Im ersten Momenten verblüfft von seinen harten Worten, folgte ich ihm erst ein paar Sekunden später.

Anscheinend erwartete ihn seine Mutter in seinen eigenen Gemächern. Als wir eintraten, stand sie vor den Eckbücherregalen und schaute sich die Sammlung an. Ihre dunklen Locken waren zu einem Dutt hoch gesteckt mit teuren Smaragd-Nadeln. Passend dazu trug sie ein ebenso grünes Kleid, mir weißer Spitze und Bänder am Rücken.
Als sie sich zu uns umdrehte, umspielte der samtene Rock ihre Beine.

Ich verbeugte mich, aber Drystan neigte lediglich den Kopf.
„Hallo Mutter", begrüßte er die Königin.
Sie nickte ihm zu. Dabei funkelte die filigrane Königinenkrone auf ihrem Haupt.
„Drystan. Du bist pünktlich."

Während ich neben der Tür Stellung nahm, trat Drystan näher zu seiner Mutter. Dabei wich er geübt den Bücherstapeln auf dem Boden aus. Es herrschte noch immer die gleiche Unordnung, wie die Tage davor.

Die Königin beäugte das Chaos.
„Könntest du dein Gemach nicht ordentlicher halten? Bitte wenigstens Phyrros darum."
Schulterzuckend sah Drystan sich um.
„Ich mag es so. Es ist nicht so steif."

Anscheinend redeten sie nicht zum ersten Mal darüber, denn seine Mutter seufzte resigniert.
Stattdessen sprach sie ein neues Thema an.
„Heute kümmern wir uns um deine Gaderobe für den Verlobungsball. Morgen möchte ich mit dir über das Menü sprechen. Außerdem solltest du dir die Gästeliste anschauen und dir die einzelnen Adelshäuer in Erinnerung rufen. Du wirst viele Gespeäche führen müssen."

Drystan versuchte gar nicht erst, Begeisterung zu heucheln, sondern verzog das Gesicht. Als die Königin ihn darauf tadelnd ansah, nickte er ergeben.
„Mach ich, Mutter."

Hinter mir wurde schwungvoll die Türen aufgestoßen, sodass ich hastig zu Seite gehen musste.

„Verzeiht mir die Verspätung, Eure Majestät.", eine Frau in den mittleren Jahren trat gefolgt von drei Gehilfinnen, die Stoffe, Nähnadeln und anderes Material in zwei Kisten trugen, ein.
Sie knickste elegant, wobei ihr Bob ihr Gesicht seitlich verdeckte. Als auch die Gehilfinnen geknickst hatten, wedelte die Schneiderin mit der Hand, damit die Mädchen die Sachen im Zimmer hinstellten.

„Die Sicherheitsmaßnahmen wurde verschärft, sodass alles genauestens überprüft wurde. Es hat länger gedauert, als erwartet."
Die Königin nickte verstehend und schob ihren Sohn nach vorne.: „Dann können wir ja jetzt anfangen."

Die Schneiderin rückte ihre schmale, schwarze Brille zurecht und nahm das Maßband, das um ihre Schultern lag.
„Mit Verlaub, Euer Hoheit, nehme ich jetzt Eure Maße."
Drystan Lächeln freundlich. „Natürlich."
Ohne, dass die Schneiderin etwas sagen musste, streckte er beide Arme seitlich aus, damit sie damit anfangen konnte. Es war wohl nicht das erste mal, dass eine Schneiderin etwas für ihn anfertigte.

Während sie ihre Arbeit tat, musterte ich sie und ihre Gehilfinnen, die gerade Stoffe auf dem Sofa ausbreiteten, genau.
Die Gehilfinnen waren jünger als die Schneiderin, aber nicht unter zwanzig. Beide trugen das Haar mit einer blassgelben Schleife zurück gebunden. Dazu hatten sie beide eine weiße,Bluse mit blassgelber Hose an, mit einer Reihe an Knöpfen entlang der Hosenbeine. Ein ungewöhnlicher Schnitt.
Es war identisch mit dem, was die Schneiderin selbst trug. Auch sie trug eine Hose mit den selben Knöpfen, aber in tiefrot. Ihr Bluse war zusätzlich an den Ärmelsaum mit Verzierungen versehen.

Der Raum wurde still, da niemand sprach. Drystan wartete bis die Schneiderin fertig war, die Königin sah wortlos zu. Ich beobachtete die Gehilfinnen von der Tür aus, die sich jetzt, die Hände vor dem Körper gefaltet, aufrichteten und warteten, bis sie Aufgaben bekamen.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt