Teil 1: Der erste Brief

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- Akaashi Keiji -

Es war eine schöne Abschiedsfeier. Viel Gelächter, ab und zu flossen Tränen.
Ich war jedoch abgeschottet von jedem in diesem Raum. Als wäre ich nicht anwesend. Tief in meinem Inneren hoffte ich, jede Minute aus diesem schrecklichen Albtraum aufzuwachen, doch das tat ich nicht.
Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum, beachtete meine Freunde nicht.
Wenn er nun hier wäre, würde er lauter Lachen als alle anderen. Er würde der Mittelpunkt des Abends sein.

Meine Blicke galten dem Glas Wein in meiner rechten Hand. Die Flüssigkeit war dunkelrot und auf der Oberfläche spiegelten sich meine trüben Augen.
"Hey Akaashi." Neben mir stand nun Kuroo, er lehnte sich ebenfalls gegen die Wand.
"Koutarou hätte sich gefreut, dass du gekommen bist."
Ich ließ meinen Blick nicht von dem Glas ab.
"Ich hab etwas für dich."
Seine große Hand hielt mir einen Umschlag hin.
"Er ist von Bokuto. Er wollte ihn dir persönlich geben, aber da es dazu nichtmehr kommen kann, übernehme ich das. Er hätte es so gewollt."
Jetzt schaute ich Kuroo an. Seine Augen waren rot, unter ihnen lagen tiefe Augenringe.
"Es ist schwer, ihn loszulassen. Auch für mich."
Er boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter, lächelte mich flüchtig an und ging wieder. Auf halbem Weg wurde er von Kenma abgefangen.

'Von Koutarou; Für Keiji'

Meine dünnen Finger öffneten den Umschlag. Sein Duft kam mir entgegen.
Seine Handschrift war zwar unordentlich, trotzdem gut zu erkennen.
Tief atmete ich durch und begann den Brief zu lesen.

'Mein geliebter Keiji, mach dich gefasst auf ein Abenteuer, quer durch unsere Geschichte. Es wird also nicht der letzte Brief, den du von mir erhalten wirst. Ich habe eine Reise für dich vorbereitet, in jedem meiner Briefe wirst du einen Hinweis für dein nächstes Ziel bekommen. Dort wartet dann auch der nächste Brief. Du musst mir immer Bescheid sagen, wenn du den nächsten Brief gefunden hast.
Es ist wirklich wichtig, dass du das machst!
Also.. hier bekommst du deinen ersten Hinweis:
Tokyo, mein Elternhaus.
Ich wünsche dir viel Spaß und natürlich auch viel Erfolg.
Wir sehen uns.
Ich liebe dich.
- Koutarou'

Ich lag in unserem Bett, starrte an die Decke.
'Tokyo, mein Elternhaus'
Es war 4 Uhr morgens, ich hatte keine Sekunde geschlafen.
Bokuto Koutarou war anders, als jeder und er kam auf die verrücktesten Ideen. Was er damit wohl erreichen wollte?

Vielleicht war es verrückt, dass ich einen Tag nach seiner Beerdigung um 5 Uhr morgens in meinem Auto saß und mich auf den Weg nach Tokyo machte.
Koutarou und ich waren nach Kyoto gezogen, nachdem er anfing bei MSBY zu spielen. Wir konnten uns ein schönes Haus direkt am Strand leisten.
Es waren nahezu 500 Kilometer, bis nach Tokyo.

Immer wenn ich nach Toyko gefahren war, saß Koutarou neben mir. Er drehte jedes Mal die Musik auf, sang den Text in schiefen Tönen mit.
Sein Lächeln dabei war schöner als alles andere auf dieser Welt.
Meine Hand glitt vom Lenkrad zum Radio, welches ich voll aufdrehte.
Sonst tat ich soetwas nicht, doch ich begann den Text mitzusingen. So laut, dass ich fast mit dem Radio mithalten konnte.
Es war beinahe so, als wäre er wieder da.
Doch als ich meinen Blick kurz auf den Beifahrersitz richtete, saß dort niemand. Traurig lächelte ich.
Auch wenn er nicht in körperlicher Gestalt dort saß, wusste ich, dass er irgendwie anwesend war.
Als wäre er nie weg gewesen.

'Ich bin in ca. einer halben Stunde in Tokyo angekommen. Ich liebe dich Koutarou.'
Die Nachricht, die ich an ihn verfasste, würde ihn zwar nicht erreichen, doch ich tat, was er mir sagte.
Ich wollte ihm immer Bescheid geben, wo ich gerade war.

Ich überflog seine letzte Nachricht an mich immer und immer wieder.
'Ich mach mich jetzt auf den Weg zum Flughafen. Kanns kaum erwarten dich wiederzusehen. Liebe dich.'
Ein lautes Hupen holte mich wieder in die Realität zurück und ich drückte aufs Gas.

Das Haus von Koutarous Eltern war nicht besonders groß, aber wunderschön.
Es sah aus wie eines dieser Skihütten, was vollkommen untypisch für Tokyo war.
Nach einem nervösen Zögern klingelte ich an der Türe.
Eine schwarzhaarige Frau öffnete mir diese.
"Hallo Akaashi." Ihr warmes Lächeln trieb mir Tränen in die Augen.

"Schön, dass du da bist."

Letters. - BokuakaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt