Fallen gelassen saß er auf dem Boden und starrte auf den vor ihm verblutenden Gardisten, ehe sich sein Blick langsam auf mich richtete. Etwas von dem Blut des Leymaliers war auch ihm ins Gesicht gespritzt.

Als ich ihm meine Hand anbot, um ihn aufzuhelfen, bemerkte ich düster eine Platzwunde an seiner Stirn, wo das Blut im Haar verkurstete. Sie war vermutlich nicht allzuschlimm, ebenso wie der Schnitt an seinem Arm.

"Nemesis?", begriff er verwundert, ließ sich aber von mir aufhelfen, "Du solltest gar nicht hier sein!"

"Sei froh, dass ich von dem Anschlag erfahren und mich ins Schloss geschlichen habe. Jetzt beweg dich, du musst sofort hier raus."
Ich wollte ihm am Arm packen, aber er trat einen Schritt zurück.
"Meine Eltern liegen noch bei der Tafel, die Männer haben mich von ihnen weggerzerrt"

"Sie sind nicht das Ziel", Informierte ich ihn, behielt unsere unmittelbare Umgebung dabei immer im Blick. Noch hatten uns keine weiteren Leymalier entdeckt, aber lange würde es nicht dauern.
"Man hat es nur auf dich und Chara abgesehen."

Der Prinz ballte die Fäuste. "Ich lasse weder sie noch meine Eltern im Stich!"

Von hinten näherte sich ein Rekrut mit grimmiger Miene. Ich kannte ihn nicht, aber über Drystans Schulter warf ich rasend schnell eines der Messer an meinem Oberschenkel, das sich direkt in das rechte Auge des Mannes bohrte. Mein Blick richete sich zurück auf Drystan, während er noch blass auf den gefallenen Mann starrte.

"Chara hat eine fähige Leibwächterin und weiß sich zu verteidigen." Ich nahm die beiden Schwarzstahl-Schwerter der zuvor getöteten Gardisten und drückte ihm eines in die Hand, da er sein eigenes offenbar verloren hatte.

"Der Leymalische König will euch beide entführen. Glaub mir, dass du lieber tot sein willst, wenn es so weit kommt."

Drystans Augen weiteten sich erschrocken bei meiner kalten Miene.

Am Rande registrierte ich, dass die Schreie und die panische Menschen weniger wurden. Tatsächlich hatten die verdeckten Leymalier die meisten der Höflinge erschreckend schnell getötet.

"Holt euch den Prinzen, wir kümmern uns um die restlichen Adeligen!", sie sprachen Leymalisch, was der koranéeanischen Sprache sehr ählich war, sodass auch Drystan den Inhalt verstand.

Jetzt wandten sich mehrere Leymalier im Saal uns zu und stiegen über die Leichen hinweg, um uns zu erreichen. Wir befanden uns in der Nähe der Empore, unweit ihrer Säulen und dem Fenster, wo eine Frau in Uniform ihren Posten verließ, um sich Drystan zu holen.

Geduckt fixierte ich die herannahenden Leymalier, mein Schwert bereit. Es waren fünf, die uns schnell umzingelten.

"Woher weißt du von dem ganzen? Warst du eingeweiht?", fragte Drystan, der ebenfalls sein Schwert hob. Ich wusste, dass er ebenfalls kämpfen konnte, also konzentrierte ich mich mehr auf die drei vor mir, als die drei, die Drystan anvisierten.

"Ich habe ein Gespräch zwischen als Rekruten getarnte Leymalier in der Kanalsiation belauscht", antwortete ich, da griffen die ersten beiden an.

Auch wenn ich den Kampf des Prinzen nebenbei im Auge behielt, gelang es mir die Frau nach wenigen Hieben zu töten. Der zweite wollte mich mit seinem Angriff von Drystan weglocken, aber ich ließ mich nicht kontrollieren und köpfte ihn wenig später. Der dritte schlug sich gut, viele meiner Angriffe konnte er kontern, aber letztendlich verlor auch er mit einem Dolch zwischen die Rippen sein Leben.

Drystan, der soetwas wie Moral besaß und seine Gegner nicht tötete, sondern lediglich verletzte, war noch immer mit den beiden andern beschäftigt. Also riss ich ihn an der Schulter zurück, nahm seinen Platz ein und hatte seine Gegner getötet noch ehe er protestieren konnte.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt