Die Sache mit der Jägerkröte ...

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28. / Rynt / Im längsten Shaddach meines Lebens

Der junge Lotse, sein Name ist Male, aber alle nennen ihn »Fünfzehn«, hat versagt ... nicht nur ein bisschen, nein, so richtig ... aber von vorne ...

Gegen 8 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Sümpfe. An der Spitze unseres Zuges watschelte die Ente Clyde, um den Hals eine lange Leine an der Male hing. Er hatte seinen Schaufelstab auf der Schulter liegen und fuchtelte mir damit ständig vor den Augen herum. Ich hielt das keine fünf Minuten aus. Dann bat ich die Prinzessin vor mir zu gehen. Sie ist kleiner, die Schaufel schwebte ständig einige Zentimeter über ihrem Lockenkopf hin und her. Ich musste kichern, denn es sah aus, als schwebte über ihr ein hölzerner Heiligenschein, der aber nicht so recht an seinem Platz bleiben wollte.

Hinter mir trabte Otta mit ihrem Rucksack. Mein strammer Hintern wedelte dabei ständig vor ihrer Nase rum, was mir abermals ein Grinsen entlockte.

Ich muss gestehen, dass Hale nicht gelogen hatte. Die Sümpfe haben ihren Reiz. Es gibt da eine Vogelart, ich glaube Male nannte sie »Leierlärchen«. Die Weibchen singen relativ hoch. Eine sich endlos wiederholende komplizierte Melodie aus zwanzig Noten, während die Männchen alle vier bis sechs Noten einen tiefes »tra-la, tra-la« von sich gaben. Sehr kunstvoll … und beneidenswert. Ich vermisse meine Leier. Mir kamen nämlich ein paar richtig schöne Ideen, die ich zu Papier bringen wollte, aber in diesem Sumpf … nunja … Prinzessin Celeste vor mir hatte ständig den Schnabel offen, dass ich mich ohnehin nur bedingt auf die Vögel konzentrieren konnte.

»Wisst ihr, edler Lotse, ihr setzt eure Schritte sehr sanft. Ich nehme an, man lernt das durch die ständige Gefahr hier zu versinken, nicht wahr?«

Male brummt etwas vor sich hin. Ich hatte noch nie erlebt, dass einem Mann gesagt wurde, er habe sanfte Schritte.

Celeste aber plapperte weiter: »Ihr erinnert mich an den anbetungswürdigen Graav Sybian. Was für eine edle Gestalt. Hoch gewachsen, schlank wie eine Rute und sein Rückgrat bewegt sich beim Tanz wie die schwingenden Saite einer Harfe. Ich meine, ich bin bekannt für meinen feinfühligen Schritt bei Almande, Boureé und Courante … aber dieser Mann ... göttlich ...«

Celeste hüpfte ein paar Schritte, verhakte sich in einer frechen Wurzel und klatschte der Länge nach auf den weichen Sumpfboden. Sie rappelte sich auf, putzte sich die Hände ab und quasselte fröhlich weiter: »Stellt euch vor, bereits mit sechs Jahren durfte ich beim Krönungsfest meines …«, sie kratzte sich mit dem linken Zeigefinger an der Schläfe und sagte: » … äh … meines Königs vortanzen. Die Hofgesellschaft saß mit offenen Mündern da und traute ihren Augen kaum.« Ich konnte mir gut vorstellen warum. Celestes Beine verhedderten sich in ein paar Schlingpflanzen, streckte reflexartig die Hände nach vorne, um ihren erneuten Sturz aufzufangen, gewann das Gleichgewicht aber im letzten Moment zurück und tänzelte unbeindruckt weiter. Sie war einfach nur süß … und völlig fehl am Platz.

Enterich Clyde stapfte vor sich hin und begann leicht einzusinken. Male zupfte einmal kurz an der Leine, um ihn zurück auf den Weg zu bringen. Quakend bog das Federvieh nach rechts ab und watschelte ruhig weiter.

Die Stimme der Prinzessin war nun warm geredet. Sie holte Luft und trällerte mit den Vögeln. Nach ein paar Minuten waren die Vögel derart aus dem Takt gekommen, dass Celeste alleine weitersang.

Irgendwie kommt es mir im Nachhinein betracht so vor, als ob mein Handel mich von ihr unterrichten zu lassen vielleicht doch nicht so schlau war.

»Bron?«, fragte sie plötzlich, »wie steht es eigentlich um eure Tanzkünste?«

Bron Sigkrumm und die Beine von CelesteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt