Kapitel 2 Ich muss es Wissen

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Kuroo

Wir stiegen aus dem Zug aus. Es war still, unangenehm still. Doch in mir sprudelte es nur vor Emotionen. Ich konnte einfach nicht fassen, was ich dort eben gehört hatte? Und vor allem fragte ich mich 'Seit wann läuft die Schei*e eigentlich?' In mir schäumte es vor Wut .Als wir in eine Unterführung gingen, konnte ich nicht anders. Ich blieb kurz stehen und sah Kenma mit leeren Augen an. Ich weiß nicht wie viele Sekunden es gedauert hatte aber ich drückte ihn ruckartig gegen die nächstgelegene Wand.
"K-Kuroo?", man konnte die aufkommende Angst in seiner Stimme hören, sie fing an zu zittern.
"Was war das eben?! Wer sind die beiden, seit wann läuft das? Schei*e Kenma antworte mir doch." Ich hatte meine Augen geschloßen als ich ihm diese Fragen an den Kopf warf. Als ich fertig war, schaute ich in verängstigte Augen, die schützend die Hände vor dem Körper verkrampften. Ich...war schon wieder sprachlos. Kenma weiß doch ganz genau, dass er vor mir keine Angst haben muss. Ich würde ihm nie eines seiner hübschen Haare krümen.
"K-Kuroo bitte......kannst du e-ein wenig zurück gehen?" Seine Stimme war brüchig und voller Angst getrenkt. Mein Kätzchen hatte Angst vor mir, mir seinem besten Freund, seinem einzigen Freund. Ich tat trotzdem, was er verlangte, ich trat einen Schritt zurück und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen und einem weit aufstehenden Mund an.
"Bitte...verat mir doch was das eben war und wieso du Angst vor mir hast?" Ich glaube, so leise habe ich in meinem ganzen Leben noch nie geredet. Ich war leise und ruhig, kommt nicht oft vor.
"Weißt du Kuroo, m-manche Dinge muss man nicht wissen..."
"Aber ich bin dein bester Freund, ich mache mir Sorgen...um dich."
"Dann beantworte mir doch bitte mal eine Frage" Was soll denn das jetzt? Hab ich irgendwas falsch gemacht in den vielen Jahren. Ich wartete sehnsüchtig auf eine Frage aber ich wusste nicht, dass sie mich so mitnahm.
"W-Wie oft hast du mich.....in den letzten Jahren gefragt, w-wie es mir geht?" Ich glaube mein starren wurde mit den letzten paar Worten von Kenma immer Größer. Wie oft? F*ke vielleicht zwei mal ? Wenn es hoch kommt? Verdammt.
"Ähm, i-ich weiß nicht, mhm ein paar mal ?" Er wandte seinen Blick von mir ab und wurde klein, sehr klein.
"Es war das letzte mal vor einem Jahr und ein paar Tage .."er flüsterte so sehr, dass ich ihn kaum verstand. Aber seine Worte hätte ich auch verstanden wenn ich taub und blind wäre. Ich habe versagt, ich habe als sein bester Freund versagt. Ich schaute  beschämt auf den Boden, in dem Moment fühlte ich mich absolut erbärmlich. Ich machte einen Schritt nach vorne, doch das regte ihn nicht dazu an, nach oben zu schauen. Ich beugte mich zu ihm und umarmte ihn. Ich wusste nicht was ich sonst machen sollte, meine Schuldgefühle waren jetzt schon so ungemein groß.
"Es tut mir leid....Ich bin ein erbärmlicher Freund gewesen, ich hätte mehr auf dich aufpassen sollen, als es darauf ankam..." zum Ende hin wurde meine Stimme brüchig und ich weinte, bittere Tränen rannen mir die Wangen runter in Kenmas Schluterbeuge.
"K-Kuroo bitte es ist schon.."
"Nein ist es nicht" unterbrach ich ihn mitten in meinem Satz.
"Kuroo bitte lass gut sein" Seine Stimme war genauso brüchig wie meine Zuvor. Ich trat wieder einen Schritt zurück, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen, so beschämt war ich ihm gegenüber.
"Kuroo es ist schon spät, ich würde jetzt gerne heim"
"Ja....klar"
Der restliche Weg war der unangenehmste Weg, den ich je gegangen bin und wahrscheinlich der Weg den ich so (in dieser Art) nie wieder gehen werde.
Wir kamen in unsere Straße, unsere Häuser Schritten immer näher. Wir blieben vor Kenmas Haus stehen. Er sah mich von unten heraus an, so konnte ich in seine Wunderschönen Augen sehen. Ich glaube mein Körper, meine Hormone haben noch nie so dannach gebetelt, dass ich ihn jetzt einfach nur küsse. Natürlich tat ich es nicht.
"Dann bis morgen" kam es leise von meinem immer noch  ängstlichen Kätzchen.
"Ich habe morgen die erste Stunde frei, du musst morgen also allein zur Schule..."
"Ok.....b-bis Morgen" da war es, das schönste seltenste Lächeln, dass ich je gesehen habe. Ich grinste zurück, würde aber dann wieder traurig, das sah er. Er wendete sich ab und ging in sein Haus. Ich wartete noch, bis er drinnen war. Muttersintinkt und so. Dannach ging ich mit einem gemischten Gefühl in mein Haus. Ich hatte morgen natürlich nicht die erste frei, ich würde ihm folgen und schauen was passiert, wenn er allein mit den Leuten in der Schule ist. Da ich wusste, dass Kenma sehr früh zur Schule geht, wenn noch kein Mensch da ist, um die Menschenmassen zu umgehen. Wenn wir beide zusammen gehen, passt er sich mir an. Aber ich hatte irgendein dummes Gefühl, wenn ich ihn mit denen vom Zug allein lasse.

Kenma

Ich trat in mein Haus ein. Lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und rutschte sogleich an dieser hinunter und legte meine arme um meine Knie. Meine Mom war nie da, wenn ich heim kam, sie war arbeiten, fast immer.
'Hätte ich es ihm sagen sollen? Von den Mobbern in der Schule, von meinem niedrigen Selbstwertgefühl? Meine Herz schrie nach ja, denn kuroo war nicht nur ein Freund für mich, irgendwie war da mehr. Aber andererseits sah ich jeden Tag wie glücklich er ist, will ich das Zerstören? Ich meine ist doch mein Problem, wenn ich es mag meinen Körper zu .....das klang nachdem ich es gedacht habe doch härter als es war' Ich stand mit zittrigen Beinen auf, warf meine Sportklamotten in die Wäsche und ging duschen. Als er mich so an die Wand gedrückt hatte....hatte es sich so angefühlt als wäre es jemand anderes, jemand der mir wehtuhen wollte, aber es hatte sich auch auch gleichzeitig sehr vertraut angefühlt, Angst hatte ich trotzdem. Als ich unter der Dusche stand, schaute ich an mir herunter. Meine Oberschenkel und meine Schultern waren übersäht mit Narben, alten wie neuen. Ich fuhr mit meinen Fingern über die unzähligen Narben. Ich starrte lange auf meinen Körper, konnte mich aber losreißen und wusch mich. Ich schaffte es aus der Dusche, zog mich aber nicht an. Ich sah in den Spiegel, es war nicht so, dass ich so depressiv war, dass ich mich umbringen wollte. Nur...durch die ganzen Mobber, die mir das Gefühl geben, nur Schmutz zu sein, ertränke ich mich gern in dem selbstzugefügten Schmerz. Es waren auch nicht nur Narben, auch unzählige Blaue Flecken auf Armen, Beinen, Schulterblättern und Bauch wurden irgendwie nie weniger. Dazu kommt, die Farbe von Blut, ich mag sie, sie hat einen besonderen Rotstich, den man nirgendwo anders sieht, außerdem beruhigt einen dieser tiefe Rotstich ungemein. Ich sah durch den Spiegel über meine Schulter zu einer Rasierklinge.
'Rasierklingen werden doch langweilig Kenma' ich ging mit langsamen Schritten in die Küche und sah die Schublade mit den Messern an. Ich stand bestimmt mehr als 5 Minuten vor der Schublade, zögerlich ging ich an sie und zog sie langsam auf. Ich nahm mir eins und ging in mein hoch in mein Zimmer. Woanders machte ich es nicht, wenn meine Mom dann doch mal zuhause war, kam sie nicht in mein Zimmer. Ich setzte mich an mein Bett und setzte das Messer an. In dem Moment musste ich an Kuroo denken, an seine Worte. Doch, die Zweifel und die Worte von den Anderen Leuten wogen zu dem Zeitpunkt doch mehr. Ich Schnitt mir in den Oberschenkel, dort wo die Boxershorts sitzt. Im gleichen Moment entspannte sich mein kompletter Körper. 2 oder 3 Schnitte waren es gewesen. Ich legte es weg, Verband meine Wunden und zog mich an. Anschließend spülte ich das Messer aus und legte es auf die Arbeitsfläche der Küche.
Ich ging mit einem gemischten Gefühl schlafen.
'Ich muss morgen allein zur Schule laufen....'



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