twenty

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"Claire, beruhige dich! Sofort!", auch wenn sein Ton ruhig, seine Stimme samtig weich klang gab er mir einen Befehl.

"NIEMAND BEFIEHLT MIR MEHR IRGENDETWAS!"

Und ich schrie.

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Glas zerbarst. Die Splitter, die im Licht funkelten wie Millionen winzigster Kristalle regneten auf uns herab wie Platzregen. Ich war nicht schnell genug, um schützend meine Arme zu heben. Viel zu rasch für mein menschliches Auge raste ein Umriss auf mich zu, für mich kaum mehr als ein wandelnder Schleier aus schwarz und weiß. In der nächsten Sekunde wurde ich an einen Körper gedrückt. Mir presste es die Luft aus den Lungen. Noch nie war mir das Konzept der Zeit derartig schwammig vorgekommen. Es war als würden Stunden in diese paar Sekunden passen. Um mich herum geschah alles zu rasend, als das ich es in seiner Gänze hätte erfassen können und doch schlichen die Augenblicke gleichzeitig dahin. Mir lag ein nervtötendes Klingeln in den Ohren.
Mein Kopf dröhnte. Zu dem hohen Ton mischte sich das Geräusch des Rauschens meines Blutes. Ich konnte es hören. Meinen rasenden Herzschlag. Mit aufgerissenen Augen starrte ich geradeaus ohne etwas zu sehen. Ein vertrauter Duft drang in meine Nase. Mit zitternden Armen drückte ich mich von der steinharten Mauer aus Fleisch und Muskeln fort nur um das Chaos zu begutachten, das ich angerichtet hatte.
Scherben pflasterten den teueren Boden. Einige steckten in den Polstermöbeln, die vermutlich den Wert mehrerer Kleinwagen hatten. Sie hatten die Gardinen zerfetzt. Die Vitrinen hatten ihr Glas verloren, ebenso wie die Rahmen an der Fensterfront. Auch wenn sie dabei war zu verblassen konnte ich die Energie im Raum spüren. Es waren die Rückstände des Zaubers.
Mit großen Augen beobachtete ich wie die wunderschöne, blonde Vampirin sich keuchend Glassplitter aus dem bloßen Oberarm zog. Niklaus Kopf drehte sich zu mir. Der teuflische Blick mit dem er mich zornig anfunkelte ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Warme, große Hände legten sich auf meine Schultern. Mein Blick haftete an dem von Klaus. Tränen traten mir in die Augen.

"War ich das?", wisperte ich fassungslos.

Die Frage war an den Mann gerichtet, der mir seine Hände aufgelegt hatte.

Ich spürte die Wut in mir nicht mehr. Ich suchte nach ihr, nach dem Brodeln, doch es war als hätte der Zauber sie herausgespühlt.

Eine Hand legte sich unter mein Kinn. Elijah zwang mich ihn anzusehen. Seine dunklen Augen musterten mich voller Besorgnis.

"Claire.", säuselte er.

Mein Name klang aus seinem Mund mit einem Mal fremd. Schließlich suchte ich in seinem Gesicht nach Antworten.

"Aber wie?", krächzte ich.

Wie war das möglich? Wie hatte ich das tun können? Nachdem was mit den Mitgliedern meines ehemaligen Zirkels geschehen war hätte ich ausgelaugt sein müssen. Ich hatte gespürt wie das Leben dabei gewesen war mich zu verlassen. Es war aus mir herausgeflossen wie die Magie nachdem ich die Barriere wieder durchschritten hatte. Selbst unter normalen Umständen hatte ich keine eigene Magie. Ich wäre gestorben, wenn Elijah mir nicht...
Meine zitternden Finger wanderten zu meinen Lippen.

"Dein Blut... ", wisperte ich.

Ungläubig starrte ich meine Hände an. All das hatte ich durch die Magie in dem Vampirblut in meinem Organismus angerichtet.

"Wie viel hast du mir gegeben?", hauchte ich.

Wie viel hatte ich trinken müssen, um derartige Zerstörung zu verursachen? Elijah streichelte mir mit einer Hand durchs Haar. Er schien meine maßlose Verwunderrung zu teilen.

"Du hast schon einige Schlücke gebraucht, dennoch... Das kann unmöglich alles gewesen sein."

Den letzten Satz schien er mehr zu sich selbst zu sagen. Seine schwarzen Brauen zogen sich zusammen und verliehen ihm einen strengen, nachdenklichen Ausdruck.

"WOLLT IHR MICH VERARSCHEN!", donnerte eine aufgebrachte Stimme. Aus Klaus Locken rieselte Glas, während er sich langsam, mit schweren Schritten auf uns zu bewegte. Er bewegte sich wie ein Raubtier, das sich seiner Beute nährte. Der mörderische Gesichtsausdruck passte perfekt dazu. "SCHLUSS MIT DER GEFÜHLSGEDUSELLEI! DEINE KLEINE, VERDAMMTE HEXE HAT MEINEN SALON IN TRÜMMER GELEGT!"

Elijah stellte sich schützend vor mich.

"Zügele dein Temperament, Niklaus!", wies er ihn an.

Sein Bruder hob aufgebracht seine Augenbrauen, sodass sie beinah in seinem Haaransatz verschwanden.

"Ich soll- DAS SOLLTEST DU DEINEM BALG BEIBRINGEN!", feuerte er zurück.

Obwohl mich meine Instinkte anschrien in Deckung zu gehen brannte bei mir eine Sicherung durch. Erneut.

Das Gefühl der Kränkung war nichts im Vergleich zu der vorherigen Rage, dennoch reichte sie aus, um mich auf dumme Ideen zu bringen.

"An deiner Stelle würde ich aufpassen was ich sage! Ich habe diesen Raum zerlegt. Das kann ich gerne erneut tun und das nächste Mal lege ich einen Bonus oben drauf nur für dich!", drohte ich in dem Wissen, dass ich das was auch immer ich getan hatte unmöglich wiederholen könnte.

Es war ein Spiel mit dem Feuer.

Klaus Lippen entfleuchte ein animalisches Knurren. Wir starrten uns an. Anstatt zurückzuweichen drückte ich die Schulterblätter durch.

"Um Himmels Willen! Würdet ihr jetzt bitte mit diesem Alphatiergehabe aufhören?", stöhnte eine glockenhelle Stimme.

Klaus presste seine Kiefer aufeinander, mit so viel Druck, dass es bereits weh tun musste. Leise vernahm ich ein scharbendes Geräusch von Zähnen, die aneinander rieben. Keiner von uns war gewillt nachzugeben.

Das Klackern von hohen Hacken kam auf uns zu. Die Vampirin stellte sich mit verschränkten Armen zwischen uns, wodurch sie mir durch ihre Größe die Sicht versperrte. Verächtlich schnaubte ich. Sie warf mir einen strengen Blick zu, den ich so bisher nur von Elijah kannte. Er war mahnend wie es ansonsten nur ein Elternteil sein konnte.

"Ich rette dir hier gerade deinen kleinen, süßen Hintern. Also zeig lieber ein wenig Dankbarkeit.", tadelte sie mich.

Überrascht sah ich zu ihr auf. Nach einem letzten Blick auf den Hybriden drehte sie ihm den Rücken zu. Dieser schien sich ein solches Verhalten nicht bieten lassen zu wollen. Seine Art sich geschlagen zu geben war nicht sich zu beruhigen und seine Niederlage einzusehen. Stattdessen löste er sich in Luft auf. Er musste gerannt sein, denn als ich blinzelte war er verschwunden.

Mir blieb keine Zeit mir Gedanken über den Mikaelson zu machen mit dem ich es mir mit meinem Wutausbruch wohl verscherzt hatte, denn die schöne Frau strich mir sogleich sanft eine Strähne meiner Haare hinter die Ohren, ehe sich einer ihrer Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog.

"Das war mal ein Auftritt, Süße.", bemerkte sie. Sie hielt mir ihre Hand hin. "Wie dem auch sei. Gut, dass ich mich nicht immer nur auf den ersten Eindruck verlasse. Ansonsten hätten wir einen ziemlich schlechten Start hingelegt, was?"

Verführerisch zwinkerte sie mir zu.

"Bitte, Rebekah! Jetzt ist es nicht an der Zeit für deine Spielchen.", wies sie Elijah zurecht.

Ich kam nicht umhin sie anzustarren.
Rebekah. Das einzige weibliche Mitglied der Urvampirfamilie.

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Herzlichen Willkommen zurück nach der Sommerpause!

Nachdem die vergangenen Monate sehr aufregend waren bin ich endlich dazu gekommen die Ff um die Urvampirfamilie weiterzuschreiben.

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To my beloved witchWhere stories live. Discover now