Réfléchir

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"Höher. Fester."

Er schlug mit dem rechten Handrücken in seine linke Hand, und ich zuckte zusammen.

"Hey. Hey. Reiß dich zusammen." Er wollte meine Wange packen, doch ich wich aus. Einen Moment lang dachte ich, er würde mich anschreien, weil er mich anstarrte, doch er ließ die Hand sinken und trat ein paar Schritte zurück. "So gefällst du mir. Und jetzt machst du es noch mal."

Ich ging ans andere Ende des Saals, meine Beine taten so weh, dass ich jeden Schritt aus ihnen herauszwingen musste, und mein rechtes Knie knirschte seltsam, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Alles, nur keine Verletzung.

"Eins. Nein, warum stehst du so krumm? Hey! Was kannst du überhaupt?"

Er kam mit schnellen Schritten zu mir herüber und langte nach dem schmerzenden Knie, um es grob zu richten, und ich biss mir auf die Zunge, um die Tränen zurückzuhalten. Ich starrte auf das Ende meiner Finger am gestreckten Arm, mein Spiegelbild an der gegenüberliegenden Wand nahm ich nur verschwommen war. Ich wollte mich nicht sehen.

"So. Merkst du was? Merkst du was?" Bei einen Worten landeten Spucketropfen auf meinem Gesicht, weil er mir so nah war, und ich spürte den Würgereiz in meinem Hals und versuchte, an nichts zu denken. "So fühlt sich ein Plié an. Nicht so schwammig und spastenhaft, wie du das gerade gemacht hast. Und jetzt mach den Sprung."

Er ging zur Seite und zählte an.

Ich lief, streckte die stechenden, brennenden Beine, obwohl ich zusammenbrechen wollte, und sprang. Ich fühlte, wie meine Oberschenkelmuskeln sich dabei zusammenzogen, wie meine Waden bereits jetzt vor der Landung protestierten, wie mein ganzer Körper gespannt wie ein Bogen und federnd wie ein abgeschossener Pfeil in der Luft hing, und ich spannte an, ich spannte alles an, um weich zu landen, und ich landete. Meine Schenkel standen in Flammen, meine Füße fühlten sich an, als hätte man mir mit einem Messer die Hornhaut bis auf die Knochen abgeschnitten und meine Lungen spürte ich längst nicht mehr. Meine Lider waren zu schwer, um sie offen zu halten, und so strauchelte ich beim Plié, stolperte über meinen rechten Knöchel, fühlte ihn unter meinem Gewicht brechen und fiel.

Als mein Kopf den Boden erreichte, war er neben mir, seine Hand war auf meiner nackten, feuchten, bebenden Schulter und wanderte langsam abwärts, und obwohl ich nichts an meinem Körper mehr fühlen konnte außer meinem stechenden Atem, zog mein Oberkörper sich zusammen und ich presste Galle meine Speiseröhre hoch, die aus meinem schlaffen Mund auf das helle Holz tropfte. Der Schmerz erreichte mich nicht mehr. Als seine Hand den Bund meiner Strumpfhose erreichte, war ich weg.

Sein WunderkindWhere stories live. Discover now