Kapitel 6

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Kapitel 6

Warum rannte ich nicht weg?

Das Rauschen des Motors wurde immer stärker.

Das Fahrzeug kam immer näher.

Am Steuer sass wieder eine dunkle Gestalt.

Ich konnte ein böses Grinsen erkennen.

Noch wenige Meter und ich war tot.

Noch wenige Sekunden.

5...

4...

3...

Ich zählte.

Diese wenigen Sekunden vergingen wie mehrere Stunden, in denen sich mein ganzes Leben noch einmal abspielte.

Es begann dort, als ich noch klein war. Mein Vater hielt mich in die Höhe. Ich lachte. Er lachte.

Vor meinem inneren Auge sah ich verschiedene Bilder.

Ein kleines Mädchen mit Zöpfchen. Wer war sie?

Jenny!

Mit diesem Gedanken klopfte mein Herz schneller.

Ich werde Jenny nie wieder sehen und ich hatte mich nie vor ihr verabschiedet.

Auch nicht von meinen Eltern.

Warum tu ich das eigentlich?

Ich handelte unbewusst. Ich wollte noch nicht sterben.

Ich hatte noch keinen Grund.

Ich war noch jung und wild.

2...

Doch es war zu spät.

Der Lastwagen stand unmittelbar vor mir.

Alles verschwamm langsam vor meinen Augen.

Das grimmige, grinsende Gesicht des Fahrers wurde unscharf und verschmolz langsam mit dem Lastwagen. Alles wurde gräulich.

1...

Ich spürte einen Schlag und wurde zu Boden geworfen.

Vor meinen Augen wurde es Schwarz.

Ich befand mich in einem Tunnel.

Vorne sah ich ein weisses Licht.

Ich griff danach, doch ich konnte es nicht erreichen.

Noch nicht.

Langsam tat sich vor mir ein heller Streifen auf. Er wurde immer grösser.

Bis meine Augen ganz geöffnet waren. Ein helles Licht blendete mich. Wo war ich?

Um mich herum standen mehrere Menschen, doch niemand der ich kannte.

Ich wollte mich bewegen, doch ich konnte nicht.

Ich spürte wie überall an meinem Körper etwas spannte.

Zum einen war ich angebunden und mit Schläuchen an irgendwelchen Maschinen befestigt und zum anderen tat mir alles weh.

Was ist passiert? Wie kam ich hierhin?

"Guten Tag Mr. Goodwin. Bleiben sie ruhig liegen", sagte einer der Menschen.

"W..was?", stotterte ich, "wo bin ich?"

"Sie sind im Krankenhaus Landchesters Road. Sagt Ihnen das was?", antwortete ein anderer.

Ich überlegte angestrengt, doch ich konnte keine Zusammenhänge erkennen.

_______________

"Schlafen Sie nun noch ein wenig. Sie müssen sich erholen", sagte noch ein anderer, "Sie haben einen schlimmen Sturz erlitten. Es ist aber allen noch ein Rätsel was mit Ihnen passiert ist. Man fand Sie bloss bewusstlos auf einer Strasse." Nachdenklich drehte der Arzt sich weg und ging mit den anderen aus dem Zimmer und die Tür schloss sich laut.

"Man fand Sie bewusstlos auf der Strasse..."

"Man fand Sie bewusstlos auf der Strasse..."

Man fand mich bewusstlos auf der Strasse..

Man fand MICH bewusstlos auf der Strasse...

Dieser Satz hallte in meinen Kopf, als wäre er hohl.

Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern was geschehen war.

Strasse...

Strasse...

Ich suchte den Schlüssel zu meinem Gedächnis und plötzlich erinnerte blitzte vor meinem Kopf das Bild einer dunklen Gestalt mit einem grimmigen Gesicht auf. Wer war das? Wieso kam mir diese Person bekannt vor?

Und mit diesen Gedanken schlief ich in einen unruhigen Schlaf.

Ich träumte von einem dunklen Raum, in dem mich leuchtende Augen anschauten. Ich fühlte mich beobachtet.

Ich schlug wild um mich.

Eine Tür öffnete sich und vor mir stand jemand. Ich wusste nicht wer es war, doch Angst hatte ich trotzdem.

Die Person näherte sich mir immer mehr und je näher sie kam, desto mehr schlug ich aus. Panische Angst ergriff mich.

Ein Lichtspalt von der Tür lag auf dem Boden vor meinen Füssen und den Füssen der dunklen Gestalt.

Sie hob ihre Hände. Blutverschmierte Hände.

Rotes Blut tropfte langsam auf den Boden.

Im Raum war es so still, dass mal das Blut auf den Boden treffen hörte.

Eine rauchige Stimme hauchte etwas Unverständliches. Doch es war nicht der Raum der wisperte, sondern der Unbekannte...

"Mr. Goodwin?" Langsam wurde die Stimme deutlicher.

Die dunkle Gestalt wurde immer heller, bis sie so weiss war, dass sie den ganzen Raum beleuchtete.

Alles wurde weisser und heller und die Augen verschwanden aus dem Zimmer.

Vor mir stand ein weissgekleideter Mann. Ein Arzt um genau zu sein.

Ich war wieder wach.

"Was ist los, Mr. Goodwin?"

"Warum fragen Sie?"

"Nur so...", antwortete der Arzt mit einem Grinsen.

Sein Blick machte mir Angst.

Das Gesicht habe ich schon einmal gesehen.

____________

Ich lag immer noch im Krankenhaus. Alleine. Niemand besuchte mich.

Das enttäuschte mich schon einwenig, denn ich war sehr beliebt gewesen und von Jenny hätte ich schon einen Besuch erwartet.

Dieser Gedanke versetzte mir im Herz einen Stich. Ich habe sie ja verärgert, schoss es mir in den Kopf.

Ich musste mich zusammennehmen, denn mir kamen fast die Tränen.

Ich wollte aufstehen um mir das Gesicht zu waschen, da ich irgendwie hoffte, so auch die Sorgen und Schmerzen loszuwerden. Doch ich konnte nicht aufstehen. Alles schmerze noch zu sehr und ich hing immernoch an allen möglichen Geräten.

Neben mir stand ein Gerät, welches ständig piepste. Wahrscheinlich mass es meinen Herzschlag.

Ich schaute mich noch ein wenig in diesem hellen Raum um. Überall irgendwelche Arzt-Sachen, von denen ich zur Hälfte nicht einmal wusste, für was sie waren. Naja, egal.

Eine plötzliche Müdigkeit überfliel mich und ich schlief ein.

DarknessWhere stories live. Discover now