Kapitel 30

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Knarzend fiel die Tür hinter mir ins Schloss und irgendwie war es ein außergewöhnlich befreiendes Gefühl. Wahrscheinlich lag das unter anderem daran das ich mich da drinnen dauerhaft beobachtet und in Gefahr gefühlt hatte. Leicht stieß etwas warmes gegen mein Bein und als ich meine Hand danach ausstreckte fühlte ich weiches Fell zwischen meinen Fingern. Es war schon komisch wie zufrieden ich mich einfach gerade in diesem Moment fühlte.
"So spucks schon aus, was hast du vor?" hörte ich relativ leise Luna sagen und als ich zu ihr sah erkannte ich recht schnell das sie gerade mit Dustin ein... reges Gespräch führte. Um ehrlich zu sein sah es schon fast so aus als ob sie ihm gleich die Augen auskratzen würde während er absolut teilnahmslos neben ihr stand und... mich anstarrte? Als ich ihm jedoch entgegenstarrte, quasi um herauszufinden was schon wieder in seinen wirren Gedanken vor sich ging, blinzelte er mehrmals verwirrt und schaute doch noch das Rothaarige Mädchen an welche sich wohl in der Zwischenzeit in Rage geredet hatte und schon recht rot im Gesicht geworden war.
"Hörst du mir überhaupt zu?!" "Ehrlich gesagt nein" ich musste mir deutlich verkneifen zu lachen. Damit das ganze nicht vielleicht doch ausarten würde ging ich auf die beiden zu und sprach beide gleichzeitig an "Was ist denn überhaupt los? " ehe ich es mich versah wurde ich dann auch von Luna an der Hand mitgezogen bis wir etwas weiter weg von Dustin standen "Der nutzt dich aus, ich sags dir!" ich seufzte und verdrehte meine Augen noch zusätzlich "Und wie kommst du da drauf?" "Weil er... er ist nicht gut ok?" antwortete das Mädchen vor mir und wurde dabei immer leiser. "Ahaa... und warum?" "Das ist halt so ein Gefühl ok? Glaub mir einfach und frag nicht nach. Halte dich von ihm fern." nun wurde ich doch misstrauisch und mir kam wieder im Sinn was man mir alles gesagt hatte wenn es um Luna ging. "Luna?..." "Ja?" "Kann es sein das du... Dustin kennst?" "Flüchtig könnte man sagen ja." "Kann es sein... das du genauso wie er bist?" "Inwiefern soll ich dem da bitte auch nur ähneln?" ich konnte deutlich die Empörung aus ihrer Stimme hören. "Im Sinne von der Genetik vielleicht?" daraufhin folgte Schweigen. "Du hast mich angelogen damals oder?" fragte ich nun vorsichtig nach "Wie kommst du auf diese Idee?" "Es gibt ein paar... Ungereimtheiten. Luna, bist du... ein Pokémon?" kaum merklich weiteten sich ihre Augen "Wie...?" "Ich hatte eine... erleuchtende Konversation mit einem Mädchen namens Madeleine. Wahrscheinlich kennst du sie?" Dieses Mal sah Luna betreten auf den Boden und kam mir plötzlich wieder vor wie das kleine Mädchen das ich kennengelernt hatte.
Ohne Vorwarnung fiel mir dann das Mädchen auch noch um den Hals "Ich wollte dich nicht anlügen! Wirklich nicht!" "Äh... ja... oder so..." ok ich war überfordert! Immerhin war Luna auf eine merkwürdige Art und weise entweder mit einer zwiegespaltenen Persönlichkeit bedacht worden oder aber da steckt wieder Zeug dahinter das mir niemand sagen wollte oder aber sie war eine begnadete Schauspielerin. Und wenn ich ehrlich war war ich mir nicht sicher was von diesen Möglichkeiten zutraf. Etwas unschlüssig legte ich meine Arme um das weinende Mädchen und umarmte sie. Zumindest war das in meinen Augen das vernünftigste das ich hätte machen können.
Während die Kleine langsam aber sicher mein Oberteil durchnässte sah ich beinahe hilfesuchend zu Dustin und formte mit meinem Mund die Worte "Hilf mir! Bitte!" dieser jedoch schien es zu ignorieren. Nun ja... bis zu einem gewissen Punkt an dem ihm das ganze wohl doch zu blöd wurde. Mit einem tiefen seufzen lehnte er sich mit seinen Rücken an einen Baumstamm bevor er ein lautes Pfeifen von sich gab um die Aufmerksamkeit der Rothaarigen auf sich zu ziehen. "Wolltest du mich nicht noch... ich weiß ja nicht... umbringen oder sowas?" Ohne Vorwarnung lies das Mädchen daraufhin von mir ab und wirbelte herum zu Dustin "Du weißt ganz genau das ich das nicht mal könnte!" und da war schon wieder diese... andere Seite an ihr. Brachte Dustin diese zum Vorschein oder war sie so wegen des Aufenthalts in der Zelle? Ich war mir nicht sicher. "Ich hab langsam das Gefühl das du mit allen und jedem Streit suchst." murmelte ich mehr für mich als für Dustin, dieser hatte das aber wie ich ihn kannte wahrscheinlich sowieso gehört. "Ich kann nichts dafür das du Ärger magisch anziehst, Yuki." Ja er hatte es gehört. Definitiv.
"Wie wäre es damit? Ich habe gerade keinerlei Lust mir irgendwelche Streitereien anzutun und würde es jetzt gerade gerne einfach genießen das diese ganze Aktion so gut geklappt hat. Wenn ihr zwei euch die Augen auskratzen wollt dann bitteschön aber ich mache jetzt erst mal eine Pause. Ich kann mir später immernoch den Kopf über Arceus und die Welt zerbrechen. Also klärt ihr was auch immer zwischen euch beiden ist ohne mich, aber lasst mich da bloß aus dem Spiel." Mit dieser Ansage machte ich auch schon auf dem Absatz kehrt und suchte mir einen Platz um seit einer gefühlten Ewigkeit einfach wieder ausspannen zu können.
Mit Absol an meiner Seite war auch schnell ein Stückchen Erde ohne irgendwelche nervigen Steine gefunden auf dem ich mich mit meiner Freundin zur Ruhe legte. Vielleicht würde ich heute auch mal nicht von irgendwelchen Alpträumen geplagt werden nachdem das was mich so belastet hatte ja nun vorrüber war. Wie sagte meine Mutter immer... 'Träume sind ein Katalysator für deine geheimen Ängste und Wünsche' Irgendwie sowas war das. Wie es ihr wohl gerade ging? Seit bestimmt zwei Jahren hatte ich sie nicht mehr gesehen und die Wahrscheinlichkeit das ich sie wieder sehen würde war auch bei ungefähr Null. Dabei vermisste ich meine Mutter durchaus!
Ich drehte mich von der Seite auf meinen Rücken und sah durch das Blätterdach in den Himmel. Irgendwie war es immer merkwürdig wenn ich an 'Zuhause' dachte. Seit mein Dad damals gestorben ist hatte ich eine Phobie vor Pokémon gehabt. Kein seltenes Phänomen in der heutigen Zeit. Dennoch, jetzt da ich keinen einzigen Menschen mehr um mich herum habe und nur Pokémon in meiner Gesellschaft sind habe ich keine wirkliche Angst. Ja ich bekomme bei diesen Monstern immernoch Panik und erstarre, aber nur bei welchen die ich nicht kenne. Und tatsächlich kann ich mittlerweile ein bisschen besser damit umgehen als ursprünglich. Meine Hand suchte nach dem vertrauten Gefühl von Absols weichen Fell und strich langsam drüber. "Ich weiß wirklich nicht ob ich dir oder Dustin danken soll oder euch manchmal hassen soll..." Ich merkte sofort wie sich der Kopf des Unheilpokémons hob und es mich besorgt ansah "Keine Sorge, dich könnte ich nicht hassen. Aber wenn Dustin mich damals nicht gerettet hätte oder du... Ich wäre gestorben und alle Probleme und Schwierigkeiten die ich hatte und wahrscheinlich haben werde wären und würde ich nie erleben. Aber gleichzeitig fühle ich mich auch erst seit diesem Zeitpunkt wirklich... am Leben." Ich schloss meine Augen und stieß missmutig die Luft in meiner Lunge aus. "Ich denke zu viel nach..."


Chaos - Eine Pokemon FanfictionWhere stories live. Discover now