HEAVEN + ARDIN | Dalila Vehab

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„Ardin, Ardin... Sieh nur, was passiert ist... Und das nur, weil du zu neugierig warst.", sagte der alter Mann, der vor mir stand mit einem bösen Grinsen.

Ich saß gefesselt auf einem Stuhl in einer verlassenen Lagerhalle, an einem verlassenen Ort.

In mir spürte ich, wie ein bisschen Angst in mir hochkam. Aber meine Fassade zeigte nichts.
Ich schaute nur mit meinen hellblauen Augen direkt zu den Mann mit den zwei goldenen Zähnen.

Sein Grinsen trotzte nur vor Schadenfreude und in seinen Augen konntest du das Feuer sehen.

Der Mann vor mir lachte und lachte, bis er nicht mehr konnte. Jedoch zeigte ich keine Reaktion. Keine Gefühlsregung.
Wie ein Stein war ich. Es konnte einen kalt werden, so kalt war mein Blick, wenn man in mein Gesicht schaute.

„Hast du denn gar nichts zu sagen?", fragte er mich. Ich zuckte mit meinen Armen.
„Rein gar nichts. Wie könnte ich auch, wenn du mich mit deinem stinkenden, hässlichen Gesicht anschaust? Es ist eine Sache der Unmöglichkeit.", nun war ich der Jenige, dem man ein freches Grinsen aufweisen konnte.

„Du findest es also witzig, in so einer Situation reingeraten zu sein? Ok, wir werden sehen. Was hältst du von einer Abmachung?", fing er an, „Du könntest einer von den Großen sein. Jemand, der all meinen Leuten dieser Mafia die Aufträge übergibt... Jemand, wie mein Nachfolger."

Ich verdrehte meine Augen.
Seine Anwesenheit war unausstehlich.
Eigentlich war ich aus diesem Geschäft raus, allerdings bekam ich immer und immer wieder Probleme.

Sie zogen mich quasi an.

„Meine Antwort ist "Nein" und wird immer so bleiben."

Der Alte grinste mich wieder an, doch diesmal heckte er etwas aus.
Es war ein siegessicheres Grinsen. Nun runzelte ich meine Stirn, denn etwas stimmte hier gewalttätig nicht.

„Habe ich es mir doch gedacht. Dann muss ich wohl zu anderen Methoden greifen.", als er den Satz aussprach, rief er seine Männer, die auf Kommando mit einer jungen Frau zu uns kamen. Ihr Kopf hing runter.

Sie schaute auf und mir gefrier das Blut im Körper. Ich war schockiert.
„Heaven?", erst einige Sekunden später realisierte ich die ganze Situation.

Tränen flossen aus ihren Augen über ihr Gesicht.

„Bitte... Treff die richtige Entscheidung.", ihre Stimme brach ab.

Ich wurde wütend. Ich wurde so wütend, dass ich am ganzen Körper zitterte.
Der Gedanke, dass sie ihr etwas angetan hatten, brachte mich um.

Ihr Hals war rot von Würgspuren, erkannte ich, weswegen meine Augen nur noch rot sahen, dass ich anfing zu brüllen: „DU KLEINER BASTARD, LASS SIE LOS! SIE HAT NICHTS MIT DIESER SACHE ZU TUN!"

Er lachte. Wieder. Wie ekelig.

„Ich habe dich öfters gesehen, während du Drogen verkaufst hast. Hast also ein schon Erfahrungen in diesem Bereich."

Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich seine Worte hörte. Natürlich.
Warum sollte der größte Mafiaboss des Landes mich denn sonst haben wollen?

Nun verstand ich auch, weswegen ich mich oft beobachtet gefühlt hatte.
Ich wurde beschattet.

Seit einem Monat hatte ich mit dieser Art vom Geld verdienen aufgehört. Es war nicht richtig. Vor allem, weil es die Menschen mit hineinzog, die einem am Herzen lagen.

Heaven.

Mein Blick fiel auf ihr und das einzige, was ich sah, war reine Enttäuschung.
Ihre Augen sprachen zu mir.

Warum?

Brauchtest du wirklich diesen Job?

Sie bot mir immer an, ihr Geld zu nehmen. Sie bot mir immer an, zu helfen.
Sie wusste zwar von meiner Lage.
Sie wusste, dass ich keine spaßige Kindheit hatte, als alle anderen Kinder.
Doch, dass ich so tief in der Scheiße steckte, wusste sie nicht.

Ich wollte ihre Hilfe nicht.

Zum einen war mein Stolz zu groß, zum anderen wollte ich nicht, dass sie ein Teil dieser illegalen Machenschaften wurde.
Dass sie in Gefahr war, wollte ich nicht.

„Männer, ihr wisst, was zu tun ist. Tobt euch an ihr aus.", der Boss gab seinen Anhängern das Wort. Seine Leute fingen an, ihr ins Gesicht zu schlagen.

„NEIN! Bitte, lasst sie frei!", schrie ich um mein Leben. Ihr Gesicht war völlig blutunterlaufen.
Der alte Mann hob seine Hand, sodass seine Leute kurz stoppten.
„Tretest du bei?"

Heaven weinte und weinte stumm vor sich hin. Obwohl die Männer sie verprügelt hatten, gab sie trotz dessen keine Laute von.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite, weil ich keine Antwort auf diese Frage fand.
Aber innerlich wusste ich, dass ich beitreten werde.

Solange Heaven in Sicherheit war, war mir alles recht.

„Nein, tu das nicht, Ardin!", schrie die Liebe meines Lebens mit der letzten Kraft in der Stimme, die sie noch besaß.
Daraufhin wurde der Mafiaboss wütend: „Halt die Klappe, dummes, kleines Mädchen! Männer, macht weiter!"

Und sie schlugen wieder auf sie ein. Diesmal flossen die Tränen aus meinen Augen.
Sie litt wegen mir. Sie litt wegen mir.
Ich war zu inkompetent, sie zu beschützen.

„OK, ICH MACHE ALLES, WAS DU WILLST!", ich hatte keine Kraft mehr, sie so zu sehen, „Aber bitte... Lass sie in Ruhe..."
Ich weinte. Ich weinte. Ich weinte nie. Ich weinte.

Seine Männer hielten sich zurück, als ihr Boss es denen so sagte.

Endlich, sagten seine Augen, die strahlten, da er gewonnen hatte.
„Nun, kommen wir zu eurer Lieblingsaufgabe: Tötet sie, damit wir keine Probleme bekommen."

„NEIN!", ich schrie um meinen Leben. Überall war das Blut von ihr verteilt und ich schrie nur. Vor Wut. Vor Trauer. Vor Schmerzen.
Sie war tot. Weg. Für immer. Sie war tot. Bevor sie getötet wurde, flüsterte sie nur "Ich liebe dich, Ardin". Sie war tot.

Sie banden mich ab und sofort rannte ich zu ihr. Heaven. Mit Tränen in den Augen hielt ich sie in meinen Armen und konnte das nicht realisieren.

„Bitte, Heaven. Lass mich nicht alleine... HEAVEN..."






„HEAVEN!", ich wachte auf. Schweizperlen flossen mein ganzes Gesicht entlang.

Mein Blick wendete ich zu meiner rechten Seite, wo ich sie sah.
Unbeschädigt. Unberührt.
Sie schlief friedlich neben mir. In unserem Bett. In unserem Schlafzimmer. In unserer Wohnung. Wir beide, zusammen.

Meine Frau.

Ich legte mich wieder hin, zog sie an ihrer Hüfte mit meinem Arm zu mir und schlief erleichtert ein.

Liebeskurzgeschichten | Dalila VehabWhere stories live. Discover now