Prolog

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„Mein Name ist ... Lord Elothon!"

„Na, dann mal prost, Lord Elothon!"

Diffuses Licht herrschte in der kleinen Schenke, an deren Bar zwei sehr ungleiche Herren saßen. Der Rechte war ein wohlgenährter Gentleman mittleren Alters, die samtblaue Weste spannte ein wenig um seinen breitgebauten, aber nicht allzu dicken Oberkörper. Darunter schimmerte ein purpurrotes Seidenhemd hervor, das mit Sicherheit noch kurz zuvor in einer Schneiderstube gehangen hatte. Die Beine umhüllte ein brauner, feingewebter Stoff. Sein ordentlich gekämmtes Haupthaar fiel in braunen Wellen auf die Schultern herab, ab und zu sah man es im Licht der flackernden Kerzen glänzen. Der scharfe Zug um die Mundwinkel verriet, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen.

Um seinen großen, dürren Nachbarn hingegen schlackerte ein einfaches, zerschlissenes Leinenhemd, das an einigen Stellen einen freizügigen Blick auf die raue Haut des Besitzers zuließ. Es endete bereits knapp unter dem Bauchnabel, außerdem war es definitiv für eine weitaus fülligere Gestalt gefertigt worden. Die Hose jedoch, ebenfalls aus Leinen, war in erstaunlich gutem Zustand, wenn man die Schlammkruste außer Acht ließ, die scheinbar zentimeterdick den Stoff zierte. Vielleicht verdeckte sie auch einfach die Löcher.

Die ungleichen Herren hatten kleine Gläser vor sich stehen, gefüllt mit einer grünlich schillernden Flüssigkeit, die sie bei den Worten des Dürren nun an die Lippen hoben, um sie synchron den Hals hinunterzukippen. Beide begannen sofort, fürchterlich zu husten, als die scharfe Flüssigkeit ihnen die Kehlen freibrannte.

„Das wird die alte Ilse mir übelnehmen!", keuchte der Magere, als er sich schließlich erhob. „Heini, wird sie sagen, Heinrich Finke, dass du dich schon wieder betrunken hast! Und, hehe, sie wird Recht haben. Ich hab mich schon wieder betrunken! So ein Jammer aber auch!" Murmelnd und kichernd wankte der Geplagte zu der schmutzigen Steintreppe, die zum Ausgang hinausführte, und stemmte sich gegen die schwere Holztür, die ihm den Weg nach draußen verwehrte. „Hehe, ja, betrunken habe ich mich! Mit dem, ups! Mit dem Lord Elothon!" Die Tür öffnete sich plötzlich, und mehr oder weniger kontrolliert verschwand Heini aus der Schenke.

Lord Elothon erhob sich,penibel seine Weste zurecht zupfend, wonach er ebenfalls etwas unsicher auf denBeinen und mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch die Schenke verließ. Auf derBar blieb nur ein funkelndes Goldstück zurück, das mit den leeren Gläsern vonder Zusammenkunft zeugte.

Mein Beitrag zum Ideenzauber 2022Where stories live. Discover now