51 | Angst vor Schwänzen

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Leise lachte er, was mein Herz schneller schlagen ließ. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich habe keinen Kotzfetisch.«

»Schade.«

»Du etwa?«

»Hm.«

Fede lachte kopfschüttelnd. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihn, zog ihn etwas näher an mich. Grinste leicht und bemerkte mit schneller werdendem Herzschlag das Lächeln auf seinem Gesicht. Mit unkoordinierten Bewegungen strich ich über seinen Rücken und dachte kurz darüber nach, ob ich ihn küssen sollte. Aber lieber nicht. Dafür war mir zu schlecht und ich fickte zwar auf Romantik, ihn vollkotzen musste aber nicht sein.

»Komm, lass weiter, das ist echt widerlich hier«, lachte er und brachte sich fahrig auf die Beine. Gähnte dann tief und fuhr sich durch die Haare, die durcheinander waren. Auch ich rappelte mich auf und sah ihm dabei zu, wie er eine der aufgeplatzten Mülltüten zurück in die Tonne warf.

»Du bis so'n Opfer, Alter«, sagte ich und musterte ihn. Tatsächlich räumte er die Scheiße weg und verschloss dann den Deckel. »Scheiß doch drauf. Weiß ja keiner, wer das war.«

Schließlich ließen wir die Mülltonne zurück und setzten uns wieder in Bewegung. Überquerten die Straße, vorbei an einer Spielhalle, die noch geöffnet hatte. Buntes Licht erhellte die dunkle Nacht, während ich meine klebrige Hand an meiner Jogginghose sauberwischte und dann kurzentschlossen nach Fedes Fingern griff. Ihn an mich zog.

Aber die Sache mit dem Gleichgewicht kickte schon wieder rein. Ich stolperte zur Seite, weil das mit dem Laufen irgendwie nicht so funktionierte. Ohne seine Hand loszulassen, fing ich mich, dann zog ich ihn an mich heran. Grinste ein wenig und suchte seinen Blick, während ich meine Finger auf seinen Rücken wandern ließ. Ihm näherkam, mich nach seinen rauen Lippen sehnte. Das Gefühl der Bartstoppeln an meiner Wange.

»Nichts da, hab das vorhin schon ernst gemeint«, sagte Fede und legte seine Hand auf meine Brust. Er hob die Augenbrauen und ich wusste genau, worauf er anspielte. Dass er kein Bock hatte, mich zu küssen. Wegen vorhin und der Ollen. Alter. Kindergarten einfach.

»Ja, okay, sorry.« Ich versuchte, ihn dennoch zu küssen, doch er zog seine Lippen weg. Arschloch.

»Das war die unernstgemeinteste Entschuldigung, die ich je gehört habe.« Ein wenig schüttelte er den Kopf, dann schob er mich ein Stück zurück und befreite sich aus meiner Berührung. Ich geriet wieder ins Stolpern und sah erst jetzt, dass er sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.

»Ey, was wird'n das jetzt?«, fragte ich und taumelte ihm hinterher. Bemühte mich schneller zu werden, aber irgendwie schaffte ich es nicht, ihn einzuholen. Alter, was sollte das. Außerdem tat es weh, dass er mich nicht küssen wollte. Nachdem ich eben so darauf gehofft hatte.

»Ich bin müde, ich will pennen.« Fede warf mir einen Blick zu und wartete, bis ich zu ihm aufschloss. Hinter ihm befand sich ein bunt bespraytes Rolltor.

Dann halt nicht. Schulterzuckend lief ich neben ihm weiter. Bald die Treppen zur Unterführung runter, dann wieder hoch und da tauchte auch schon Fedes Block vor uns auf. Die Welt um uns herum lag noch in tiefer Dunkelheit, der Himmel nur erhellt von dem orangenen Großstadtsmog. Antennen und Satellitenschüsseln, die sich davor abzeichneten.

Kurz dachte ich daran, wie schön es wäre, würde ich ihn zu mir mitnehmen und wir würden aneinander angekuschelt einschlafen, aber Pech gehabt. Wenn er jetzt einen auf Diva machen wollte, dann bitte.

Auch wenn es sich scheiße anfühlte. Weil da diese Chance gewesen war und ich es durch mein Verhalten verkackt hatte. Doch diesen Gedanken schob ich schnell weg. Lag doch nur an dem Kokain. Boah, ich hasste Runterkommen. Man machte sich so verletzlich damit.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWhere stories live. Discover now