würde meinen Kopf riskieren, wenn ich ihr sowas unterstellen würde."
„Ganz zu schweigen von der Frage, ob sie überhaupt für sowas wie Liebe fähig ist...", kommentierte Phyrros, aber keiner ging drauf ein.

Aramis zeigte mit den Finger von der Chaiselongue aus auf mich.
„Aber du mein Freund... du stehst auf sie."
„Was? Ich bitte dich."
„Komm schon Drystan. Was soll's sonst sein?"
„Sie ist eine Freundin", sagte ich mit Nachdruck.

Wieder schauten sie mich alle an, als hätte ich was total bescheuerter gesagt.
„Hört auf mich anzuschauen, als wäre ich ein kompletter Idiot."
„Naja", meinte Phyrros gedehnt und betrachtete eine Weintraube, „Letztendlich bist du einer."

Darauf kniff ich die Augen zusammen und suchte mir den Augen nach einem Gegenstand, den ich auf ihn werfen konnte. Entschloss dann kurzerhand, dass es mir zu viel Aufwand war und stopfte mir schließlich mehr Kuchen in den Mund.

Phyrros seufzte. „Drystan. Du denkst ständig an sie, du traust ihr ohne zu zögern dein Leben an und ich sehe doch, wie du dich um sie sorgst."
„Ja, aber muss es denn gleich heißen, dass ich in sie verknallt bin? Um euch würde ich mir genauso Sorgen machen."

Sie schwiegen eine Weile, bis Martell die Schultern zuckte und das Thema fallen ließ.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now