Der Morgen danach

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Der Morgen danach

Von Nesfate

Als an diesem Morgen der Wecker schrillte, erschien ihr das Geräusch weitaus unbarmherziger als gewöhnlich, eine röhrende Motorsäge die über Plexiglas schabte. Mühsam befreite sie sich aus den Fesseln aus Laken, Decken und Kissen und beendete das durchdringende Piepen mit einer geübten Handbewegung. Erschöpft sank sie wieder auf das Bett, nur um im nächsten Moment entsetzt auf die leere Stelle an ihrer Seite zu starren: Keine Wärme, keine zaghaften Bewegungen, nicht einmal ein leises Schnarchen war zu vernehmen. Wo sein Kopf hätte liegen sollen war nur ein zerwühltes Kissen, wo der Körper sich unter der Bettdecke hätte abzeichnen sollen, war Leere.

Er war weg.

Und sie war allein.

So eine simple und doch schwerwiegende Gleichung. Sie spürte wieder, wie die Tränen sich in ihren Augenwinkeln sammelten, doch schüttelte sie schnell ihre in Selbstmitleid getränkten Gedanken ab.

"Ich muss leben", sagte sie entschlossen, mit einem traurigen Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie blickte noch einmal auf die Leere an ihrer Seite, erhob sich dann und schritt erhobenen Hauptes zum Badezimmer.

Es war das warme, belebende Wasser der Dusche, dass schmerzhaft-schöne Gedanken zurückbrachte: Die zärtliche Umarmung am Morgen, die sanften Küsse, jene vertraute Stimme, die kindische Liebleien ins Ohr flüsterte...

Heiße Wassertropfen und kalte Tränen rannen gemeinsam dem Abfluss entgegen, als sie ihre Gefühle schon wieder gefangen hatte.

"Es war nicht mein Fehler", dachte sie bestimmt, während sie sich mit einem Handtuch den Körper abtrocknete. "Er hat den Fehler begangen, nicht ich. Für mich ist er tot", stellte sie einmal mehr mit Genugtuung fest, während sie das Handtuch um ihre langen, blonden Haare wickelte, um einen instabil wirkenden Turm auf ihrem Kopf zu formen. Danach schlüpfte sie in den rot gefleckten Bademantel und schwebte hinüber in die Küche, um das leise Knurren in ihrem Magen zu besänftigen. Gewöhnlich hatte sie eine Welle betörenden Kaffeeduftes empfangen, doch nun musste sie den Kaffee selbst aufsetzen.

Wie das kochende Wasser der Kaffeemaschine, begann auch ihr Zorn wieder aufzulodern.

Wie konnte er es wagen! Völlig ahnungslos war er gestern Abend hereinspaziert, hatte dümmlich gegrinst und gedacht, sie würde ihm seinen Fehler verzeihen...

Sie griff nach dem blutigen Messer auf der Theke und wollte das Brot schneiden - doch der Brotkasten war leer. Mit dem Messer in der Hand öffnete sie die Tür zum Abstellraum und ging auf die Kühltruhe zu; sie hatte stets noch einen Laib Brot eingefroren.

Als sie die schwere Klappe der Kühltruhe öffnete, schauten sie ein paar aufgerissener, aber leerer Augen entsetzt an. Das dazugehörige Gesicht war zu einer schrecklichen Fratze verzogen und der Körper sah in dem kleinen Kubus unmenschlich verzerrt aus.

Eine Mischung aus Eis und Blut benetzte den leblosen Körper.

"Das hast du dir selbst zuzuschreiben," spie sie in das Gesicht ihres toten Freundes, "wie kann man nur den Valentinstag vergessen? Mistkerl." Mit diesen Worten ließ sie den schweren Deckel der Truhe zufallen und folgte dem herrlichen Kaffeeduft in Richtung Küche.

Er hatte den Fehler begangen.

Nicht sie.

Echt tolle Pasta \(^o^)/!

Falls ihr selbst Geschichten habt schreibt mir :* ich veröffentliche sie wenn sie mir gefallen :)

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Nicht meine Geschichte! :)

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