Die Sache mit Otta ...

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27. / Rynt / Immer noch im Shaddach

Es war Nachmittag, als wir in "Goldkliff" eintrafen. Was für ein Name! Diese Ansammlung von Hütten liegt am Rande des großen Sumpfes, der sich über zwei Tagesmärsche Richtung Süden erstreckt. Ich hab von dieser Ortschaft gehört, aber nicht geglaubt, dass es sie wirklich gibt. Die Hauptstraße versinkt im Dreck, die Hütten stehen in Reih und Glied nebeneinander und sind durch Türen miteinander verbunden. Man geht bei den Leuten durch's Vorzimmer, um nicht auf die Straße zu müssen. Ab und an führt eine Brücke von einer Straßenseite auf die andere ... ein Junge, den wir bei einem Schmied trafen sagte mir: »Was wollt ihr? Ist doch alles schön hier. Ihr habt Glück, dass es im Moment nicht regnet.« Ekelhafter Bengel. Bis auf seine blauen Augen war kein Fleckchen Farbe an ihm. Er bestand aus Russ und Schlamm. Unfassbar.

Ich bat Otta samt Rucksack ein Nachtquartier zu organisieren. Sie spurtete in gewohnter Art los. Fliegende Beine, stocksteifer Oberkörper. Wir blieben im Wohnzimmer eines Fassbinders namens Hele zurück.

Prinzessin Celeste sah mich mit großen Augen an. »Was jetzt?«

Ich kratzte mich an der Stirn. »Ich schlage vor wir suchen uns einen Sumpflotsen.«

Hele kam gerade aus der Küche. Er hatte eine Pfanne in der Hand, setzte sich an den Tisch und aß ein Rührei auf einer Brotscheibe daraus. Er nickte uns freundlich zu. Schmatzend sagte er: »Versucht es mal bei Hale drei Häuser weiter. Er ist Sumpflotse ... hat ein paar hervorragende Laufenten, der Mann.«

Celeste sah mich verwirrt an. Ich dankte Hele und wir machten uns auf den Weg. Eine Bäckerei und zwei Tischler später standen wir in Hales Schauraum. Er hat da ein paar handgemalte Bilder vom Sumpf und den beliebtesten Streckenabschnitten an den Wänden hängen. Er selbst war in einen knallgelben Gehrock aus Seide gekleidet und trug einen schwarzen Dreispitz aus Samt auf dem Kopf. Als er uns sah setzte er sein breitestes Lächeln auf, bog um den Tresen, packte meine Hand und schüttelte sie unablässig, während er loslegte mit: »Es ist mir eine Freude sie bei "Hale's Besichtigungstouren durch den großen Sumpf" begrüßen zu dürfen. Ich bin Hale und ich schwöre ihnen, ich habe schon seit ewigen Zeiten kein so hübsches Paar mehr gesehen. Das ist wohl ihr erster Ausflug, nein, lassen sie mich raten, das ist ihre Hochzeitsreise. Was für eine kluge und weise Enscheidung, dass sie sich den Sumpf ansehen. Er ist ja so schön, um diese Jahreszeit, wenn die Sonne untergeht und sich das Licht in den Pfützen spiegelt. Wenn die kleinen Blüten der Senf-Blümchen ihren Duft versprühen. Sie werden es lieben.«

Celeste warf mir bei dem Wort Hochzeit einen kurzen Seitenblick zu, blickte dann aber wieder fasziniert auf Hales Mund, der sich unablässig bewegte und ... Zeug von sich gab. Aneinandergereihte Worte, Verkaufsgeschwafel. Ich entzog ihm meine Hand, drückte Celeste an mich. Ich fand die Idee ein Paar abzugeben gar nicht dumm. Es war das erste Mal, dass ich sie berührte. Sie war warm, zitterte aber ein bisschen. Scheu wie ein Reh. Es war ... angenehm.

»Was soll der Spaß denn kosten?«, fragte ich Hale in einer seiner spärlichen Atempausen.

Seine Augen leuchteten. »Ohhhh, das ist ja das Beste daran. Für so ein erlesenes Pärchen wie sie beide es sind mache ich einen Sonderpreis. Vier Dublonen pro Kopf.«

Mir wurde heiß. Ich fuhr ihn an: »VIER? Was bei Fugurs stinkendem Atem ist an einer Wanderung durch den Sumpf vier Dublonen wert?«

Hale lächelte milde. »Ihr Leben?«

Ich lachte und klopfte auf mein Schwert.

Hale deutete mit seinem Zeigefinger darauf. »Was ist das für Stahl? Wenn es nicht mindestens Straak'scher Stahl ist kommen sie nie durch die Haut einer Jägerkröte ... und im übrigen versteckt sich übles Gesindel im Sumpf.«

Bron Sigkrumm und die Beine von CelesteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt