Kapitel 1 ~ Die Farbe des Feindes

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Tief zieht sich Linea die Kapuze ihres Mantels ins Gesicht, als sie die Tür der Schänke öffnet

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Tief zieht sich Linea die Kapuze ihres Mantels ins Gesicht, als sie die Tür der Schänke öffnet.
Lauter Gesang, betrunkendes Johlen und das Trommeln von Fäusten auf Holz schlägt ihr entgegen.

Männer mit müden Augen, roten Wangen und lachenden Mündern tanzen in einer Ecke zu dem Gesang einer Frau, der in all dem Krach schon lange untergegangen ist.
In einer anderen Ecke sitzen einige Gäste an einem Tisch. Ernste Mienen und steife Körperhaltungen. Das Gespräch dieser Leute scheint nicht erfreulich zu sein.
In der Mitte des Raumes ist eng. Hier stehen die, die nicht schnell genug waren sich einen Sitzplatz zu ergattern oder aber nur darauf warten, dass jemand sie anrempelt, um die nächste Schlägerei anzuzetteln. Immerhin müssen die unterdrückten Aggressionen auch mal raus gelassen werden und was bietet sich dafür besser an, als ein Abend in einer überfüllten Schänke, in der Wein und Bier bis in die frühen Morgenstunden ausgeschenkt wird?

Linea wird hoffentlich nicht der Auslöser genau solch einer Eskalation sein. Langsam lässt sie ihre Hand unter dem Mantel verschwinden, ertastet den gewundenen Griff des Dolches in ihrem Hosenbund. Mit ihm in der Hand fühlt sie sich sicherer, als sie sich langsam durch die massiven Körper schiebt.
Darauf bedacht sie nicht mehr zu berühren, als sie es unbedingt muss. Es ist voll. Zu voll für ihrem Geschmack. Dicht gedrängt stehen die Männer in dem kleinen Raum und machen ein Durchkommen für einen Neuankömmling fast unmöglich.

Der Gang zur Theke gleicht einem Geschiebe und Gedrücke, entwickelt sich immer mehr zu einem innerlichen Spießrutenlauf, denn je näher man der Theke kommt umso gedrängter wird es auch. Schweißgeruch schwängert die Luft, die von dem alkoholhaltigem Atem der Gäste schwer und drückend den Raum füllt.
Ein Fenster zu öffnen wäre sicherlich eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken, doch die Gäste, die an den Fenstern stehen und das tun könnten, scheinen nicht zu bemerken, dass der Sauerstoffgehalt immer geringer wird- oder es ist ihnen egal.

Schritt um Schritt kommt Linea der Theke näher, während sich auf ihrer Stirn die ersten Schweißperlen bilden. Die Wärme ist erdrückend.
Der Wirt, ein Mann mittleren Alters, der jetzt schon lichtes Haar hat, sieht ihr mit verschränkten Armen entgegen. Skeptisch zieht er die Augenbrauen zusammen, als ihm eine Gestalt in einem Kapuzenumhang näher kommt.

Als diese sich dann auch noch durch seine Stammkunden drängt und tunlichst darauf achtet, dass ihr Gesicht von dem Schatten ihrer Kapuze verborgen bleibt, ist es um ihn geschehen. Die Neugier ist entfacht. Mit neutralen Gesicht nähert er sich ihr. "Guten Abend der Herr, was kann ich Euch bringen?"

"Ein Bier", brummt Linea. Der Wirt kratzt sein kahl rasiertes Kinn. "Ihr könnt den Mantel gerne ablegen. Ich sorge höchstpersönlich dafür, dass Eure Habseligkeiten nicht geklaut werden."
Sie schweigt. Sie ist ihm keine Antwort schuldig. Das scheint auch er zu merken, denn er wendet sich ab und stellt ihr im nächsten Moment schwungvoll das Bier vor die Nase.
Gelbe Flüssigkeit schwappt aus dem Holzbecher und prickelt auf der Theke vor sich hin.

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