Know Thy Neighbour

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Erstmal wollte ich sagen das es mir leid tut das ich solange nichts gepostet habe, aber jetzt versuche ich wieder regelmäßig Geschichten zu posten :)

Know Thy Neighbour

Normalerweise rede ich nicht oft mit meinen Nachbarn. Es gibt nur drei Apartments in meinem Haus, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mit Jude und Stella gesprochen habe. Es war nicht erstaunlich, dass sie auszogen. Ich erwartete nicht, dass mich zu ihrer Abschiedsparty einluden, aber hätten sie nicht wenigstens eine Mitteilung hinterlassen können?

Naja jedenfalls, jetzt ist da Ken. Dem kurzen Blick, den ich in seine Wohnung werfen konnte nach zu urteilen, hatte er den Großteil ihrer Einrichtung behalten. Das einzig Neue war ein Gemälde. Er hatte es gegen das alte Sofa gelehnt, als ich hereinsah. Es sah aus wie eine antike Landkarte, ockerfarbene und beige Flecken schienen Länder zu kennzeichnen. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er nicht nur ihre Einrichtung behalten, Ken kleidete sich sogar ein bisschen wie Jude.

Es ist komisch, dass ich nie wirklich dazu gekommen bin, Jude und Stella kennenzulernen. Es war eins dieser schrägen Nachbarschaftsverhältnisse, bei dem wir uns gegenseitig grüßten, wenn wir uns im Hausflur trafen. Gelegentlich versprachen wir uns sogar, uns auf ein Bier zu treffen. Aber irgendwie machte ich nie den ersten Schritt - ebenso wenig wie die Beiden.

Ken ist anders. Er kam schon in der ersten Nacht vorbei, aber ich hatte mich bereits für ein Date fertig gemacht. Eigentlich kam er fast jede Nacht vorbei, aber so wie die Dinge sind, wenn eine neue Freundschaft beginnt, und das Dating plus den normalen Stress auf der Arbeit, hatte ich immer ein Grund abzulehnen.

Am Anfang kam Ken häufig, um nach Kram zu fragen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand er auf der Türschwelle und fragte nach Scheren und Packband. Er borgte sich sogar meine Küchenutensillien "um Essen für mehre Wochen zu zubereiten". Dem Geruch nach zu urteilen, benutzte er einen Campingherd - vielleicht hatte ihn die Gasfirma bis jetzt noch nicht vernetzt?

Ich bot ihm an meine Küche zu benutzen, aber er lehnte immer ab. Was für ein höflicher Mensch.

Aber auch wenn Ken nett ist, muss ich sagen, dass er ein bisschen zu aufdringlich ist. Seit Mitte letzter Woche kommt er jede Nacht einmal, zweimal oder sogar dreimal vorbei. Er lädt mich immer dazu ein, runter in seine Wohnung zu kommen. Zuerst fragte er, ob wir uns zusammen Sport ansehen wollten, aber ich sagte ihm, dass mich das langweilen würde. Er guckte etwas traurig und versuchte es ein paar Stunden später wieder, aber da war ich zu müde um etwas höflich zu sein.

Aber seine Gründe wurden immer seltsamer. Er lud mich auf einen Film ein, aber ich dachte, dass das ein wenig zu vertraut für einen neuen Freund war. Dann bot er an mir etwas zu kochen, aber ich hatte andere Pläne. Und, um ehrlich zu sein, begann ich mich unwohl zu fühlen, weil er so oft fragte. Vielleicht war er nur einsam und suchte nach neuen Freunden in einer neuen Stadt?

Jedoch klang Ken wie ein Einheimischer. Eigentlich wirkte es, als würde er die Gegend auswendig kennen, sogar die Leute! Ich musste ein paar Schlüssel machen lassen, und als ich ihn nach Rat fragte, beschrieb er mir den Weg zum Geschäft auf eine Art, die ich nie zuvor gehört hatte. Er erklärte die Strecke mit den Leuten, die ich sehen würde.
"Geh die Straße runter, und wenn du das Gesicht des fetten Kassiers sehen kannst, geh links"
"Wenn du am Poster des Stripclubs, das, was alle Männer heimlich angucken, vorbei kommst geh rechts"
"Das Geschäft ist das Einzige mit zwei Leuten hinter der Kasse; die verheiratete Frau und der junge Mann, der eifrig über ihre Witze lacht"

Seine Beschreibungen verblüfften mich. Aber als ich dann wirklich die Straße runter ging, seine Worte klangen immer noch in meinen Ohren, sah ich das alles passieren: Der Moment, in dem der fette Kassierer in mein Sichtfeld gelangte, war dort eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern - eine Abkürzung, die ich nie zuvor bemerkt hatte.

Ich konnte sehen, wie all die Männer das Poster ansahen, ihre Gesichter geringfügig röter als normal.

Und der junge Mann lachte über ihre Witze.

Sind Leute so berechenbar? Tun diese Leute das immer? Steht der Kassierer des Metzgers immer an genau derselben Stelle?

Ken war seit dem aufdringlicher. Als würde er bemerken, dass ich misstrauisch wurde. Gestern kam er dreimal vorbei. Einmal fragte er nach, ob ich ihm bei irgendwas helfen könnte, aber ich war grade dabei duschen zu gehen und danach vergaß ich es. Dann kam er wieder und fragte ob ich Lust hatte Scrabble zu spielen. Zuerst dachte ich, er würde scherzen, aber da war sein unheimliches, ernstes Starren. Ich verschob es einfach und sagte, dass ich einen Anruf erwartete.

Das dritte Mal war, als ich grade dabei war ins Bett zu gehen und irgendwie hatte ich den Eindruck, das er versuchte in meine Wohnung zu gelangen. Er war immer noch höflich und nett, aber ein wenig aggressiv. Er fragte sogar, ob ich ein Foto von mir machen könnte. "Für meine Sammlung", sagte er. Ich war vielleicht ein wenig unhöflich als ich ablehnte, aber ich war einfach zu müde um mich mit einem komischen Nachbar zu beschäftigen.

Das letzte Mal kam er heute, nur ein paar Minuten, nachdem ich nach Hause kam. Ich kochte, also musste ich wohl eine Zeit lang überhört haben, dass er an meiner Tür klopfte. Ich hörte ihn erst, als er begann gegen die Tür zu hämmern. Er rief meinen Namen. Er klang panisch und wütend zugleich. Ich hörte nicht alles, was er sagte und ich erinnere mich nicht genau, aber manche Sachen setzten sich in meinem Kopf fest.

"Komm schon, du musst mir helfen es zu vollenden."

"Ich brauche nur einen weiteren Helfer."

"Ich weiß, dass du da bist, komm schon."

Ich bin mir nicht sicher, wieso ich nicht öffnete. Aber umso mehr er versuche herein zu kommen, umso glücklicher war ich über diesen Entschluss.

"Bitte, ich brauche dich wirklich."

"Du musst, es gibt nicht viele mit der richtigen Farbe."

Mit jedem Satz wurde seine Stimme rasender.

"Ich habe nicht viel Zeit."

"Du musst mir helfen, ob du willst oder nicht."

Grade als ich mich dazu entschied, die Polizei zu rufen, hörte ich die Sirenen. Ich war seltsamerweise an meinem Platz erstarrt, als würde ich einen schlechten Film sehen, zur gleichen Zeit anwesend und mental irgendwo anders. Ich war erstarrt, während die Sirenen lauter wurden und meine Tür erzitterte aufgrund eines Körpers, der sich gegen sie schmiss.

Ich hörte die Rufe an der Eingangstür und die Türglocke läutete mehrmals. Ich glaube, ich selbst habe den Summer gedrückt, um sie hereinzulassen, aber ich bin mir nicht mehr sicher.

Ich hörte die Rufe und die Flüche, genau vor meiner Tür.

Ich hörte auch den Polizisten, der mir von den Morden erzählte.

Aber ich hörte ich nicht mehr als er anfing von den Stücken erzählte.

Stücken menschlicher Haut.

'Eine Landkarte´, sagte ich mir selbst leise.

'Es war nur eine normale Landkarte.´

Orginal in Englisch !

Falls ihr selbst Geschichten habt schreibt mir :* ich veröffentliche sie wenn sie mir gefallen :)

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Nicht meine Geschichte! :)

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