„Wieso seid Ihr hier, Eure Hoheit?", wollte ich von ihm wissen. Meine Hand legte ich an die Tür und stützte mich leicht daran ab.

Verlegen rieb er sich den Nacken. Sein Blick ging zu Boden.
„Ich wollte fragen, ob Ihr weiter mit mir übt."
Überrascht, auch wenn ich es nicht zeigte, legte ich den Kopf schief.
„Ihr meint den Walzer?"
Jetzt sah er auf und nickte.

Einen Moment lang zögerte ich, doch nach einem kurzen Blick in mein dunkles, leeres Zimmer, willigte ich ein. Auf mich wartete nur ein Schlaf voller Albträume, wenn ich überhaupt richtig einschlief. Da konnte ich die Stunden der Nacht auch anders verbringen.

Bevor Drystan sich meine Hände noch länger anschauen konnte, holte ich meine Handschuhe aus dem Zimmer und streifte sie mir mit einer schnellen Bewegung über. Genauso zog ich einig Stiefel an. Auf dem Weg zur Tür schnappte ich mir das Schwert und trat aus meinem Gemach. Leise schloss ich die Tür hinter mir und folgte Drystan.

Im Saal angekommen hatte sich natürlich nichts verändert. Er war immer noch leer und durch die Fensterfront rechts erhaschte man einen Blick auf den prächtigen Garten, der in der Dunkelheit der Nacht etwas geheimnisvolles an sich hatte.

„Ich konnte nicht schlafen", gestand der Prinz, als die Türen hinter uns zufielen und der Knall eigenartig durch den Saal hallte, „Teils wegen dem Mordanschlag, teils wegen dem Ball."
Wie gewohnt äußerte ich mich nicht dazu, stattdessen ging ich zum Plattenspieler und wartete, bis der Prinz in die Mitte des Saals getreten war. Dann setze ich die Nadel auf die Platte, sodass die Musik den Raum erfüllte. Zügig lief ich zu Drystan rüber und stellte mich in seinen Arm.

„Atmen", erinnerte ich ihn, „Wir tanzen die Schritte einmal komplett durch."
Er nickte konzentriert und nahm die entsprechende Haltung ein.

Der Tanz begann und wir bewegten uns über das Parkett. Es hatte etwas besonderes an sich im Schutze der Nacht in dem großen Saal alleine zu tanzen. Es gab nur die Musik und uns. Der Palast schlief.

Drystan trat mir auf den Fuß.
„Verzeihung", sagte er schnell, aber ich schüttelte den Kopf.
„Weiter."

Ich konnte nicht mehr zählen, wie oft ich mir das gesagt hatte. Weiter machen. Nicht aufgeben.

Wir tanzten den Tanz noch zu Ende, aber nach dem Fehler spannte er sich sofort an. Er verspürte den Drang, den Tanz perfekt hinzulegen, sodass es gezwungen wirkte.

Unzufrieden kam er von der Verbeugung am Ende wieder hoch.
„Das war schlecht", stellte er fest.
Ich war nicht hier, um ihm Honig ums Maul zu schmieren.
„Da liegt Ihr richtig."
Meine direkte Art schien ihn nicht zu stören, aber das war mir von Anfang an aufgefallen. Wenn man am Hof voller falscher Freundlichkeiten aufwuchs, lernte man wohl Ehrlichkeit besonders zu schätzen.

„Wir probieren etwas anderes", entschied ich einer plötzlichen Eingebung folgend, „Euer Element ist ganz klar Bogenschießen. Vielleicht können wir das auch hier anwenden."
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wollt Ihr mich mit Pfeilen abschießen, jedes Mal wenn ich einen Fehler mache?"
„Meine Methoden sind nichts für Euch"

Zu spät erkannte ich, dass das ein ironischer Kommentar gewesen war.
Zu spät, als mir klar wurde, was ich ihm verraten hatte.

Ihm fiel es ebenfalls eine Sekunde später auf. Darauf runzelte Drystan die Stirn.
„Eure Methoden waren, dass man auf Euch geschossen hat?"
„Ist nicht von Belang. Was ich-"
Doch der Prinz fiel mir ins Wort ehe ich vom Thema ablenken konnte.
„Nemesis, was waren das für Methoden mit denen du Tanzen gelernt hast?"

Mein Gesicht wurde noch kälter, als ohnehin schon.  Ich zog die Mauern um mich höher.

„Methoden, die nichts für Euch sind und Euch nichts angehen", antwortete ich hart.

Nemesis - Blut und Schwerter जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें