„Nichts anderes haben wir erwartet", Drystan trat vor und bot der Prinzessin den Arm an. So versuchte er die Anspannung in der Luft etwas zu lockern.
„Darf ich Euch zu den Kutschen geleiten? Wir werden uns nicht lange mit irgendwelchen Reden aufhalten wie toll wir es alle finden hier zu sein. Ihr seid müde, ich schwitze in dieser Kleidung. Lasst es uns so kurz wie möglich halten."

Die Königin schnappte nach Luft und der König sah seinen Sohn dunkel an. Vermutlich hatte man ihm über den Plan informiert, der eine kleine Führung durch die Stadt miteinbezog. Tatsächlich war eine Ansprache gedacht gewesen und noch einiges an Prahlerei.

Doch die Prinzessin lachte leise auf und hakte sich bei ihm unter.
„Wenn Ihr das als heiß empfindet, wartet ab, wenn Ihr mein Land seht."
Sie sprach langsam, aber fehlerfrei.
„Ich habe von dem tropischen Klima gehört. Sagt, wie verhält es sich im Winter?"
Sie gingen zusammen auf die Kutschen zu, wortlos wichen die Königswächter zurück, um sie durchzulassen. Das Königpaar starte ihnen vor den Kopf gestoßen hinter her.

Aus der Mannschaft der Prinzessin schälte sich eine Frau. Ihre Haare waren zu vielen dünnen Zöpfen geflochten, in denen man knallblaue Strähnen eingewoben hatte. Neben den Ringen trug sie noch einen Krummsäbel auf der anderen Seite. Um ihren Hals lagen mehrere goldene Ringe, schimmernde Perlen steckten an ihrem Ohr.

Während ich Drystan folgte, identifizierte ich sie als Leibwächterin der Prinzessin. Muskeln zeichneten sich auf ihren sehnigen Armen ab, als sie hinter dem Prinzen und der Prinzessin einstieg. Sie trug ebenfalls weiße Kleidung bestehend aus einem Oberteil, das um ihren Oberkörper gewickelt war und die Arme frei ließ. Um ihre Mitte schlang sich ein breiter Ledergürtel, der genug Platz für ihre zwei Waffen bot. Ihre Hose war aus weiten Stoff und in braune Lederstiefel gesteckt.

Zu viert saßen wir also in der Kutsche, währen wir noch warteten bis der König und die Königin in ihren eigenen Wagen stiegen. Die Königswächter fanden zu ihren Pferden und ließen die Mannschaft der Prinzessin am Hafen zurück. Sie würden später nachkommen.
Der Prinz und die Prinzessin saßen nebeneinander, die Leibwächterin und ich gegenüber.

Die Kutsche ruckelte los und Chara sah neugierig aus dem Fenster, an dem die winkenden Bewohner vorbei zogen. Lächelnd wollte sie sich aus dem Fenster beugen, aber ihre Leibwächterin hielt sie am Arm zurück.
„Seid kein leichteres Ziel, als unbedingt notwendig."
Sie sprach Delerisch, aber durch intensives Training der Burg, verstand ich die ineinander fließenden Wörter.

Nickend ließ sich die Prinzessin wieder nach hinten fallen und begnügte sich stattdessen damit so zu winken. Drystan runzelte leicht die Stirn, als er das Delerisch hörte, begann aber dann während der Fahrt über Sehenswürdigkeiten von Kreel zu erzählen, an denen wir vorbei fuhren.

„Der Tempel ist der Wassergöttin Arienne geweiht. Sie ist eine der Töchter von Xenos und Riniah, die obersten Götter", erzählte er langsam, damit sie unsere Sprache verstand, als wir an einem weißen Gebäude aus Säulen vorbei kamen. Bürger gingen ein und aus, Priester predigten Legenden auf den sauberen Stufen.

Ihre braunen Augen nahmen alles auf, ehe sie sich an den Prinzen wandte.
„Ich habe mir die Glötter von Koranée angeschaut und auch Legenden gelesen. Es ist interessant."

Mir fiel auf wie seine Augen bei dem Thema aufleuchteten, aber er versuchte sich zu zügeln und fragte zurückhaltend.
„Welche Götter verehrt Ihr?"

Die Prinzessin lehnte sich ein wenig zurück und lächelte leicht.
„Wir haben nur einen."
Interessiert wartete der Prinz bis sie weiter erklärte.
„Und es hat weder einen Namen noch ein Geschlecht. Es ist einfach das Allwissende."
Sie machte eine ausschweifende Handbewegung.
„Es kann eine Stütze sein, ein Wegweiser oder etwas, das Hoffnung gibt. Je nachdem was man braucht und ob man daran glaubt."
„Glaubt Ihr daran?"

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now