"Ich fass es nicht, dass du mich mitten in der Öffentlichkeit in deinen Wagen einsteigen lassen hast.", meinte ich, als der Chauffeur das Auto bereits vom Parkplatz wegfuhr.
Gao Tai Wei lachte, aber es klang vielmehr wie ein ungläubiges Schnauben. "Haben mich diese Leute jemals interessiert?"
Ich bewunderte seinen Mut, das hatte ich eigentlich schon immer getan. Ihm schien komplett egal zu sein, was andere Menschen von ihm hielten, diese Fähigkeit hatten nicht viele Personen inne.
"Wieso bist du nicht beim Training? Hast du dich verletzt?", fragte ich und konnte die Besorgnis nicht vollends aus meiner Stimme nehmen.
Gao Tai Wei stöhnte genervt auf und schloss - mit Kopf auf die Lehne zurückgelegt - die Augen, so als wolle er darüber nicht sprechen. Und für eine Weile blieb er wirklich still, bis er sich mir wieder zuwandte und mir eröffnete: "Fùjin [Vater] hat es verboten. Ich darf erst wieder spielen, wenn meine Noten gut genug sind...wenn überhaupt." Ich sah den Zorn in seinen Augen aufblitzen und auch wenn er sich nicht an mich richtete, hielt ich für den Rest der Fahrt einfach mal die Klappe.
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Am Tor kam uns sofort die Haushälterin entgegen und begleitete uns ins Anwesen hinein.
"Sie hat schon das Essen für uns vorbereitet.", übersetzte mir Tai Wei und wir gingen ohne Umwege ins Esszimmer, mit köstlichen Gerichten auf dem Tisch verteilt. "Xièxie [Vielen Dank]", bedankte ich mich bei der Frau mittleren Alters und ihre Augen leuchteten begeistert auf.
Erst mitten beim Essen fing Gao Tai Wei wieder an, mit mir zu reden. "Gestern hab ich deine Freundin gesehen."
"Ich weiß, sie hat mir ein Bild geschickt."
"Ha! Dann hat sie also wirklich heimlich ein Foto von mir gemacht, ich wusste es.", gab er triumphierend Preis und leise grummelte ich: "Bild dir ja nichts drauf ein."
Er ignorierte es und fragte mich nun weiter aus. "Wie heißt sie nochmal?"
Nur zögerlich antwortete ich. Wozu wollte er das überhaupt wissen?
"Ren Hai Zhen."
"Stimmt, jetzt erinnere ich mich. Mir ist es davor nie aufgefallen, aber sie ist wirklich verdammt hübsch. Denkst du, ich bin ihr Typ?"
"Pff, sicher nicht.", antwortete ich schnell und schob den stechenden Schmerz in meiner Brust zur Seite, ich musste jetzt stark bleiben.
"Achja? Was hat Jiang Jia Hao, was ich nicht hab? Sie war mal mit ihm zusammen, stimmts?"
Ich aß weiter und ignorierte ihn, denn ich spürte bereits, wie meine Wimpern feucht wurden und mein Hals sich wie zugeschnürt anfühlte.
Aber Gao Tai Wei hörte nicht auf zu plappern und die Eifersucht kochte langsam wirklich über. Wollte er mich verarschen?! Er konnte jedes andere Mädchen dieser Welt daten, warum gerade meine beste Freundin?
"Ich bin viel reicher als Jiang Jia Hao.", rechtfertigte er seine Überlegenheit Jia Haos gegenüber und dafür hätte ich ihm nun echt eine verpassen können.
"Geld bestimmt doch nicht, in wen du dich verliebst.", wies ich seine dummen Worte zurecht und drängte das Zittern in meiner Stimme gerade noch zurück.
"Ich weiß nicht, einen großen Faktor spielt Geld definitiv."
Stille.
"Oder denkst du etwa, du hättest dich jemals in mich verliebt, wenn ich bettelarm wäre?" Das Wort 'verliebt' sprach er dabei so abwertend aus, dass das Blut mir durch alle Venen schoss und mein Körper eine unangenehme Gänsehaut überzog.
"Hältst du so wenig von mir?" Ich wollte seine blöde Frage noch nicht mal beantworten, so erniedrigt fühlte ich mich. "Weißt du was? Ich kann das nicht mehr. Das Geld kannst du behalten, ich geb dir keine Nachhilfe mehr." Jetzt kochten bei mir definitiv die Emotionen über. Ich stieß den Stuhl nach hinten und wollte den Raum verlassen, nein, gleich komplett aus diesem Haus verschwinden, aber Gao Tai Wei sprang schnell auf und stieß mich so hart in die Brust, dass ich gegen die Wand prallte und mir alle Luft aus den Lungen gepresst wurde.
Fassungslos schaute ich ihn an und Atmete unregelmäßig. Bevor er es kommen sah, schlug ich meine Faust direkt in sein Gesicht und er schwankte rückwärts, bis er den Tisch zu fassen bekam und sicheren Halt fand.
"Du Schwuchtel.", zischte er, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und bevor ich überhaupt wusste, was geschah, gingen wir wieder aufeinander los.
"Aaaah! Gao Tai Wei!" Erst das Geschrei der netten Haushälterin holte uns in die Wirklichkeit zurück und wir hörten auf zu raufen und uns auf dem Boden zu wälzen.
Ich stieß mich energisch vom Boden ab und stand wieder auf meinen wackeligen Beinen.
"Duìbùji. [Entschuldigung]" Ich verbeugte mich vor der Frau und zog scharf die Luft ein, als ich einen stechenden Schmerz an meinen Rippen spürte. "Ich glaube das wird heute nichts mehr mit dem Lernen.", sagte ich trocken an Gao Tai Wei gewandt, der noch immer am Boden lag und sich fassungslos das Blut von den Mundwinkeln wischte.
Aish, hatte ich ihn so hart erwischt?
Die Besorgnis um ihn hinunterschluckend, drehte ich mich um und verließ das Anwesen.
Ich musste für die Passanten wie ein Verrückter aussehen, mit meinen zerzausten Haaren und dem euphorischen Lachen. Hätte mir jemand gesagt, dass es sich so befreiend anfühlte, mich gegen Gao Tai Wei zu wehren, hätte ich das schon viel früher getan. Ich fühlte mich nicht länger wie sein Opfer.
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⚡Underdogs⚡
Romance"Ich brauche keine App um zu wissen, dass ich in dich verliebt bin.", gestand er und die Worte sickerten langsam in mein Bewusstsein durch. Ohne zu zögern sprang ich voll bekleidet ins Wasser und fiel ihm um den Hals. Wer hätte gedacht, dass wir a...
💕15💕Montag (von Jae-Yong)
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