Der Widderdämon hatte ihm schweigend zugesehen, Neugier stand in dessen Augen. „Stellt Eure Fragen", sagte Aaron freundlich.

Josei war überrascht über die Offenheit der Seele und die offensichtliche Abwesenheit von Angst und Argwohn. „Mein Name ist Josei, ich bin der Verwalter des Hauses. Wie ist den Euer Name, junger Mann?"

Aaron lächelte leicht, denn die Förmlichkeit war erfrischend. „Ich heiße Aaron. Wollen wir auf die Förmlichkeit verzichten?", fragte er den Dämon mit Respekt. Dieser nickte nur.

„Du bist also der junge Mann, der dem Hausherr so den Kopf verdreht", sagte Josei und schmunzelte über den Ausdruck auf dessen Gesicht.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf antworten möchte. Es war seine Entscheidung, mich hierherzubringen." Er hat mich ausgesucht.

Josei verzog sein Gesicht, was seltsam aussah.

Lächelt er?

„Das mag vielleicht sein, doch er lächelt wieder und auch seine unruhige Art scheint abzuflauen, als würde er wieder festen Boden unter den Füßen haben. Er scheint dir zu vertrauen, sich dir zu öffnen. Das ist nicht selbstverständlich für ihn, vor allem nicht bei seiner Vergangenheit", sagte der Widderdämon, was Aaron nachdenklich stimmte.

„Kannst du deinen Herrn herbeirufen? Ich muss etwas mit ihm besprechen", fragte er Josei freundlich und dieser nickte.

Mit dem Tablett in der Hand lief er zur Tür, drehte sich aber vorher noch einmal um. „Jeder trägt im Leben Verletzungen davon, doch die Heilung erfolgt manchmal nur, wenn man den findet, der sich dieser annimmt." Daraufhin schloss er die Tür und Aaron dachte über diese Worte nach.

Es dauerte nicht lange, da kehrte der Dämon mit den feuerroten Haaren zurück, setzte sich auf den Sessel neben dem Bett. Ihre Blicke kreuzten sich und sie schauten sich an.

„Ich habe nachgedacht. Ich weiß nicht, ob ich dich innerhalb eines Monats akzeptieren kann, dir vertrauen kann." Aaron würde nicht lügen. „Doch vielleicht kann ich eine Möglichkeit finden, wiedergeboren zu werden. Dafür muss ich jedoch jemanden finden." Er schaute den Dämon direkt an. „Wirst du mir helfen, meine Eltern zu finden?"

Cypher hatte in Ruhe zugehört und für einen Moment hatte sein Herz geschmerzt. Wenn er seine Eltern finden muss, damit ihm der Weg zu Wiedergeburt offensteht, werde ich ihm helfen. Vielleicht wird er mich dann auch akzeptieren. Ich muss ihm zeigen, dass er mir wichtig ist, auch seine Wünsche, dass er mit vertrauen kann.

„Gut, ich werde dir helfen. Wir werden sie suchen, doch dafür muss ich alles wissen, was du über sie weißt, Aaron."

Aarons Gesicht verdunkelte sich. „Ich weiß absolut nichts. Doch sie mussten vor meiner Geburt in der Menschenwelt gelebt haben", erwiderte der Mensch.

Der Dämon nickte nur. Dann ist es wahrscheinlich, dass sie immer noch dort sind, sollte sie am Leben sein. „Ich werde einige Kontakte in der Menschenwelt kontaktieren, sie fragen, ob sie einen gefallenen Engel kennen, der sich mit einem Menschen verbunden hat. Wir können morgen früh aufbrechen und diese aufsuchen."

Aaron nickte. Das Danke hing auf seinen Lippen, doch er sprach es nicht aus. Die Sehnsucht in Cyphers Augen brannte sich auf seine Netzhaut. Er spürte, dass der Dämon sich absichtlich distanzierte. Damit er mich nicht berührt? Nicht gegen meinen Willen. Er sah die geballte Faust. Ohne Vorwarnung stand er auf, lief nur mit der Hose bekleidet zu dem Dämon, der zu ihm aufschaute. Er ging in die Hocke und ergriff Cyphers zur Faust geballte Hand, öffnete diese. Seine Finger verschränkten sich mit seinen und er sagte leise: „Danke."

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Where stories live. Discover now