Kapitel 3 - Ein ganz "normaler" Tag mit Lucifer

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Ich rannte einfach drauf los, die Schule befand sich zum Glück in meiner Stadt und ich kam genau eine Minute vor dem Unterricht in meinem Klassenzimmer an. Perfekt. Als ich mich auf meinem Platz neben Elektra nieder ließ, sah ich ihn. Lucifer lehnte gelassen im Türrahmen und grinste mich breit an. War er mir ernsthaft bis in die Schule gefolgt?

„Was tust du denn hier?!", knurrte ich, als er auf mich zu kam. Dummerweise betrat in diesem Moment auch meine Religionslehrerin Frau Healthillek den Raum. Nur fürs Protokoll: Ich hatte Religion nicht deshalb, weil ich es so faszinierend fand, sondern weil wir in diesem Bundesland dazu gezwungen worden Religion als Nebenfach zu haben. Ich hatte ja gehört, dass das in manch anderem Bundesländern anders aussah und ich beneidete sie wirklich darum.

„Ich arbeite hier, Mei. Und das nächste mal bitte etwas höflicher, wenn es geht", klärte sie mich auf und meine ganze Klasse lachte schallend. Wieso musste ich auch in der ersten Reihe sitzen?

„Wir arbeiten noch an ihrer Höflichkeit", antwortete Lucifer, der sich gerade neben mich auf den Boden gesetzt hatte, ihm grinsend und ich sah ihn strafend an.

„Sehr witzig", zischte ich und er musste lachen. Merkwürdigerweise ging keiner auf seine Anwesenheit ein.

„Ich hab Neuigkeiten, Sherlock. Sie können mich nicht sehen", erklärte er mir und ich runzelte überrascht die Stirn. Dann kam es ihnen wohl äußerst merkwürdig vor, dass ich mich mit dem Fußboden unterhielt.

„Heute nehmen wir ein neues Thema durch", begann Frau Healthillek den Unterricht und alle reagierten gleichermaßen genervt darauf. Sie hielt sich wirklich nie an den Lehrplan, weshalb wir immer etwas anderes durchnahmen als die anderen Klassen und wir ahnten schlimmes. An sich war das ja nicht schlimm, allerdings konnte man sich so auch nicht darüber austauschen bei was eine Klassenarbeit anfallen konnte.

„Wer von euch weiß etwas über Engel?", fragte sie in die Runde.

Lucifer begann laut zu lachen. „Ist doch irgendwie ironisch, dass ihr ausgerechnet jetzt dieses Thema durchnehmt, findest du nicht?"

„Total", grummelte ich und Elektra sah mich fragend an.

„Was?"

„Ach nichts."

Einige begannen sich zu melden und ihr Wissen über Schutzengel und weiteres preis zugeben, aber ich hörte gar nicht richtig zu. Erst als sich Sky meldete und etwas über Erzengel erzählte wurde ich hellhörig.

„Es gibt die vier Erzengel: Michael, Gabriel, Uriel und Raphael", begann Sky, „Vorallem Michael spielt eine wichtige Rolle als Engel des Weltgerichts der Apokalypse."

Lucifer gab neben mir einen spöttischen Laut von sich, doch ich ging gar nicht darauf ein.

„Das ist sehr richtig", lobte unsere Lehrerin sie, „tatsächlich ist es fast überall üblich, dass die Rede von vier Erzengeln ist. Die anderen Engel werden häufig gar nicht namentlich erwähnt."

Ich runzelte die Stirn. „Was ist mit Lucifer?", fragte ich, als sie mich aufrief. Sie wurde etwas blass. „Nun, das ist der Teufel..", begann sie.

„Ja, aber er war einst ein Engel", unterbrach ich sie, „Lucifer, der Lichtbringer, so hieß er doch? Doch er fiel, weshalb auch immer. Nichts desto trotz ist er deshalb ein Engel."

Lucifer zog beeindruckt eine Augenbraue nach oben und schmunzelte.

„Ein gefallener Engel", verbesserte sie mich.

„Weshalb ist er gefallen?", fragte ich nun weiter, „weshalb wird er so verschwiegen?"

„Weil er sich mit Gott gleich zu stellen versuchte", erklärte sie mir und schien sich dabei zurückhalten zu müssen um mich nicht anzufauchen.

What's up, Lucifer?Where stories live. Discover now