Kapitel 13 - "Trust"

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Ich hielt seine Hand fest umklammert, als wir uns langsam vom Ort des Geschehens entfernten. Nicht etwa, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war, nein. Das war nur nebensächlich. Ich hielt mich an ihm fest, weil ich dachte, ich würde jeden Moment zusammenbrechen. All dieser Stress, all diese Angst, die Wut, das Gefühl wertlos zu sein... Es war zu viel für mich. Ich konnte einfach nicht mehr. Mir kam es vor, als würden meine eigenen Gedanken und die ganze Welt versuchen mich zu zerstören. Langsam und schmerzhaft.

Wieso hatte ich mich dem Teufel angeschlossen? War es die schiere Angst davor zu sterben? Oder eher davor, niemals existiert zu haben? War ich etwa wirklich so erbärmlich? Wäre es nicht besser gewesen, wenn ich los gelassen hätte? Meine Mutter wäre glücklich, mein Vater würde vielleicht sogar noch leben... War das nicht egoistisch? Stellte ich tatsächlich mein eigenes Wohl über das der Menschen, die ich liebte?

Mein Blick wanderte zu Lucifer, der nur stumm geradeaus blickte. Wir hatten seit unserer Umarmung nicht mehr miteinander geredet, was es mir nicht gerade erleichterte einen klaren Kopf zu bewahren. Ich fühlte mich einfach nur hilflos. Ich wollte endlich Antworten... Antworten über alles.

Ich ließ Lu los und blieb einfach in mitten der leeren Straße stehen. Er drehte sich ein wenig verwirrt um: "Was ist los, Mei?"

"Was hast du mir noch alles verschwiegen, Lucifer?", presste ich mit geballten Fäusten hervor. Ich war nicht wütend, aber das ganze nahm mir doch ein wenig das Gefühl in Tränen auszubrechen. Ich zitterte am ganzen Körper.

"Ich habe dir sonst nichts verschwiegen, Mei", erwiderte er mit einem gequälten Lächeln, "denkst du wirklich ich würde dir so etwas antun?"

"Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll", entgegnete ich ihm, "nur, weil ich nicht mit Michael gegangen bin, heißt das nicht, dass ich dir vertraue."

"Autsch", er biss sich auf seine Lippe.

"Hast du wirklich geglaubt", meine Stimme zitterte, "nach all dem, was du getan hast... Nach dem, was du mir angetan hast... Würde ich dir noch vertrauen können?"

Er wich meinem Blick aus, wie es wohl ein Kind tun würde, wenn man es zurecht wies.

"Du hast mich angelogen, Lu...", eine Träne rollte an meiner Wange entlang, "und ich... Ich Idiot habe dir vertraut..."

"Mei, bitte", er kam einen Schritt näher und wischte sanft meine Träne von meiner Wange, "ich habe das zu deinem eigenen Wohl getan. Bitte, ich... Ich wollte dir nur helfen."

"Helfen? Indem du mein Leben zerstört hast?", ich sah in seine dunklen Augen und konnte wohl zum ersten Mal erkennen, wie sich seine Iris ständig neu färbte. Seine Kaffeebraunen Augen wurden immer wieder von kleinen, helleren Flammen durchzogen. Sie waren wunderschön. Nein, ich musste mich zusammenreißen.

"Mei, ich-"

"Du kannst mich auch nicht heilen, richtig? Das was du gesagt hast, bei Uriel und Michael, dass du mich zusammenfügen kannst.. Das war gelogen, richtig?"

"Es tut mir so leid, Mei", seine Hand ruhte noch immer auf meiner Wange.

"Ich weiß, Lu", ich ging einen Schritt nach hinten, was dazu führte, dass er ein wenig ratlos seinen Arm in der Luft hielt, "aber, wenn du mich nicht davor retten kannst, für immer in Verdammnis zu leben, wer dann?"

Er sah mich einfach unschlüssig an, ohne irgendetwas zu sagen.

"Ja... Dachte ich mir. Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe", murmlte ich und zog meine Jacke enger an mich.

"Wie bitte?"

"Wenn ich schon nurnoch einen begrenzten Zeitraum hier habe, sollte ich das Richtige tun."

What's up, Lucifer?Where stories live. Discover now