Kapitel 30

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Auf einmal öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer. Ein ängstlicher Schrei blieb mir in der Kehle stecken und ich erschrak zu Tode, als ich eine Gestalt wahrnahm, die langsam auf mich zu lief...

*

Meine Gelenke waren vor lauter Angst wie eingefroren, Todesangst lähmte mich, quetschte mir den Atem aus der Lunge. Ich vernahm nichts, außer die leisen Schritte meines nächtlichen Besuchers.
Still blieb ich in meinem Bett liegen, während mein Herz viel zu schnell gegen meinen Brustkorb hämmerte.

Beruhig dich, Rose. Es ist ganz bestimmt nur ein Arzt, sagte ich zu mir selbst, doch es änderte nichts an der Angst, die mich quälte.

Das letzte Mal, wo ich mich so gefühlt habe, war...

Damals in Ryans Hütte.

Es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Ein Lichtstrahl, der in mein Zimmer fiel, schien auf die Person, die sich langsam auf mich zu bewegte. Es war der Schatten eines großen, dünnen Menschen...
Diese schlanke Figur kam mir bekannt vor, aber mein Hirn schaltete nicht.

Blitzschnell wanderte meine Hand zu der Fernbedienung, die neben mir auf dem kleinen Nachttisch lag, dann suchte ich in der Dunkelheit vergeblich nach dem Knopf, der für das Licht verantwortlich war und drückte so ziemlich jeden, auf den meine Finger trafen.

Auf einmal ging die Klimaanlage an, mein Bett verstellte sich - und dann wurde es hell im Raum.

Ungläubig riss ich meine Augen auf und sah die Person an, die sich soeben in mein Zimmer geschlichen hatte.

Ertappt stand Harry mitten im Raum und wurde augenblicklich rot.

"HARRY?! Oh mein Gott, bist du bescheuert?! Tu das nie wieder! Ich wäre vor Angst fast gestorben!" schrie ich hysterisch und ließ mich völlig fertig zurück ins Bett fallen.

"Tut mir leid" flüsterte er und grinste mich entschuldigend an.

"Um Himmels Willen, ich dachte du bist irgendein kranker Mörder, oder vielleicht sogar... Moment, was zur Hölle machst du eigentlich mitten in der Nacht im Krankhaus?!" fragte ich fassungslos.

"Ich..." fing er an, dann wanderte sein Blick auf den Boden.
Fragend sah ich Harry an, der bloß leise seufzte.

"Bist du etwa nicht nach Hause gegangen?"

"Ich habe kein Zuhause mehr" sagte er kaum hörbar.

"Von was bitte redest du, Harry?" fragte ich verwirrt und vor lauter Anstrengung bekam ich Kopfschmerzen.

"Sie haben mich rausgeschmissen"

"Rausgeschmissen?"

"Aus der Wohnung..."

"Oh mein Gott" flüsterte ich ungläubig "Wie konnte das passieren?"

"Ich konnte die Miete nicht mehr bezahlen" erklärte er, den Kopf immer noch zum Boden gerichtet "Der Bäcker, in dem ich gearbeitet habe, wurde geschlossen, deshalb bin ich jetzt arbeitslos, habe kein Geld mehr und das ist auch der Grund dafür, warum ich nicht "nach Hause" gegangen und jetzt... naja wie du siehst wieder hier bin"

"Oh mein Gott" wiederholte ich aufgelöst.

"Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so erschrecken musste" flüsterte er "Aber die Besuchszeiten sind vorbei und ich dachte, es fällt auf, wenn ich das Licht angemacht hätte. Es war schön schwer genug sich an den Krankenschwestern vorbeizuschleichen"

"Darum geht es jetzt nicht" hauchte ich. Mir drehte sich der Kopf von den vielen Fragen, die darin herumschwirrten und alle meine Gelenke taten weh. Der Schock saß noch immer tief und dass Harry kein Zuhause mehr hatte, erschütterte mich nur umso mehr.

"Harry... Was-Was hast du jetzt vor?"

Harry zuckte ahnungslos mit den Schultern und schüttelte langsam seinen Kopf.

"Ich... weiß es auch nicht. Ich weiß nicht mal genau, warum ich eigentlich hier bin. Ich wusste einfach nicht, wo ich hin sollte und du bist die Einzige, die... Ach was soll's, ich lasse dich jetzt wieder in Ruhe schlafen. Tut mir leid, dass ich dich um so eine Uhrzeit noch gestört habe, Rose"

"Harry..."

"Was?"

"Wo willst du denn jetzt hingehen? Ich lasse dich ganz sicher nicht unter einer Brücke erfrieren!"

Harry seufzte. Vorsichtig richtete ich mich auf und kletterte aus meinem Bett. Die ersten Schritte taten unglaublich weh, doch ich lief trotzdem weiter in Harrys Richtung.

"Hör zu, Harry, egal was in der letzten Zeit zwischen uns vorgefallen ist, du bist mir dennoch unglaublich wichtig" gab ich zu "Es ist immer noch besser, im Krankenhaus zu schlafen, als draußen, wo man kein Dach über dem Kopf hat. Außerdem hätte ich gegen ein bisschen Gesellschaft auch nichts einzuwenden"

Harry lächelte leicht, dann legte er seine Arme vorsichtig um meine Hüfte.

"Danke, Rose" flüsterte er "Eigentlich verdiene ich so jemanden wie dich überhaupt nicht"

Ich lächelte, dann nahm ich seine Hand und zog in hinter mir her.

"Es ist schon spät, wir sollten schlafen gehen" erklärte ich und setzte mich aufs Bett. Harry nickte.

Das Bett war klein und reichte normalerweise gerade so für eine Person, doch Harry und ich quetschten uns trotzdem zusammen hinein.

"Danke" hörte ich Harry sagen.

"Nichts zu danken, Harry" flüsterte ich, während ich versuchte nach einer Lösung zu suchen.

Als ich spürte, wie ich einschlief hatte ich bereits eine Entscheidung getroffen...

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So, ich hab es auch mal wieder geschafft ein Kapitel zu schreiben:) Tut mir leid, dass ich mal wieder ewig gebraucht hab und dass es nur so kurz ist, aber ihr wisst schon... Die Ideenlosigkeit hat von mir Besitz ergriffen. ._. ♥️

Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt