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Die letzten Tage verliefen ereignislos. Je weiter die Zeit voranschritt, desto weniger standen ich und Seth im Mittelpunkt. Jedoch gab es etwas anderes, das mir zu schaffen machte. Seit ein Typ aus dem Studentenwohnheim, der direkt über mir wohnte, eine Freundin gefunden hatte, gingen sie wirklich jede verdammte Nacht zur Sache und ich, ich bekam kein Auge zu. Den Schlafmangel fing ich dann ungewollt an in den Vorlesungen nachzuholen.

„Herr Evander, wenn Sie genug Zeit haben, um sich draußen zu amüsieren und Frauen aufzureißen und dennoch meinen Vorlesungen nicht aufmerksam folgen können, dann haben sie hier nichts verloren."

Aufreißen. Da war es wieder. Jetzt drang mein ungerechtfertigter Ruf, also schon zu den Dozenten durch. Herr Yashin war ein Mann mit Prinzipien. Trotz seines recht jungen Alters für einen Professoren schien er jegliche Art von Spaß zu unterbinden, die er für unangebracht hielt. In dieser Hinsicht war er mir sogar recht ähnlich, da auch ich mir nicht des Spaßes Willen irgendwelche Laster zulegen wollte. Ich entschuldigte mich höfflich und versprach, dass dies nicht wieder vorkommen würde. Einen Moment schwieg er nachdenklich, fuhr jedoch seine Vorlesung belanglos fort. Erst am Ende der Vorlesung rief er mich nochmal zu sich.

„Ich hätte mehr von ihnen erwartet.", sagte er enttäuscht, " In den wenigen Monaten habe ich erkannt, dass sie auf den besten Weg waren ein hervorragender Absolvent dieser Uni zu werden, wenn sie jedoch frühzeitig abschweifen und sich von den weniger begabten Studenten mitreißen lassen, wird sich dieses Verhalten auch auf ihre Zukunft auswirken."

Normalerweise war ich kein impulsiver Mensch und dachte stets nach, wie sich meine Äußerungen auf mein gegenüber auswirken würde. Auch wenn mich sein indirektes Lob insgeheim freute, verärgerte mich jedoch die Tatsache, dass er einfach voreilige Schlüsse zog.

„Was meinen sie mit weniger begabten Studenten?", fragte ich gereizt.

„Ihre Freunde. Seth Morgan und Kiran Nash. Im Gegensatz zu Ihnen sind sie eher Durschnitt. Der eine schlechterer als der andere."

Ich hab um ehrlich zu sein keine Ahnung, wie die schulischen Leistungen meiner Freunde aussahen, hatte jedoch das Gefühl sie verteidigen zu müssen.

„Sie kennen sie doch nicht einmal!", erklärte ich aufgebracht.

„Durch meine Kollegen weiß ich genug.", argumentierte er.

„Ich hätte Sie nicht für jemanden gehalten, der seinen Eindruck von Menschen durch die Meinung anderer beeinflussen lässt." Ich sah in seine dunklen Augen und hoffte, dass mein Blick das Gesagte genug Nachdruck verleihen würde.

Die Intensität meines Blickes schien ihn zu überraschen und er schwieg einen Moment um Nachzudenken.

„Ich werde abwarten und dann werden wir sehen, was die Zukunft für sie bereithält." Er ging durch die Tür und ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er. Ich stand allein im Hörsaal.

Habe ich ihn gerade verärgert?

Zwar denke ich, dass ich in der vorherigen, meines Erachtens nach, sinnlose Diskussion im Recht lag, dennoch war es kein gutes Zeichen, wenn man einen Lehrer gegen sich aufgehetzt hat.

„Jo Lev! Wo bleibst du denn? Wir warten schon seit 10 Minuten auf dich."

Seth und Kiran standen ungeduldig im Türrahmen.

„Tut mir leid. Ich hatte eben noch ein Gespräch mit Herrn Yashin." Die Beiden sahen mich fragend an und ich erzählte ihnen von dem Gespräch.

„He, meine Noten sind gar nicht so schlecht. Ich bin auf jeden Fall noch im guten Bereich.", rechtfertigte sich Seth, als ich ihm von Herr Yashins Bemerkung über meine Freunde berichtet hab. Kiran schien dagegen etwas betrübt dreinzuschauen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 30, 2015 ⏰

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